Johann Gottfried Schadow, ein gebürtiger, „waschechter“ Berliner, war seinen Zeitgenossen Künstlergenie, gesellschaftlicher Aufsteiger und eben auch ein „Original“, wie es die Stadt immer wieder hervorbringt. Das Stadtmuseum Berlin hat guten Grund, Schadow auch ein bisschen für sich selbst zu reklamieren: Vor 140 Jahren begann mit der Gründung des Märkischen Museums eine intensive Sammeltätigkeit, die über mehrere Generationen hinweg immer wieder auch Hinterlassenschaften und künstlerische Werke Schadows einschloss. Sogar ein „Schadow-Zimmer“ war einst im 1908 eröffneten Märkischen Museum zu sehen! Nach 1945 gelangte mit dem kupfernen Pferdekopf der einzige im Original erhaltene Teil der kriegszerstörten Quadriga vom Brandenburger Tor ins Haus. Das 1962 im Westteil der Stadt eröffnete Berlin Museum würdigte 1983 publikumswirksam mit der Ausstellung … und abends in Verein den Berlinischen Künstler-Verein und dessen Vorsitzenden Schadow. Der damals entstandene Ausstellungskatalog zählt noch heute zu den „Klassikern“ der kunsthistorischen Schadow-Literatur. Heute verfügt das 1995 aus dem Märkischen Museum und dem Berlin Museum hervorgegangene Stadtmuseum Berlin über eine der größten deutschen Sammlungen mit Werken Schadows. Vor allem ist hier der umfangreiche grafische Bestand zu nennen, der seinesgleichen sucht.
Nun ist Schadow, dessen Ruhm noch zu Lebzeiten und geradezu sprichwörtlich „in Rauch aufgegangen ist“, von den Berlinern nie wirklich vergessen worden. Das Brandenburger Tor mit der Quadriga kennt heute als Deutschland und Berlin repräsentierende Bildikone die ganzen Welt. Die Prinzessinnengruppe wird in den verschiedensten Ausführungen in den Souvenirläden Berlins angeboten. Schadow selbst behauptet seit Langem seinen Platz im Olymp der bedeutendsten Künstler Europas. Leben und Werk dieses Bildhauers sind gut erforscht. Daher ist der 250. Geburtstag ein guter Anlass, Schadow auf klassische und zugleich unkonventionelle Weise zu feiern: mit einer gemeinsamen Ausstellung der Schadow-Gesellschaft und des Stadtmuseums Berlin im Ephraim-Palais des Museums. Johannes Grützke, Vorstandsmitglied der Schadow-Gesellschaft und Hannah-Höch-Preisträger des Landes Berlin 2012, entwickelte dafür künstlerische Interventionen und trat in einen imaginären Dialog mit und über Schadow. Die Kooperation zwischen Schadow-Gesellschaft und Stadtmuseum Berlin ist im besten Sinn ein bürgerliches Engagement: Schadow war – trotz des Titels als Hofbildhauer – eben einer von uns!
bis 29. Juni 2014, Ephraim-Palais
Es erscheint ein etwa 100-seitiger, reich bebilderter Katalog mit Beiträgen von Dr. Jens Bisky, Johannes Grützke, Gundula Ancke, Prof. Dr. Dominik Bartmann, Dr.in Claudia Czok, Dr. Jan Mende und Andreas Teltow. Der Druck wird gefördert von der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung.
Informationen
Ephraim-Palais | Stadtmuseum Berlin
Poststraße 16, D-10178 Berlin
Di, Do–So 10–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr
Infoline: Tel. +49 (0) 30/24 0 02-162
http://www.stadtmuseum.de http://www.facebook.com/stadtmuseumberlin
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