Egon Schiele. Das Werden eines Künstlers

Erstmals zeigt eine Ausstellung den Gesamtbestand von 44 Werken Egon Schieles aus der Sammlung des Landes Niederösterreich.
Kulturbezirk 5, A-3100 St. Pölten

Begonnen hat die Sammlungstätigkeit in den 1950er-Jahren, also zu einer Zeit, da diese Werke noch bezahlbar waren. Der Sammlungsschwerpunkt liegt auf Werken, die vor 1910 entstanden sind, und umfasst somit das Frühwerk des Künstlers, seine Kinder-, Jugend-, Akademiezeichnungen und erste Meisterwerke. Zahlreiche Bilder sind deutlich von Klimt, seinem väterlichen Freund und Förderer, sowie Jugendstilelementen beeinflusst: Stillleben, Sonnenuntergänge, Inseln im Meer, Silhouetten, Landschaften und natürlich Eisenbahnzüge.
„Schiele ist, vereinfacht gesprochen, das produktive Ergebnis einer Mischung aus Klimt und Kokoschka“, so Carl Aigner, Landesmuseums-Direktor und Kurator der Ausstellung. Seinen rasanten Reifungsprozess von 1904 bis zu den ersten Meisterwerken 1908 zu zeigen ist das Anliegen der Schau im Landesmuseum.
Eine wesentliche Rolle in der Entwicklung Schieles dürfte sein Mittelschullehrer Ludwig Karl Strauch gespielt haben, der sein zeichnerisches Talent erkannt hatte. In der Ausstellung sind zwei Porträts zu sehen. Im Jahr 1906 trat er in die Akademie der bildenden Künste ein, um sie bald wieder zu verlassen.
Ein Schlüsselwerk stellt das expressive Bild Mutter mit Kind (Madonna) von 1908 dar sowie die im selben Jahr entstandenen Sonnenblumen. Die Madonna zeigt bereits die für Schiele so signifikanten verkrampften Hände.
Das wahrscheinlich bedeutendste Werk in der Sammlung überhaupt ist die Zerfallende Mühle, ein Hauptwerk des Expressionismus.
Egon Schiele (1890–1918) kommt als Sohn eines Eisenbahners in Tulln zur Welt, besucht die Gymnasien Krems und Klosterneuburg, wo er den Schulunterricht durch Zeichnen stört. Aufnahme an die Akademie der bildenden Künste Wien, die er nach heftigen Kontroversen mit seinem Lehrer Christian Griepenkerl verlässt, Gründung der „Neukunstgruppe“. Sein weiteres Werden vollzieht sich außerhalb der Akademie, um 1910 erreicht er seine künstlerische Eigenständigkeit. Übersiedlung nach Krumau (1911), über Wien nach Neulengbach, wo über ihn wegen des unhaltbaren Vorwurfs der Verführung Minderjähriger einige Zeit Untersuchungshaft verhängt wird. Teilnahme am Weltkrieg als Schreiber, 1918 stirbt er an der spanischen Grippe.
15. November 2008 bis 13. April 2009

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