Die Artenvielfalt der Korallen in einem Saum­riff ist mit einer Vielzahl von Fischarten korreliert, Maureen’s Cove, Hook Island Foto: Lech AleksandrowiczKühlmanns SteinkoralleKleiner Hai im KorallenwattHistorisches Präparat (19. Jh.) der Hornkoralle Antipathes dichotoma aus dem Naturhistorischen Museum Rudolstadt Foto: Stephan Jäger

Blumentiere des Meeres

Korallen aus dem Naturhistorischen ­Museum in Rudolstadt. Die Sonderausstellung im Residenzschloß Heidecksburg vermittelt nicht nur lokale Sammlungsgeschichte, sondern auch Einblicke in den einzigartigen Lebensraum dieser faszinierenden Meeresbewohner.

Das Naturhistorische Museum der Heidecksburg besitzt die größte Korallensammlung in Thüringen. Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts befanden sich in seinen Sammlungen (im „Fürstlichen Naturalienkabinett zu Schwarzburg-Rudolstadt“) Stein- und Lederkorallen. Das dekorative Aussehen machte sie attraktiv, ihre aus Kalk und/oder Horn bestehenden Skelette ließen sie praktisch sicher vor Schädlingsbefall sein. Wissenschaftliches Interesse richtete sich in Rudolstadt beizeiten auf sie. Ein erhalten gebliebenes Manuskript über die systematische Einteilung, die sich vor allem auf Carl von Linné und Peter Simon Pallas bezieht, entstand etwa zwischen 1766 und 1775. Es enthält Bezüge zur hiesigen Sammlung. Wer dabei die Feder in Wort und Bild geführt hat, ist bisher im Verborgenen geblieben. Andere hervorragende Werke aus der Frühzeit der Korallenforschung, wie John Ellis’ „An Essay Towards a Natural History of the Corallines” in der holländischen Übersetzung von 1756 oder Eugen J. C. Espers „Die Pflanzenthiere, in Abbildungen nach der Natur” mit Farben erleuchtet, nebst Beschreibungen (1791 ff.), befanden sich in der Bibliothek des Kabinetts und ermöglichten es, die ­eigenen musealen Schätze zu bestimmen und einzuordnen. Ausgestellt dienten die Korallen der öffentlichen Bildung, in der das Mu­seum schon seit 1821 eine seiner Hauptaufgaben sieht. Ihren jetzigen Umfang, allein mit über 270 Steinkorallen­arten in mehr als 500 Exemplaren, hat die Korallensammlung des Naturhistorischen Mu­seums in den Jahren nach 1990 angenommen. Er ist dem Berliner Korallenforscher Prof. Dr. Dietrich H. H. Kühlmann zu verdanken, der in einem Aufsatz den Großteil des Bestands katalogmäßig aufnahm und mit wertvollen ökologischen und biogeografischen Anmerkungen versah. Der Beitrag erschien 2005 in den „Rudolstädter naturhistorischen Schriften 13.”
Korallen (Anthozoa oder Blumentiere) sind Nesseltiere, die ihr Kalk- und/oder Hornskelett mit einer dünnen schleimigen Haut überziehen. Sie ist durch eine Vielzahl (Kolonie) von Polypen aufgebaut, die allein das eigentliche Tier ausmachen. Sie bilden in allen Meeren einzigartige Lebensräume, von denen die der hermatypischen Steinkorallen etwas ganz Besonderes sind: die Korallenriffe. Ihre einzigartige Lebenswelt unter Wasser kennenzulernen mag der Erinnerung unauslöschlich bleibende Naturbeobachtung sein. Einige Fotodokumente von Lech Aleksandrowicz aus den Saumriffen der Whitsunday Islands am Südrand des Großen Barriereriffs an der Nordostküste Australiens vermitteln davon ­einen Eindruck. Sie mögen die Betrachtung von musealen Skeletten verschiedener ­Korallenarten, zum Beispiel aus dem Roten Meer oder dem Pazifik, in ein relativierendes Bild setzen.
Text: Dr. Eberhard Mey

12. Mai bis 1. September 2013
Graphisches Kabinett des Residenzschlosses Heidecksburg

Informationen

Thüringer Landesmuseum Heidecksburg

Schlossbezirk 1, D-07407 Rudolstadt

April bis Oktober: 10–18 Uhr

November bis März: 10–17 Uhr

www.heidecksburg.de

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