Romy Schneider, am 23. September 1938 als Tochter des Schauspielerpaars Wolf Albach-Retty und Magda Schneider geboren, war die ideale Inkarnation eines unschuldigen Teenagers: frisch, munter, naiv und ein wenig kokett. Mit den in den Jahren 1955 bis 1957 entstandenen drei Sisi-Filmen des österreichischen Regieroutiniers Ernst Marischka wurde dieses Image Romy Schneiders etabliert und bis zum Ende der Dekade häufig gefordert. Die Sisi-Trilogie wurde in alle europäischen und einige außereuropäische Länder exportiert und zählt mit rund 25 Millionen Zuschauern bis heute zu den kommerziell erfolgreichsten deutschsprachigen Filmen aller Zeiten. Eine vierte Sisi-Folge war bereits geplant, aber Romy Schneider stand nicht mehr zur Verfügung, sondern ging 1958 nach Paris, um mit Alain Delon Christine zu drehen und – zum Entsetzen der meisten Deutschen – auch eine private Beziehung einzugehen. 1961 sorgte Romy Schneider als sich prostituierende Ehefrau in dem von Luchino Visconti inszenierten Teil des Episodenfilms Boccaccio ’70 für noch mehr Entrüstung in der bundesdeutschen Heimat, während sie international erstmals als ernsthafte Schauspielerin wahrgenommen wurde.
Anfang der 70er-Jahre ließ sich Romy Schneider dauerhaft in Frankreich nieder und erarbeitete sich besonders in den Filmen Claude Sautets, mit dem sie zwischen 1969 (Les choses de la vie) und 1978 (Une histoire simple) fünfmal zusammenarbeitete, ein neues Rollenbild: Sie spielte moderne, selbstbewusste Frauen, die sich und andere in emotionale Verwirrungen stürzen. Immer wieder beschäftigten sich ihre französischen Filme auch mit der nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit, die im eigenen Land damals weniger thematisiert wurde, so Le train (1973), Le vieux fusil (1975) oder auch ihr letzter Film, La passante du Sans-Souci (1982).
Am 29. Mai 1982 starb Romy Schneider in Paris. Bis heute zählt sie zu den Weltstars des Kinos, wird sie von Millionen Fans in aller Welt verehrt.
Die Ausstellung widmet sich dem umfangreichen Werk Romy Schneiders, das durch ein hohes Maß an Professionalität und ihren Aufstieg zu einem der größten Stars des französischen Kinos geprägt ist. Originalkostüme, Plakate, unbekannte Fotografien, Dokumente, Filmausschnitte und persönliche Gegenstände aus dem Nachlass der Schauspielerin dokumentieren nicht nur eine internationale Karriere, sondern drei Dekaden europäischer Filmgeschichte.
Die Hommage in der Bundeskunsthalle nähert sich Romy Schneider als Star und Privatperson und zeichnet ihren Lebensweg nach: die frühen Rollen, ihre mutige und konsequente berufliche Emanzipation, ihre große Leidenschaft, ihre private Tragödie, die mit ihrem frühen Tod endete.
Bilder aus Film, Presse und Privatleben werden mit Filmausschnitten kombiniert. Medieninstallationen zeigen das Wechselspiel zwischen Projektion und aktiver Selbstinszenierung.
Die Bundeskunsthalle knüpft mit dieser Ausstellung an frühere Präsentationen zum Thema Film wie Luis Buñuel (1994), Marlene Dietrich (1995/1996) und Anime! High Art–Pop Culture (2011) an und plant weitere Ausstellungen zu diesem Themenkreis.
6. April bis 24. Juni 2012
Informationen
Kunst- und Ausstellungshalle
der Bundesrepublik Deutschland,
Museumsmeile Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 4, D-53113 Bonn
Tel. +49 (0) 228/91 71-200
Di, Mi 10–21 Uhr, Do–So 10–19 Uhr,
Fr für Gruppen ab 9 Uhr
6. April (Karfreitag), 9. April (Ostermontag)
und 17. Mai (Christi Himmelfahrt)
von 10 bis 19 Uhr geöffnet
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