George Clarkson Stanfield, Blick von St. Goarshausen und St. Goar und Burg Rheinfels, 1872 © Sammlung Rheinromantik, BonnSchütz d.Ä. Christian Georg, Ansicht von Eltville, 1774 © Museum WiesbadenJoseph Mallord William Turner, Der Loreley-Felsen, 1817 © Leeds Museums and Galleries

Rheinromantik – Kunst und Natur

„Welch entzückendes Bild gestaltete Mutter Natur hier, wie nacheifernde Kunst nimmer zu malen vermag.“ [Johann Isaak von Gerning, 1813]
Friedrich-Ebert-Allee 2, A-65185 Wiesbaden

Die Sammlungsgeschichte des Museums Wiesbaden ist aufs Engste mit einer der zentralen Figuren der Rheinromantik, Johann Isaak von Gerning (1767–1837), verwoben. Im Unterschied zu vielen an­deren Museen gehen die Wiesbadener Sammlungen nicht auf fürstlichen Besitz zurück, da das Herrscherhaus der Nassauer seine weltberühmten Kunstschätze in den Niederlanden beließ. Die Wiesbadener Gemäldegalerie ging vielmehr, wie große Teile der Wiesbadener Sammlungen nassauischer Altertümer und naturhistorischer Objekte auch, aus der privaten Sammlung des Frankfurters Johann Isaak von Gerning hervor, der die Sammlung seines Vaters, Johann Christian von Gernings (1745–1802), geerbt hatte. Im Sinne einer enzyklopädischen Sammlung des 18. Jahrhunderts vereinte diese also Kunstwerke, Altertümer und Naturexponate.
Gerning, in dessen Person Gelehrter, Dichter und Sammler vereint sind, steht exemplarisch für die Weltbürger der Epoche um 1800, die in dieser kulturellen Blütezeit den Grundstein für die spätere Rhein­romantik legten. Die Schönheit des Rheintals – poetisch besungen, mit wissenschaftlicher Neugier gesammelt und geordnet, in Farbe auf Papier festgehalten für die Nachwelt: Dies war der Ursprung der aufkommenden Begeisterung für eine Landschaft, die voller Historie steckte. In dieser Folge wurden Gärten, Burgen und Schlösser mit einer romantischen Begeisterung gestaltet und schließlich im Sinne längst vergangener Zeiten neu zu einer fantasievollen Kunstlandschaft komponiert.
Ausgangspunkt der Ausstellung Rhein­roman­tik – Kunst und Natur, die auf Ini­tiative des Kulturfonds Frankfurt RheinMain im Rahmen des Projekts „Impuls Romantik“ entsteht, sind daher Exponate, die zum Kernbestand der gerningschen Sammlungen gehören. Die mit mehr als 250 Objekten großformatig angelegte Ausstellung beleuchtet das Thema aus den Pers­pektiven der Kunst, der Naturwissenschaft, der Literatur und der Kulturgeschichte. Sie widmet sich der Rheinromantik in einer noch nie da gewesenen Form und Breite: Zum ersten Mal werden Natur und Kunst unter dem Begriff der Rhein­romantik konsequent zusammen gesehen und präsentiert. Werke der Kunst, wie von Hermann Saftleven, den man als den Erfinder der Rheinmalerei im 17. Jahrhundert bezeichnen darf, und der Malerfamilie Schütz, die konsequent künstlerisch auf diesem Erbe aufbauten, bis hin zu den brillanten Werken eines J. M. W. Turner werden mit Naturobjekten der Geologie, Mineralogie, Botanik und Zoologie vereint.
Exemplarisch werden in der Ausstellung aus den naturhistorischen Sammlungen exotische Wirbellose in ihren originalen Glasschachteln präsentiert. Die Präparate haben den oft über 300-jährigen Aufenthalt in den wissenschaftlichen Magazinen unbeschadet überstanden – sicherlich auch dank des Verzichts auf eine öffentliche Präsentation.
Die Schmetterlingssammlerin Maria Sibylla Merian (1647–1717) forschte an ihren Entdeckungen aus dem elterlichen Garten ebenso wie an denen aus Südamerika. Sie sammelte sie, handelte mit ihnen und nutzte sie für ihr handwerkliches, künstlerisches und wissenschaftliches Werk.
Eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt hat sich im klimatisch günstigen Mittelrheintal gebildet. Exemplarisch sei auf den Französischen Ahorn (Acer monspessulanum) hingewiesen, der in der Wiesbadener Sammlung durch ein Herbarblatt von Rüdesheim aus dem Jahr 1830 dokumentiert ist, und auf den Loreley-Dickkopffalter (Carcharodus lavatherae). Dieser ist nördlich der Alpen ausschließlich in einer eng umgrenzten Re­gion des Mittelrheins am namensgebenden Felsen zu finden. In der Sammlung Gernings findet sich auch ein Beleg für diesen 25 bis 30 Millimeter großen Schmetterling.
22. März bis 28. Juli 2013

Informationen

Museum Wiesbaden

Friedrich-Ebert-Allee 2, D-65185 Wiesbaden

Tel. +49 (0) 611/335 22 50

Di, Do 10–20 Uhr, Mi, Fr–So und Fei 10–17 Uhr

[email protected]

www.museum-wiesbaden.de

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