Schloss RochlitzAmtsstube  

Schlösserland Sachsen: Fett, einäugig, revolutionär

Die Residenz der vergessenen Wettiner erwacht zu neuem Leben.

Die Vielfalt des Schlösserlands Sachsen überrascht, besonders wenn man den Blick etwas abseits der großen Städte mit berühmten Häusern und Anlagen, wie etwa dem Dresdner Zwinger oder Schloss und Park Pillnitz, lenkt. Dort steht eines der ältesten Schlösser: Rochlitz, zwischen Leipzig und Chemnitz an der Bundesstraße 107 in Mittelsachsen gelegen. Hier lebten Ernst und Albrecht von Sachsen, die das Kurfürstentum in die ernestinische und die albertinische Linie spalteten. Und hier verbrachte auch der prominente Sohn des Ernst von Sachsen, Friedrich der Weise, um etwa 1470 seine Jugendjahre. Friedrich hatte ­eine wichtige Funktion in der Reformation, als er Martin Luther Unterschlupf auf der Wartburg in Eisenach gewährte und damit dem Reformator das Leben rettete.

Mittelalterlicher Comic auf Schloss Rochlitz
Das Schloss steckt voller Überraschungen und Kostbarkeiten, beispielsweise in der Amtsstube. Fleißige Hände ritzten hier vor über 500 Jahren unzählige Motive – militärische Szenen, Ornamente, Texte, kleine Häuser, ganze Städte und Figuren – in den weichen Gipsputz.
Die kleinen Bilder wirken wie ein mittelalterlicher Comic an den Wänden von Schloss Rochlitz. Restaura­toren entdeckten die Zeichnungen unter ­einer Putzschicht aus dem 16. Jahrhundert. In den vergangenen Monaten wurde klar, welcher Schatz hier mehr als 500 Jahre lang verborgen war.
Wer aber waren die mittelalterlichen Künstler, die sich so in Rochlitz verewigten? War es Friedrich der Weise, der hier in Mußestunden auf der Fensterbank saß und heimlich kleine Männchen und große Kriegsgeschütze in den Putz ritzte? Es ist sehr wahrscheinlich, dass er und die beiden Brüder Ernst und Albrecht von Sachsen die Urheber des „mittelalterlichen Comics“ waren.

Neu: Ausstellung über die Schlossgeschichte und ehemalige Bewohner des Schlosses
Die Putzritzzeichnungen werden Teil der neuen Ausstellung „Fett, einäugig, revolutionär – drei Wettiner für tausend Geschich-
ten” sein. Diese Ausstellung berichtet im Schloss über die Geschichte des Hauses und dessen ehemalige Bewohner, wie etwa Dedo den Fetten, Wilhelm den Einäugigen und Elisabeth von Rochlitz – alle drei gehörten dem wettinischen Fürstengeschlecht an, das über 800 Jahre lang die Geschicke von Sachsen lenkte. Gäste können sich dann selbst von dem Zauber ergreifen lassen, den die kleinen Notizen aus dem Prinzenalltag entfalten.
ab 27. April 2013

STARKE FRAUENgeschichte – 500 Jahre Reformation
Sonderausstellung auf Schloss Rochlitz
Die Ausstellung wirft ein neues Licht auf die Rolle der Frau in den Jahren der Reformation und zieht auch Parallelen zu Rollenbildern und Selbstverständnis der modernen Frau. Erzählt wird auch die Geschichte der revolutionären Elisabeth von Rochlitz, ehemalige Bewohnerin des Schlosses und flammende Verfechterin der lutherischen Lehre.
www.schloss-rochlitz.de
1. Mai bis 31. Oktober 2014

schlösserlandKARTE
Auf Schloss Rochlitz sowie im Internet unter www.schloesserland-sachsen.de können Sie die schlösserlandKARTE erwerben. Die schlösserlandKARTE berechtigt zum Eintritt in über 45 Häuser.

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