Zu sehen sind die reichen Beigabenensembles der sogenannten Fürstengräber von Helmsdorf in Sachsen-Anhalt, von Leubingen im benachbarten Thüringen sowie der Hortfund von Dieskau. Goldobjekte wie Armringe, Nadeln und Kleinringschmuck sowie Bronzegegenstände wie Stabdolche, Beile, Meißel und Ähnliches sind – teils im Original, teils als Repliken – erstmals komplett im Zusammenhang ausgestellt. Sie belegen die blühende frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur, die erste reguläre Metallkultur, in Mitteldeutschland. Diese perfektionierte bereits die Bronzeverarbeitung, organisierte weiträumigen Handel mit Rohstoffen und war in der Lage, hochwertige Bronzeprodukte zu erzeugen. Die Metallherstellung erforderte sehr unterschiedliche Fähigkeiten und führte in der Folge zu einer stärkeren Differenzierung der Gesellschaft. An der Spitze bildete sich eine profitierende Oberschicht heraus, die in den „Fürstengräbern“ archäologisch fassbar wird. Als besonderer Höhepunkt der Sonderschau und wichtiger Beleg für den Umfang des weiträumigen Handels in der frühen Bronzezeit kann ein Hort von Ösenhalsringen aus Bayern gezeigt werden. Die Archäologische Staatssammlung München stellt einen ihrer bedeutenden frühbronzezeitlichen Horte großzügig als Leihgabe zur Verfügung.
In der Zeit um 1600 v. Chr. scheint sich die gesellschaftliche Spitze neu zu orientieren. Gold als Statusanzeiger fehlt jetzt weitgehend in den Gräbern. Neues Statussymbol wird das Schwert. Entsprechend ist in der Sonderschau eine Reihe von Schwertklingen aus Männergräbern zu sehen, die genau in diese Zeit des Übergangs gehören und den neuen „Schwertadel“ markieren, so zum Beispiel aus Thierschneck (Saale-Holzlandkreis), Sachsenburg (Kyffhäuserkreis), Halberstadt und anderen. An der gesellschaftlichen Basis scheinen keine gravierenden Änderungen stattgefunden zu haben. Auf der Ebene des gesellschaftlichen und religiösen Überbaus ändert sich jedoch einiges: So wird die jahrhundertealte Grabsitte der geschlechtsunspezifischen Hockerbestattung langsam aufgegeben. Auch die Hortfundsitte verliert langsam an Bedeutung. Vor allem aber scheint die wirtschaftliche Grundlage für die Herrschaft der „Fürsten“ verloren gegangen zu sein. Insbesondere der rege Handel mit Metallen nach Nordeuropa, von dem die „Fürsten“ profitiert hatten, lässt nach.
Die Sonderschau wird wissenschaftlich begleitet durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, das auch die überwiegende Zahl der originalen Funde und Repliken als Leihgaben zur Verfügung stellt.
4. April bis 2. November 2014, täglich 10–18 Uhr
Informationen
Arche Nebra – Die Himmelsscheibe erleben
An der Steinklöbe 16
D-06642 Nebra OT Kleinwangen
Tel. +49 (0) 344 61/25 5 20
http://www.himmelsscheibe-erleben.de
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