Hermann Hesse beim Aquarellieren, Sommer 1939  © Fondazione Hermann Hesse MontagnolaHermann Hesse, Abendlicht, 11. Juli 1925, Grafit und Aquarell, Fondazione Hermann Hesse Montagnola, Depositum Privatsammlung © Hermann Hesse-Editionsarchiv Volker Michels, Offenbach am MainHermann Hesse, Vogelhäuschen mit Tisch, 1918, Aquarell, Privatbesitz © Hermann Hesse-Editionsarchiv Volker Michels, Offenbach am MainHermann Hesse, Monte Boglia im Schnee, 1933, Aquarell, Fondazione Hermann Hesse Montagnola, Depositum Privatsammlung  © Hermann Hesse-Editionsarchiv Volker Michels, Offenbach am Main

Hermann Hesse. Mit Feder und Farbe

Das Kunsthaus Stade präsentiert in einer großen Sonderausstellung das bildnerische Werk Hermann Hesses.

Zuerst sind es Träume und Selbstdarstellungen, die Hermann Hesse – auf Anraten seines Psychiaters – zu Papier bringt. Es folgen Naturdarstellungen und Interieurs. Und von nun an malt Hesse fast täglich. Hermann Hesse (2. Juli 1877 bis 9. August 1962) war 39 Jahre alt, als er zu malen begann. Er war zu dieser Zeit bereits ein erfolgreicher Autor und wurde 30 Jahre später mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. In vielen seiner Schriften ist die Sehnsucht nach Einklang mit der Natur und nach Erfüllung durch Musik und Kunst zu erkennen. Auch aus seinen Zeichnungen und Aquarellen sprechen eine sensible Wahrnehmung der Natur und die sinnliche Freude am kreativen Schaffen; Hermann Hesses Bildwelt schlägt somit ­einen Bogen zu seinen Texten und vervollständigt sein Werk. Das Kunstschaffen ist von existenzieller Bedeutung für den Schriftsteller, denn durch das Malen gelingt es ihm, Schreibkrisen und Selbstzweifel zu überwinden und Freude am Leben zu gewinnen. Aus vielen seiner Bilder spricht die Sehnsucht nach Harmonie und Glück, aber auch Einsamkeit und Leid lassen sich an den Werken ablesen, beispielsweise wenn ein Baum allein in der Landschaft steht und Häuser ohne Fenster wie eine abweisende Mauer wirken. Selbst in strahlenden Landschaften ist die Vergänglichkeit des Irdischen zu entdecken, werden die Licht- und Schattenseiten des Lebens gespiegelt.
Hermann Hesse begeistert sich für das Zeichnen und Aquarellieren, erprobt unterschiedliche Stile: Darstellungen kindlich-naiv anmutender Landschaften in kräftigen Farben, Auflösung der Bildmotive in geometrische Formen, starke Konturierung der Bildelemente, detailreiche, kolorierte Federzeichnungen. Letztere entstehen vor allem Ende der 1920er-, Anfang der 1930er-Jahre. Der ältere, ruhigere Hesse widmet sich mit Genuss einer Tätigkeit, die er von Anbeginn seines Malerdaseins ausübte: Er illustriert Briefe und Gedichthandschriften.
Die Ausstellung im Kunsthaus Stade zeigt Hermann Hesses bildnerisches Schaffen von den frühesten Arbeiten bis hin zu jenen der letzten Lebensphase. Die Werke werden im Kunsthaus in einen biografischen Zusammenhang gestellt und mit ausgewählten Zitaten aus seinen Schriften und Briefen zur Malerei ergänzt. Hiefür wird der Nachlass seines Sohnes Heiner, bestehend aus Skizzenbüchern, Bleistift- und Federzeichnungen, Aquarellen, vereinzelten Öl- und Buntstiftbildern, Goua­chen sowie illustrierten Briefen und Gedichten, zur Verfügung gestellt und zu großen Teilen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Außerdem werden zum ersten Mal Exponate aus dem Nachlass von Walter und Nora Schadow gezeigt, die von Norddeutschland aus eine über Jahrzehnte andauernde freundschaftliche Beziehung zu Hermann Hesse pflegten. Darüber hi­naus gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Lesungen und Vorträgen.
bis 11. Mai 2014

Vorankündigung:
Ab 24. Mai 2014 im Kunsthaus Stade: „Fantastische Tiere. Die wunderbare Welt des Józef Wilkoń”, eine Ausstellung rund um den berühmten Illustrator Józef Wilkoń, dessen Werke vielfältig und sinnlich vermittelt werden.

Informationen

Kunsthaus Stade

Wasser West 7, D-21682 Stade

Di, Do, Fr 10–17 Uhr, Mi 10–19 Uhr

Sa, So 10–18 Uhr

http://www.museen-stade.de


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