Bereits Ende November 2013 wurden die ersten beiden Sonderausstellungen zum Themenschwerpunkt „Frauen“ eröffnet: Broncia Koller-Pinell. Zum 150. Geburts-tag der Malerin und Ausnahmefrauen – Christa Hauer, Hildegard Joos und Susanne Wenger.
Selten ist das Interesse an einer Künstlerpersönlichkeit so vielschichtig wie das an Broncia Koller-Pinell (1863–1934). Zu einer Zeit, als Frauen in den Malerakademien noch nicht einmal zugelassen waren, trat sie bereits in Ausstellungen mit dem Klimt-Kreis hervor. Auch als Förderin der Künste und als Mäzenin war sie aktiv. In ihrem Salon in Wien und in ihrem Wohnsitz in Oberwaltersdorf verkehrten Klimt, Hoffmann, Moser, Schiele und die Elite der österreichischen Kunstszene. Das Landesmuseum zeigt einen Überblick über ihr Werkschaffen, von den malerischen Anfängen zu secessionistischen Hauptwerken und schließlich zu ihrem dem Expressionismus verpflichteten Spätwerk. Die ausgewählten Exponate dokumentieren mehr als 40 Jahre ihrer künstlerischen Arbeit, stets in Auseinandersetzung mit aktuellen Kunstströmungen und großen Malerpersönlichkeiten und stets am Puls der Zeit.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts – so unglaubwürdig das heute erscheint – war die Meinung vorherrschend, dass Frauen nur mit seltener Ausnahme zu großen Leistungen auf dem Gebiet der Kunst fähig seien. Spürbar gebessert hat sich die Situation der Künstlerinnen erst in den 1970er-Jahren, als sie selbst gegen die Unterdrückungsmechanismen der Gesellschaft ankämpften. Mit Hildegard Joos (1909–2005) und Christa Hauer (1925 bis 2013), beide unter anderem Mitbegründerinnen der IntAkt (Internationale Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen), sowie Susanne Wenger (1915 bis 2009), Gründungsmitglied des österreichischen Art Clubs, folgt die Ausstellung Ausnahmefrauen – Christa Hauer, Hildegard Joos und Susanne Wenger den biografischen Spuren von drei Frauen, die sowohl in ihrem Leben als auch in der Kunst Außergewöhnliches bewirkt und geschaffen haben. Christa Hauer, Hildegard Joos und Susanne Wenger haben in den 1940er-Jahren nicht nur an der Akademie studiert, sondern sehr bald künstlerische Erfahrungen im Ausland gesammelt, in New York, Paris und Afrika.
Am 22. Februar startete eine landeskundliche Sonderausstellung mit dem Titel Frauenleben in Niederösterreich, die den Ausnahmekünstlerinnen die „Frau von nebenan“ gegenüberstellt: Arbeiterinnen kommen ebenso zu Wort wie Adelige, Klosterfrauen, Bürgerinnen und Dienstmägde. Der zeitliche Bogen spannt sich vom Mittelalter bis zur Generation unserer Großmütter. Die Auswahl der teils realen, teils fiktiven Frauen reflektiert das breite Spektrum denkbarer Geschicke und zeigt Möglichkeiten und Grenzen von Lebensbewältigung auf.
Frauen hinterlassen so wenige Spuren, „als ein Schiff Spuren hinterlässt auf seinem Weg durch die Wellen“. Anna Maria von Schürmanns Worte, niedergeschrieben in Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs, haben ihre Gültigkeit nicht verloren – bis heute. Hie und da tauchen Frauen in historischen Quellen auf, haben oft an unvermuteter Stelle schwache Abdrücke hinterlassen; doch die Geschichte ist männlich dominiert. Natürlich gab es Ausnahmefrauen, die bereits zu Lebzeiten Aufsehen erregten – ihre Lebensläufe erlauben jedoch kaum Rückschlüsse auf den Alltag ihrer Zeitgenossinnen. Hier steht die „Frau von nebenan“ im Rampenlicht. Die Lebenssituationen der Porträtierten sind typisch für Frauen im Allgemeinen und Niederösterreicherinnen im Besonderen: Frauen, die sich ihrer vorbestimmten Rolle als Ehefrau und Mutter, als unverzichtbare Arbeitskraft fügten. Frauen, die – wie es heute noch geschieht – unbezahlte Arbeit für die Familie leisteten, die Kinder aufzogen, die Hausarbeit verrichteten, für die körperliche und seelische Regeneration der ihnen Anvertrauten sorgten. Frauen, die ihren Ehemännern in Handwerk, Heimarbeit oder bäuerlichem Betrieb zur Seite standen, die seit dem 19. Jahrhundert als Arbeiterinnen oder dank neu entstehender Berufsfelder als Angestellte in Büro und Verkauf tätig waren. Frauen, denen der traditionelle weibliche Lebenslauf als Ehefrau und Mutter verschlossen blieb, warum auch immer: Vielleicht wollten sie nicht heiraten, vielleicht war es ihnen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation unmöglich, vielleicht fanden sie schlicht nicht den Richtigen. Welche Möglichkeiten eröffneten sich Frauen, ihr Leben – oft trotz widriger Umstände – in den Griff zu bekommen? Welche Bewältigungsstrategien entwickelten sie? Damit beschäftigt sich diese Ausstellung.
An der Realisierung dieses Projekts waren auch vier Schulklassen unterschiedlichen Typs von der Volksschule bis zur Oberstufe des Gymnasiums beteiligt. Begleitet werden die Ausstellungen von einem bunten Rahmenprogramm, das Lesungen, Spezialführungen, Poetry Slam, Aktivprogramm und Kabarett bietet. Es erscheinen eine Broschüre für Erwachsene sowie ein Kinderkatalog.
Broncia Koller-Pinell.
Zum 150. Geburtstag der Malerin
bis 12. Oktober 2014
Ausnahmefrauen – Christa Hauer, Hildegard Joos und Susanne Wenger
bis 12. Oktober 2014
Frauenleben in Niederösterreich
bis 19. Oktober 2014
Informationen
Landesmuseum Niederösterreich
Kulturbezirk 5, A-3100 Sankt Pölten
Tel. +43 (0) 27 42/90 80 90
Di–So und Fei 9–17 Uhr
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