Foto: Moritz Bleibtreu, Jim RaketeFoto: Christiane Paul, Jim Rakete

Figuren, Ikonen und vertraute Fremde

Seit Jahren sorgt die Ludwig Galerie mit ungewöhnlichen Ausstellungen für Aufsehen. Hier treffen Grafiken von Munch, Picasso und Warhol auf ungeschminkte Porträts des Starfotografen Jim Rakete.
Konrad-Adenauer-Allee 46, D-46049 Oberhausen

Figuren und Ikonen
Grafik von Munch bis Kirchner,
von Picasso bis Warhol
Das Bild des Menschen hat seit der Moderne eine intensive Verwandlung erfahren. Die Avantgarden setzen sich mit innovativen Darstellungsformen auseinander und gehen neue Wege. Die Ausstellung beleuchtet dieses Phänomen. Beginnend bei Edvard Munchs frühem Meisterwerk Madonna, wird der Bogen bis zu den Popikonen Andy Warhols gespannt.
Die Tanzfiguren Ernst Ludwig Kirchners entwickeln ihre verschlungenen Rhythmen, die Figuren der Brücke-Künstler wie Heckel, Schmidt-Rottluff, Pechstein oder Müller differenzieren Darstellungsformen. Nolde, Kandinsky, Dix und Beckmann führen ebenso in ein verändertes Menschenbild ein wie die lasziven Akte Egon Schieles.
In großer Breite schafft Picasso neue Formen des menschlichen Abbilds, vom kargen Mahl über die Gauklerbilder reichen seine Arbeiten vom prismatischen Duktus des Kubismus über historische Variationen bis zu den experimentellen Weißliniendrucken. Verschiedene Porträts seiner Lebensgefährtinnen geben Einblicke in private Beziehungen.
Die Popikonen Andy Warhols markieren einen künstlerischen Endpunkt bei
der Stilisierung des Menschenbilds im 20. Jahrhundert. Neben Tickets, Blumen und Kühen dominiert die Figur als darstellungswürdiges Kunstobjekt. Warhol hat unseren Blick auf Filmikonen wie Marilyn Monroe, Liz Taylor und Jane Fonda maßgeblich geprägt.
In teils großformatigen farbigen Drucken, Probedrucken und Unikaten führt die Ausstellung die Veränderungen von der Figur zur Ikone in meisterlichen Bildern vor Augen und beeindruckt auf den drei Etagen der Ludwig Galerie mit dem Menschenbild im 20. Jahrhundert.

Jim Rakete. 1/8 sec. – Vertraute Fremde
„Die Achtelsekunde scheint mir wie der Wimpernschlag der klassischen Fotografie zu sein“, sagt der wohl bekannteste deutsche Starfotograf, Jim Rakete, der seine Prominenten mit einer Plattenkamera ablichtet, einer Technik aus der Frühzeit der Fotografie. In seinen eindrücklichen Porträts gibt der 57-jährige Berliner Einblick in die Welt von Film und Musik, von Kunst und Tanz, von Literatur und Politik. Vertraute Fremde zeigt die Bildnisse, deren Namensliste sich wie ein Who’s who des öffentlichen Lebens liest. Dabei ist es Rakete wichtig, seine Protagonisten ungeschminkt und als Menschen im Bild zu bannen. Heino Ferch, locker mit Kaffeetasse, Hannah Herzsprung, verträumt mit Rose, oder Jochen Vogel mit durchdringendem Blick, daneben Helmut Schmidt (mit unvermeidlicher Zigarette) oder Joschka Fischer vor archaischem Baumstamm. Die Musikszene, die Jim Rakete maßgeblich als Manager mitgeprägt hat, ist nicht nur mit Nena und Ulla Meinecke vertreten, sondern auch mit Silbermond und Wir sind Helden. Einige der seltenen Farbaufnahmen, Nadja Auermann und Polina Seminova zeigend, beleuchten diesen Teil seiner Arbeit. Raketes versteckte Vorliebe für Hasen wird nicht nur auf der Rückseite des gleichnamigen Fotografiebuchs sichtbar.

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