Ana Kapor (1964) und Vladimir Pajevic´ (1948), geboren in Belgrad und tätig in Rom, sind Maler, und zwar ganz im Sinn der Alten. Sie arbeiten gegenständlich und in klassischer Technik mit Öl und Acryl auf Leinwand, Holz oder Papier. Mehr noch: Dem Anschein nach sind sie beide überzeugte Traditionalisten mit jeweils eigenen kunstgeschichtlichen Bezügen, die von der Renaissance bis zur Romantik reichen, ohne sich auch nur im Entferntesten in bloßer Nachfolge zu erschöpfen. Zugleich aber ist das Vorbild der Natur als Ausgangsbasis ihres künstlerischen Tuns stets unmittelbar gegenwärtig. Beide halten als Maler am Prinzip der Widerspiegelung, an sinnlicher Wahrnehmung wie geistiger Repräsentanz und Bedeutsamkeit der Darstellung fest, und sie bekennen sich zu ihren Grundlagen: dem Paradigma der alten Meister wie der alles bestimmenden Inspirationskraft der Natur in der unerschöpflichen Fülle ihrer Erscheinungen, ihrer Formen, Farben und Strukturen, ihrer Wesenheiten.
Die Landschaft wird zum alleinigen Träger der Aussage, in ihr verdichten sich Urbilder individuellen wie existenziellen Empfindens. Kapors endlose Weltlandschaften wie Pajevic´s magisch-intime Orte sind Topoi des Verlangens nach Rückzugsräumen, nach Bewahrung von Mysterium und Geheimnis, ja nach Wiedergewinn einer ursprünglichen Unschuld, damit aber nach einer neuen Sinnstiftung der Schöpfung, nach Heilung der Welt und dem Ausgleich der Gegensätze in einer harmonisierten Einheit, nach einem Transzendieren des Realen und seiner Aufhebung in einem Gefühl von Geborgenheit in der Welt, in der Unendlichkeit. Zugleich aber geht von diesen Bildern auch ein Hauch von Unbehagen aus, ein sanfter Schauder des Unfassbaren, der Ahnung einer Nachtseite, wie sie sich am Übergang von der Wirklichkeit zum Traum oder auch im Angesicht des Todes zeigt. Das Düstere indes erscheint sublimiert, selbst wenn das Paradies längst verloren und unerreichbar geworden ist.
Ihre Malerei ist das Resultat einer bildhaften Phänomenologie der Innerlichkeit. Sie wirkt still, fast lyrisch, besonnen oder auch instinktsicher komponiert, dabei empfindungstief, doch ohne den leisesten Anflug von Sentimentalität. Es ist eine in hohem Grad ernste, reflektierte, geistige Kunst, gegründet auf die Möglichkeit des Ausdrucks von Subjektivität und Innerlichkeit im Bild der äußeren Erscheinungswelt.
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