Realismus, Porno und Crime

Die Kunsthalle wien ist seit mehr als 15 Jahren die Ausstellungsinstitution der Stadt Wien für internationale zeitgenössische Kunst. Schwerpunkte bilden Fotografie, Video, Film, Installation und neue Medien.
Museumsplatz 1, A-1070 Wien

Zusammenhänge zwischen klassischer Moderne und aktuellem Kunstgeschehen zeigt die Großausstellung zum Jahreswechsel Western Motel. Edward Hopper und die zeitgenössische Kunst. Nur wenige Künstler haben die menschliche Existenz so eindringlich dargestellt wie Edward Hopper. Der amerikanische Maler entwirft eine Bildsprache, die ungeachtet der großen Strömungen seiner Zeit die Ästhetik des amerikanischen Realismus erweitert und neu formuliert. Kino und Theater prägen seine Bildwelt, die längst Referenz für nachfolgende Künstlergenerationen geworden ist. Im Dialog mit Gemälden, Druckgrafiken und Zeichnungen Hoppers stehen Arbeiten von David Claerbout, Dawn Clements, Philip-Lorca diCorcia, Jonas Dahlberg, Thomas Demand, Gustav Deutsch, Tim Eitel, Jim Jarmusch, Rachel Khedoori, Mark Lewis, Ed Ruscha, Markus Schinwald/Oleg Soulimenko, Jeff Wall und Rachel Whiteread.
Einen international aufstrebenden Künstler aus Litauen bringt beinahe zeitgleich die halle 2: Kunst als Flimmern, Vibrieren, Schweben ... – die das Auge besticht und Schwindel erregt. Abgespulte Videobänder, die sich im Luftzug bewegen, dienen Zilvinas Kempinas als skulpturales Material, um das Geheimnisvolle flüchtiger Bewegungen vor Augen zu führen: die Rotation von Luft, das Ornament von Schatten, das Spiel reflektierenden Lichts. 2009 wird Kempinas den litauischen Pavillon auf der Biennale von Venedig ausrichten.
Große themenspezifische Ausstellungen widmen sich 2009 den Phänomenen Porno und Crime sowie dem Epochenumbruch von 1989.
Pornografie erobert den Mainstream und boomt in den Nischen, findet sich im Alltag, im Pop und in der Kunst. Die „Pornitrition“ (Dick Hebdige) durchflutet die Medien, die in ihrem voyeuristischen Charakter und ihrer Gier nach körperlichen Zeichen von Erregung selbst latent pornografisch agieren. The Porn Identity. Expedition in die Dunkelzone konfrontiert den Wildwuchs der Pornografie mit teils selbst expliziten oder aber abstrahiert referenziellen künstlerischen Werken.
Die zweite Frühjahrsausstellung Built for Crime untersucht das Verbrechen als eine deviate Lebensform, die sich jenseits bürgerlicher Konvention ihre eigenen Normen geschaffen hat. Dokumentarische Fotos aus der Grauzone der Moral hinterließ der Fotograf Weegee: Von den 1930ern bis in die 1950er Jahre lichtete er in New York hunderte Morde und andere Verbrechen ab. Der junge New Yorker Künstler Banks Violette bezeichnet den kontroversiellen Charakter seiner zeitgenössischen Memento Mori selbst mit seiner Lieblingsvokabel „amoral“.
Der Sommer gilt ganz der Fotografie; mit der Porträt-Ausstellung Von Angesicht zu Angesicht – eine Geschichte des fotografischen Porträts seit den 1980er Jahren bis heute – und einer großen Personale zum deutschen Fotokünstler Thomas Ruff. Der scharfe und konzentrierte Beobachter seiner Motive öffnet den Blick auf die unterschiedlichsten Bereiche unseres Alltags – auf die Menschen, die Architektur, den Kosmos, das Internet.
Western Motel. Edward Hopper und
die zeitgenössische Kunst
bis 15. Februar 2009, halle 1

Zilvinas Kempinas
31. Oktober 2008 bis 25. Januar 2009, halle 2

The Porn Identity.
Expedition in die Dunkelzone
13. Februar bis 7. Juni 2009, halle 2

Built for Crime. Banks Violette und Freunde
20. März bis 3. Mai 2009, halle 1

Thomas Ruff
22. Mai bis 20. September 2009, halle 1

Von Angesicht zu Angesicht
Eine Geschichte des Porträts in der Fotografie
26. Juni bis 18. Oktober 2009, halle 2

1989. Ende der Geschichte oder
Beginn der Zukunft?
Anmerkungen zum Epochenumbruch
16. Oktober 2009 bis 14. Februar 2010, halle 1

Videorama
6. November 2009 bis 24. Januar 2010

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