„Berlin, du kannst so hässlich sein!“, singt Peter Fox in einem seiner Lieder. Eine Altberliner Weise behauptet hingegen: „Ganz Berlin ist eine Wolke!“ Zwischen diesen Polen liegt wohl das, was wir alle vielleicht für unsere Stadt empfinden – und auch das, was Matthias Koeppel auf Leinwand und Papier bannt. In seinen (Stadt-)Landschaften und Figurenbildern persifliert er politische und gesellschaftliche Be- und Gegebenheiten mit deutlich ironischem Unterton. Weit gespannte, hochdramatische Himmelsszenerien, unter denen sich deutsche und Berliner Geschichte vollzieht, gelten dabei geradezu als sein Markenzeichen.
Seit der Retrospektive zu Koeppels 65. Geburtstag im Haus am Waldsee im Jahr 2002 hat sich Berlin rasant weiterverändert – und Koeppel hat weitergearbeitet. Mit unverwechselbarem Ausdruck hält er in seinen Bildern nicht zuletzt Alltagswelt und Zeitgeschichte lebendig, die in der geradezu überbordenden Dynamik Berlins manchmal schon ins Vergessen zu geraten droht. Er ist dabei nicht nur auf seine unverwechselbare Weise Chronist Berlins, sondern er interpretiert in seinen Bildern historische Fakten und Begebenheiten auf so suggestive Weise, dass man immer sagen möchte: „Ja, so war es!“, selbst wenn man gar nicht dabei war oder es anders in Erinnerung hat.
In der Schau des Stadtmuseums werden nun erstmals Bilder aus sechs Jahrzehnten seines Schaffens zu sehen sein, in deren Mittelpunkt Berlin steht: von der Nachstellung des Jüngsten Gerichts Lucas van Leydens am Anhalter Bahnhof durch die „Schule der Neuen Prächtigkeit“, die Koeppel einst mitbegründete, über Westberliner Abrissszenarien, sein großes Triptychon zur Maueröffnung bis hin zu jüngst entstandenen Brandenburger-Tor-Motiven im Stil der klassischen Moderne und neokubistischer Bilder. Daneben verweisen mit Selbstauslöser aufgenommene fotografische Zyklen auf das umfassende Arbeitsspektrum des Künstlers.
Und natürlich: Die Ausstellung möchte auch den Blick auf den Berliner Himmel lenken – auf grandiose Naturschauspiele mit bewegten Wolkenformationen, durch die das Licht bricht! Nicht von ungefähr zitiert Koeppel Himmelsdarstellungen der Romantiker und misst wie diese der himmlischen Sphäre eine transzendente Bedeutung bei.
Himmel, Berlin! bildet den Auftakt des Stadtmuseums Berlin zu seiner musealen Arbeit am Thema „Westberlin“ im Jubiläumsjahr des Mauerfalls vor 25 Jahren und des Siegs der Freiheit über die Teilung Deutschlands und Berlins: ein bewegendes historisches Ereignis, dem man auch in
der Ausstellung in den Werken Matthias Koeppels nachspüren kann.
21. März bis 28. September 2014
Informationen
Ephraim-Palais | Stadtmuseum Berlin
Poststraße 16, D-10178 Berlin
Di, Do–So 10–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr
Infoline: Tel. +49 (0) 30/24 0 02-162
http://www.stadtmuseum.de http://www.facebook.com/stadtmuseumberlin
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