Mit Emil Nolde beginnt vor 100 Jahren der Aufbruch des halleschen Kunstmuseums in die Moderne. Die neue, radikale Bildsprache dieses großen expressionistischen Malers lebt von der sinnlichen Kraft der Farben – eine Provokation der etablierten deutschen Kunstszene vor dem Ersten Weltkrieg.
Der Ankauf seines religiösen Gemäldes Abendmahl für das Museum in der Moritzburg löst 1913 einen Skandal aus: In einem öffentlichen Streit debattieren Wilhelm von Bode, Generaldirektor der Berliner Museen, und der hallesche Museumsdirektor Max Sauerlandt, ob zeitgenössische Kunst ins Museum gehört. Ankauf und nachfolgender Streit als ungewollte PR-Maßnahme machen beide berühmt: das hallesche Museum als Wegbereiter der Moderne und Emil Nolde als Erneuerer der Kunst. Max Sauerlandt trägt wesentlich zum Erfolg Noldes bei. Als Kurator, Biograf, Sammler und Freund begleitet er den Künstler über viele Jahre.
2013 sind 100 Jahre seit dem Abendmahl-Ankauf vergangen. Die Stiftung Moritzburg widmet Emil Nolde zu diesem Jubiläum eine Ausstellung, die sein Schaffen an einem radikalen Wendepunkt vorstellt. Im Zentrum stehen drei seiner großen Themen: die leuchtenden Gartenbilder, die religiösen Gemälde und die exotischen Südseebilder. Die Schau konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1908 und 1918. In dieser Phase findet Nolde über den Umgang mit der reinen Farbe zu seinem eigenen Ausdruck.
Die Stiftung Moritzburg feiert mit der Ausstellung eine Hommage an das Museum und an die expressive Bildwelt Noldes. Umfangreiches, bislang unerforschtes Material enthüllt neue Erkenntnisse über den Künstler. Einige der ausgestellten Bilder gehörten bis 1937 zum Bestand der Moritzburg. Noch heute gelten sie als Schlüsselwerke für Noldes Erneuerung der Kunst: Das Abendmahl von 1909, der Missionar und Akte und Eunuch von 1912 und ein bezauberndes frühes Gartenbild. Szenen von der Südsee und der abenteuerlichen Reise durch Sibirien schaffen eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Farben heiß und heilig würdigt Nolde als einen Künstler, der die Moritzburg entscheidend prägte, und als einen Maler, der die Moderne vorantrieb.
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog mit Beiträgen namhafter Nolde-Forscher.
21. April bis 28. Juli 2013
Helme Heine. Traum und Wirklichkeit
Mit der Ausstellung Traum und Wirklichkeit wird Helme Heine, der zu den bedeutendsten Bilderbuchkünstlern der Gegenwart zählt, erstmals in seiner künstlerischen Bandbreite gewürdigt.
Es ist eine Werkschau der besonderen Art: heitere Kalenderillustrationen neben bitterbösen Grafiken und Skulpturen zum Thema Umwelt; Kostüm- und Bühnenbildentwürfe für das Rockmusical Tabaluga; religionskritische Blätter, Bilderbuchentwürfe, Plakate zur Eurokrise, Bewegungsstudien der Freunde für den Kinofilm Mullewapp, Porträts und Cartoons. Philosophisches, Heiteres und Nachdenkliches stehen nebeneinander und ergänzen einander.
Ephraim Lessing hatte recht: „Das Endziel aller Künste ist das Vergnügen.“
11. August bis 15. September 2013
Informationen
Stiftung Moritzburg
Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt
Friedemann-Bach-Platz 5, D-06108 Halle (Saale)
Tel +49 (0) 345/21 2 59-0
Di 10–19 Uhr, Mi–So und Fei 10–18 Uhr
www.kunstmuseum-moritzburg.de
Leserkommentare
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.