Nordamerikaner, Lithografie von J. Honegger Zürich 1840Messerscheide Irokesen oder Huronen , 18. Jahrhundert , Leder, Sehnen, Holzspäne,, Stachelschweinborsten, , Metall, Hirschhaar  © Pitt Rivers Museum, OxfordGeorge Heriot, Kriegstanz, 1804–1805, Aquarell und Graphitstift © Art Gallery of Windsor, OntarioCornelius Krieghoff, Irokesin aus Kahnawà:ke, 1847–1852, Öl auf Leinwand © McCord Museum, MontréalRekonstruktion eines historischen Langhauses © Ganondagan State Historic Site, Victor, New York

Auf den Spuren der Irokesen

Mit einzigartigen Leihgaben aus den USA, Kanada sowie zahlreichen Museen Europas begibt sich die Ausstellung zum ersten Mal auf eine umfassende Spurensuche durch die Jahrhunderte. Historische Gemälde und Zeichnungen, kostbare ethnografische Stücke und herausragende ­Beispiele irokesischer Gegenwartskunst erzählen die wechselvolle Geschichte der Irokesen.
Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, D-53113 Bonn

Nur wenige der in die Hunderte zählenden indigenen Völker Nordamerikas beschäf­tigten die europäische Vorstellung in dem Ausmaß, wie es die Irokesen taten. Diese Faszination gründet sich vor allem auf die herausragende Rolle, welche die fünf (und später sechs) Nationen im kolonialen Nordamerika des 17. und 18. Jahrhunderts spielten. Ihr Ruf als gefürchtete Krieger und geschickte Diplomaten fand seinen Niederschlag nicht zuletzt auch in der Romanliteratur. Das europäische Interesse an den Irokesen ging aber schon immer weit über die Beschäftigung mit ihren politischen und militärischen Leistungen hinaus, und die intellektuelle Auseinandersetzung mit der irokesischen Kultur prägte nicht nur die Geschichte der Ethnologie, sondern inspirierte auch die Friedens- und Frauenbewegung und hinterließ nachhaltige Spuren in der Populärkultur.
Als die Holländer und Franzosen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in das Innere Nordamerikas vorstießen, lebten die Bodenbau treibenden Irokesen in Dörfern aus rindengedeckten Langhäusern, die jeweils von Großfamilien bewohnt waren. Während die Frauen Mais, Bohnen und Kürbis pflanzten, trugen die Männer durch Jagd und Fischfang zum Lebensunterhalt bei. Wie ihre Selbstbezeichnung Haudenosaunee andeutet, betrachteten sich die Irokesen aber auch im übertragenen Sinn als „Leute des Langhauses“: Ihre intertribale Konföderation wurde metaphorisch ebenfalls als Langhaus angesehen, in dem die Mohawk und Seneca die Rolle der Hüter der östlichen und westlichen Tore übernahmen, während die Onondaga als Bewahrer der zentralen Feuerstelle fungierten; zwischen ihnen, als jüngere Brüder, siedelten die Oneida und Cayuga. Die Gründung der Liga unter dem Großen Gesetz des Friedens hatte die vorangegangenen Stammeskriege beendet und durch die Bündelung der Stärke der fünf Gruppen (zu denen um 1722 die Tuscarora als sechstes Mitglied stießen) die Grundlage für die territoriale Expansion und militärische Überlegenheit der Irokesen über ihre einheimischen Nachbarn gelegt.
Die Ausstellung zeichnet die Entwicklung der irokesischen Kultur von ihren Ursprüngen bis hin zu ihrer lebendigen Artikulation im heutigen Kanada und den Vereinigten Staaten nach. Sie folgt der wechselvollen Geschichte der Irokesen durch die von Krieg, Handel und christlicher Missionierung gekennzeichnete Kolonialzeit bis zum Auseinanderbrechen der Irokesenliga im Zuge der amerikanischen Revolution, durch das von Landverlust, Isolation auf Reservationen und Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft geprägte 19. Jahrhundert bis zu den Autonomiebestrebungen und dem Wiedererstarken indigener kultureller Identität im 20. und 21. Jahrhundert.
Auf den Spuren der Irokesen führt erstmals bildliche Darstellungen, ethnografische Objekte und Beispiele irokesischer Gegenwartskunst der bedeutendsten Sammlungen Europas, der Vereinigten Staaten und Kanadas zusammen. In Zusammenarbeit mit irokesischen Künstlern, Kuratoren und Intellektuellen sowie indigenen Museen konzipiert, strebt die Ausstellung nach einer vielschichtigen Darstellung sowohl der westlichen Vorstellungen irokesischer Kultur über die Jahrhunderte hinweg als auch der zeitgenössischen indi­genen Interpretationen irokesischer Geschichte und kultureller Identität. Wie der Tuscarora-Künstler und Schriftsteller Richard W. Hill es ausdrückte, „kann sicher behauptet werden, dass die Haudenosaunee sich heute über ihre Vielfalt definieren“, da jede Generation „zu dieser vielschichtigen Definition beiträgt, indem sie den künstlerischen Ausdrucksformen der Vergangenheit und den Überlieferungen ihrer Vorfahren ihre eigenen Lebenserfahrungen hinzufügt“.
22. März bis 4. August 2013

Das irokesische Langhaus
Begleitend zur Ausstellung Auf den Spuren der Irokesen entsteht auf dem Bonner Mu­seumsplatz ein großes irokesisches Langhaus aus Baumrinde. Die traditionelle Behausung der Irokesen ist zugleich Symbol ihrer Stammesliga. Jede der sechs irokesischen Nationen (Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Seneca, Tuscarora) hat im Langhaus ihre eigene soziale und rituelle Auf­gabe. Nicht umsonst nennen sich die Irokesen selbst Haudenosaunee, „People of the Longhouse“. Das Langhaus wird von einer Gartenlandschaft umgeben sein. Neben der White Pine, dem Baum des Friedens, unter dem die Irokesen bei der Gründung ihrer Liga das Kriegsbeil begruben, wird ein schildkrötenförmiges Beet die Heil- und Ritualpflanzen des nordamerikanischen Waldlands zeigen. Ein umfangreiches Rahmenprogramm macht die ursprüngliche Lebensweise der Irokesen erlebbar.
22. März bis Ende Oktober 2013

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