Eine Stadt in Bewegung. St. Pölten 1918 bis 1938
Bis September 2013 ist die zeitgeschichtliche Schau „Eine Stadt in Bewegung. St. Pölten 1918 bis 1938” zu sehen, in der die für die Stadtentwicklung so bedeutenden zwei Jahrzehnte zwischen den beiden Weltkriegen umfassend aufgearbeitet werden.
In den 20 Jahren ab 1918 wurden viele Grundlagen für das moderne St. Pölten gelegt. Durch Eingemeindungen wurde das Stadtgebiet St. Pöltens nach dem Ersten Weltkrieg gezielt vergrößert, im Jahr 1922 wurde die heutige Landeshauptstadt zur Stadt mit eigenem Statut erklärt.
In der groß angelegten Ausstellung werden die zwei Jahrzehnte nach 1918 durch Hunderte Fotos, Plakate und Dokumente illustriert – zudem werden originale Architekturpläne, Einrichtungsgegenstände und Kunstwerke ausgestellt. Neben dem Modell des Passauer Wolfs von Ferdinand Andri in Originalgröße wird in der Ausstellung auch ein Nachbau des 1935 errichteten Dollfuß-Denkmals, das ursprünglich auf dem Domplatz situiert war, zu sehen sein. Dem ab 1933 autoritär und mit harter Hand gegenüber dem politischen Gegner regierenden Bundeskanzler, der 1934 durch nationalsozialistische Putschisten ermordet wurde, wurde in St. Pölten ein Denkmal gewidmet, das allerdings nur bis zum „Anschluss“ 1938 stehen bleiben sollte.
Architektur und Wohnbau, Bildung und Soziales, aber auch Kunst und Kultur nahmen in diesen Jahren einen enormen Fortschritt. Viele groß angelegte Projekte jener Zeit, wie die „Windradl-Schule“ des Architekten Rudolf Frass oder das große Schulzentrum von Rudolf Wondracek jun. hinter den Kasernen, konnten aufgrund der großen wirtschaftlichen Not jener Jahre nicht verwirklicht werden. Die Pläne dieser außerordentlichen Bauten werden aber in der Ausstellung zu sehen sein! Neben allem künstlerischen und kulturellen Fortschritt sind diese Jahre auch von enormen politischen Gegensätzen geprägt, die in den Ereignissen des Bürgerkriegsjahrs 1934 ihren Höhepunkt fanden. Der Katalog zur Ausstellung umfasst mehr als 500 Abbildungen und ist um 15 Euro im Museum oder über die Homepage erhältlich.
Gott und Kaiser. 100 Jahre ehemalige Synagoge St. Pölten
Ab 13. November widmet sich dann das Stadtmuseum in der Ausstellung „Gott und Kaiser. 100 Jahre ehemalige Synagoge St. Pölten„ der Geschichte dieses außerordentlichen Bauwerks, das im August 1913 – vor 100 Jahren – eingeweiht worden war. Im November 1938 wurde das prachtvolle Jugendstilgebäude weitgehend zerstört.
Die Ausstellung veranschaulicht aber nicht nur die Errichtung, Zerstörung und Renovierung der ehemaligen St. Pöltner Synagoge, sondern auch ihre Bedeutung für die 1940 vernichtete jüdische Gemeinde. Kein einziger Ritualgegenstand – Torarollen, Kerzenleuchter, Textilien – hat die NS- und Nachkriegszeit überlebt. Umso kostbarer sind die wenigen noch erhaltenen Objekte, Fotos und Dokumente, die das einstmals blühende Leben der jüdischen Gemeinde St. Pöltens bezeugen. In Hörstationen werden Zeitzeugen über ihre Erinnerungen an dieses Haus erzählen.
Informationen
Stadtmuseum St. Pölten
Prandtauerstraße 2, A-3100 St. Pölten
Mi–So 10–17 Uhr
Führungen und Sonderveranstaltungen auf Anfrage
Tel. +43 (0) 27 42/333-2643
www.st-poelten.gv.at
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