Prometheus stahl den Göttern das Feuer und brachte es den Menschen. Ihre Kräfte waren entfesselt, und sie schufen Kultur und Technik – wobei stets Fluch und Segen eng beieinanderlagen. Die Festspiele Zürich laden ein, diesen Mythos neu zu entdecken.
Künstlerisches Herzstück des Programms ist Luigi Nonos Prometeo – Tragedia dell’ascolto. Vollendet im Jahr 1985, ist dieses Werk ein Glanzpunkt der musikalischen Avantgarde und ein kompromissloser Versuch, in der Musik die großen Themen der Menschheit zum Klingen und zur Sprache zu bringen. Nicht umsonst wählt Nono mit Prometheus jene Gestalt als Bezugspunkt, die auf besondere Weise mit den utopischen Fragen des Menschwerdens und Menschseins verbunden ist.
Den in der Musik des vergangenen Jahrhunderts entfesselten Kräften der Fantasie widmen sich weitere klassische Konzerte und Musikabende in der Tonhalle Zürich, in der Gessnerallee Zürich, dem Theater Rigiblick und an der Zürcher Hochschule der Künste sowie eine Prometheus gewidmete Jazzreihe im Sommerpavillon des Museums Rietberg.
Eine nicht vorhersehbare Entfesselung verheerender Kräfte löste der Ausbruch des Ersten Weltkriegs aus – zum 100. Mal jährt er sich am 28. Juni. Dieses Thema greifen eine Ausstellung des Landesmuseums Zürich und eine prominente Diskussionsrunde am Schauspielhaus Zürich auf.
Diverse Theateraufführungen verpflanzen das Festspielmotto in die heutige Zeit – etwa in der Gessnerallee, wo ein moderner Prometheus den Mächtigen die Daten raubt, im Theater Neumarkt, wo ein prometheischer zeitgenössischer Künstler gegen das Verlöschen kämpft, oder im Schauspielhaus Zürich, wo das Publikum in einem Parcours die globalisierte Welt der Sturmgewehre und Drohnen, der Herrschenden und Flüchtenden hautnah miterlebt.
Eine Kabinettausstellung im Kunsthaus reflektiert den Wandel der künstlerischen Beschäftigung mit der Figur des Prometheus, indem sie Gemälde und Zeichnungen von Johann Heinrich Füssli mit einem kapitalen Werk der Gegenwartskunst von Javier Téllez konfrontiert.
Vorträge, Gespräche und ein Festspielsymposium laden zudem ein, über die Wirkung und Bedeutung des Prometheusmythos im Wandel der Zeiten nachzudenken – so eine mehrteilige, in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich konzipierte Veranstaltungsreihe.
Für Festspielstimmung inmitten Zürichs ist gesorgt, wenn die „Oper für alle“ mit einer Liveübertragung des Rigoletto aus dem Opernhaus den Sechseläutenplatz in ein Freiluftparkett und der Sommernachtsball die Halle des Zürcher Hauptbahnhofs in einen glänzenden Ballsaal verwandeln. Den Schlusspunkt setzt ein rauschendes Festspielfest in der Gessnerallee Zürich mit dem Tanzspektakel VADER (Vater) von Peeping Tom.
13. Juni bis 13. Juli 2014
Informationen und Karten
http://www.festspiele-zuerich.ch
Leserkommentare
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.