Judith Leyster, Stillleben mit Obstkorb, zirka 1635–1640Frans Hals, Bildnis eines Mannes, zirka 1637–1640 Paulus Moreelse, Schäferin, 1617

Private Views. Einblick in eine Privatsammlung

Die hochkarätige Sammlung Kremer, die bis zum 25. Januar 2009 in Schloss Wilhelmshöhe in Kassel zu sehen ist, trifft dort auf eine der bekanntesten Sammlungen niederländischer Kunst des 17. Jahrhunderts in Deutschland, die ebenfalls auf eine Privatsammlung zurückgeht: auf die von Landgraf Wilhelm VIII.
Schlosspark 1, D-34131 Kassel

In nur 13 Jahren trug das Ehepaar George und Ilone Kremer eine Sammlung holländischer und flämischer Malerei zusammen, die derzeit 48 Meisterwerke umfasst. Die Tatsache, dass auch heute noch bedeutende Bilder von Rembrandt und seinen Zeitgenossen auf den Kunstmarkt kommen, faszinierte die beiden und bildete den Ausgangspunkt für den Aufbau ihrer beeindruckenden Sammlung. Fachkenntnis allein ist dafür mitunter nicht ausreichend, es gehört auch ein wenig Glück dazu. Das erfuhren die Kremers beim Kauf „ihres“ Rembrandts. Das Bild war zunächst Jacques des Rousseaux, einem Schüler Rembrandts, zugeschrieben. Erst die Restaurierung des Bildes brachte die Signatur „RHL“ zutage. Aus diesem Einzelstück entwickelten die Kremers einen ersten Schwerpunkt in ihrer Sammlung: Rembrandt und seine Schule. So sind in der Ausstellung drei Kupferplatten, die Rembrandt zum Druck seiner Grafiken dienten, zu sehen. Unter den Arbeiten der Schüler sticht unter anderem ein Selbstbildnis von Gerrit Dou hervor, dem Begründer der „Leidener Feinmaler“.
Einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung bilden Gemälde aus dem Kreis der Utrechter Caravaggisten. Die von Abraham Bloemaert ausgebildeten Künstler verbrachten nach ihrer Ausbildung einige Jahre in Italien, wo sie von der Malerei Michelangelo Caravaggios beeinflusst wurden. Nach ihrer Rückkehr brachten die jungen Holländer den von lebensgroßen Figuren und extremen Hell-dunkel-Kontrasten geprägten Stil des Italieners in ihre Heimat. Aus diesem Künstlerkreis sind in der Ausstellung Arbeiten des Lehrers wie auch typische Werke seiner Schüler zu sehen.
Bemerkenswert sind die Porträts der Sammlung. Hier sind vor allem Frans Hals und sein Umkreis präsent. Neben den klassischen Schulen und Gattungen stechen insbesondere Einzelpositionen der Sammlung Kremer hervor: So ist in der Ausstellung das einzige erhaltene Stillleben der Haarlemerin Judith Leyster zu sehen, das letzte Selbstbildnis des Den Haager Porträtisten Adriaen Hanneman sowie eine bezaubernde Schäferin von Paulus Moreelse, die erste halbfigurige Darstellung einer Schäfergestalt in der niederländischen Malerei.
Die Kremers legen großen Wert darauf, ihre Sammlung der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich zu machen. So ist ein Großteil der Sammlung normalerweise im Mauritshuis in Den Haag ausgestellt, wo die Arbeiten auch wissenschaftlich und restauratorisch betreut werden. Mit der jetzigen Präsentation, die zuvor im Wallraf-Richartz-Museum in Köln zu sehen war und im Anschluss ins Frans-Hals-Museum nach Haarlem geht, ist erstmals nahezu der komplette Bestand in einer Ausstellung versammelt.

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