Venus von Willendorf – Rätsel Steinzeitkunst

Von der Schönheit der Venus zu den Geheimnissen der Höhlenmalerei.
Burgring 7, A-1010 Wien

Zurück in Wien
Am 8. August 2008 wurde die große Sonderausstellung Venus von Willendorf – Rätsel Steinzeitkunst feierlich eröffnet. Ein ganz besonderer Auftakt war die von vielen Gästen erwartete Ankunft der Venus, die ihre Heimreise nach Wien in einem Helikopter bewältigte, gut verwahrt in einem eigenen Sicherheitskoffer. Dieser war durch Handschellen am Handgelenk von Museumsdirektor Prof. Dr. Bernd Lötsch befestigt, der an diesem Abend die 25000 Jahre alte Frauenfigur nach dreimonatigem Gastspiel in Niederösterreich wieder in sein Haus zurückbrachte. Sogar der Wiener Bürgermeister, Dr. Michael Häupl, der als ausgebildeter Naturwissenschaftler dem NHM besonders verbunden ist, hatte sich zu einem Willkommensgruß eingefunden.
Seit zwei Monaten befindet sie sich also wieder in Wien, die Venus von Willendorf, und ist einer der Stars der Sonderschau Venus von Willendorf – Rätsel Steinzeitkunst, die noch bis 1. Februar 2009 im NHM zu sehen ist. Diese hochkarätige Ausstellung vermittelt nicht nur die neuesten Erkenntnisse der urgeschichtlichen Forschung, sie nähert sich dem Phänomen Steinzeit auf verschiedenste Weise. Originalfundstücke und Tierpräparate gehören ebenso dazu wie computeranimierte Filme, Modelle von Steinzeitmenschen und handwerkliche Erzeugnisse der experimentellen Archäologie. Als besonderes Highlight wurde ein ganzer Saal des NHM in eine Schauhöhle umgewandelt; hier kann der Besucher in das Faszinosum Höhlenmalerei eintauchen.

Mehr als eine Venus?
Neben dem Original der 25000 Jahre alten Wachauerin aus Oolithkalkstein sind erstmals auch zwei weitere originale Venusstatuen zu bewundern!
Die Venus von Moravany aus der Slowakei wurde vor rund 25000 Jahren aus Mammutelfenbein gefertigt und ist eine Leihgabe des Museums der Burg Bratislava. Und um das Dreimäderlhaus komplett zu machen, ist auch noch eine weitere Venus zu sehen. Die Venus von Dolní Veˇstonice in Südmähren wird auf ein Alter von etwa 27000 Jahren geschätzt und gilt als die älteste Keramikfigur der Welt!

Erlebnis Steinzeit
Begegnen Sie unseren Vorfahren, die in der letzten Eiszeit die Grassteppe um Willendorf durchstreiften! Wie haben diese Menschen ausgesehen? Wie haben sie gelebt und gejagt? Welche Gedanken machten sie sich über Leben und Tod? Wie sah die heutige Wachau vor 25000 Jahren aus, und welche Tiere lebten damals an der Donau?
In der Sonderausstellung Venus von Willendorf – Rätsel Steinzeitkunst haben Sie die einzigartige Gelegenheit, einem lebensgroßen Wollnashorn ins Auge zu schauen und mehr über die Tierwelt, die in der letzten Eiszeit Mitteleuropa bevölkerte, zu erfahren. Reisen Sie in die Welt der steinzeitlichen Glaubensvorstellungen! Welche Märchen und Mythen wurden an den Lagerfeuern der Steinzeitjäger erzählt? War die außergewöhnliche junge Frau, deren Grab mit besonders auffälligen Grabbeigaben in Dürrnberg gefunden wurde, eine steinzeitliche Schamanin?
Was wäre unsere Vorstellung von der Steinzeit ohne Faustkeile, Steinklingen, Speerschleudern und Knochennadeln? All diese faszinierenden paläolithischen Artefakte sind untrennbar mit unserem Verständnis von Eiszeit verbunden.

Eine Höhle für das NHM
Ein großer Saal dieser Ausstellung ist den Felsbildern der Eiszeit gewidmet, der sich für einige Monate in eine Tropfsteinhöhle verwandelt. In dieser außergewöhnlichen, stimmungsvollen Umgebung ist es den Besuchern möglich, die bekanntesten Höhlenbilder und Kunstwerke nicht nur zu sehen, sondern mit allen Sinnen zu erleben.
Vom Dunkel ans Licht
Wie geheimnisvoll und überwältigend muten sie uns an, die Malereien der eiszeitlichen Jäger und Sammler? Altamira, Chavet, Lascaux … viele bekannte Namen, die Lebensspuren aus einer anderen Zeit beinhalten. Sie alle finden sich in hochwertigen Kopien im NHM Wien wieder! Schon vor mehr als 20 Jahrtausenden suchten sich die steinzeitlichen Künstler im Dunkel der Höhlen versinterte Flächen, wie sie oft neben Tropfsteinen zu finden sind, und schufen dort Kunstwerke, deren Naturnähe uns heute verblüfft. Wisente, Nashörner, Mammuts, Pferde, Höhlenlöwen … die Tierwelt der letzten Eiszeit ist hier so detailliert dargestellt, dass die zoologische Bestimmung keine Schwierigkeiten bereitet. Wie lebensecht und beeindruckend müssen diese Darstellungen im Schein flackernder Herdfeuer gewirkt haben!

Kunstwerke aus geheimnisvollen Tiefen
Das große technische Können, das diesen Malereien zugrunde liegt, und auch deren Häufigkeit, lassen uns auf ihre große Bedeutung für die Menschen der Eiszeit schließen. Doch was war die Aufgabe dieser Bilder? Sollten sie in kalten, langen Wintern die Tierherden zurückbringen, um wieder erfolgreich jagen zu können, und so das Überleben der Gemeinschaft sichern? Stellen die Tier-Mensch-Wesen eiszeitliche Schamanen dar? Oder Tiergeister?
Ihr Geheimnis liegt im Dunkel der Geschichte verborgen, doch diese faszinierenden Bilder regen noch nach Jahrtausenden unsere Fantasie an. Neben riesigen Tropfsteinen und begleitet vom Geräusch der Wassertropfen, die diese Höhlen in Jahrmillionen geformt haben, fühlt man sich in einer fremden, zeitlosen Welt. Nur wenige Meter vom Verkehrslärm der Ringstraße entfernt, beginnt der Museumsbesucher im stillen, kühlen Halbdunkel dieser einzigartigen Schauhöhle zu ahnen, welche Wirkung diese Bilder auf unsere Vorfahren gehabt haben müssen. Und diese Ahnung ist vielleicht die einzige Möglichkeit, das Geheimnis der Felsenkunst ein Stück weit zu lüften.
Kommen Sie dem Phänomen Höhlenmalerei auf die Spur – im Naturhistorischen Museum Wien!
bis 1. Februar 2009

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