International wird das Jubiläum „50 Jahre Fluxus – 2012“ mit Festivals und Veranstaltungen gefeiert, so auch in Potsdam im museum FLUXUS+.
Das museum FLUXUS+ ist kein Haus, wo der übliche Status quo museal etablierter Gegenwartskunst ein weiteres Schaufenster erhält. Gezeigt wird in diesem privaten Museum in aller Konsequenz, was dem Sammler gefällt und ihn persönlich mit der Welt des Fluxus und ausgewählten Positionen zeitgenössischer Kunst verbindet. Rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf zwei Ebenen stehen für die Präsentation der ständigen Sammlung zur Verfügung. Hinzu kommt das atrium mit einer Fläche von 100 Quadratmetern als Aktionsraum für Wechselausstellungen, Performances und vielseitigste Darbietungen.
Das Konzept der ständigen Ausstellung ruht auf drei Säulen: Fluxus, dem Werk von Wolf Vostell und zeitgenössischer Kunst. Die Dauerausstellung auf zwei Etagen beginnt im Erdgeschoss mit einer facettenreichen Darstellung zur Vielfalt des Fluxus. Im oberen Stockwerk setzt die Dokumentation von 45 Schaffensjahren des in Berlin verstorbenen Künstlers Wolf Vostell einen weiteren Schwerpunkt.
Freundschaften zwischen dem Sammler Heinrich Liman und jenen Künstlerinnen und Künstlern, die er förderte, bilden das Fundament, auf dem das museum FLUXUS+ 2008 entstand. Eine Rarität ist das kaum bekannte Frühwerk des in Leverkusen geborenen Wolf Vostell. Wegweisend wurde seine 1958 entstandene Arbeit Transmigration. Erstmals wurde hier ein Fernsehgerät in ein Gemälde integriert. Die Berührungspunkte Vostells mit Fluxus waren insbesondere in den 60er-Jahren überaus zahlreich. Davon einmal ganz abgesehen, ist es ein Anliegen der Dauerausstellung, ihn als Künstler in seiner ganzen Bandbreite zu zeigen.
Fluxus als Kunst- und Lebensform manifestierte sich vor allem in Form von Happenings, Aktionen und Performances. Eine museale Präsentation dieser Bewegung bezieht daher immer auch die Rekonstruktion einmaliger Ereignisse mit ein. Konkrete Werke und Aufführungen, wie beispielsweise vom Fluxus-Konzert Le Cri von Wolf Vostell, werden für den Besucher in Form von Mappenwerken, Fotos und Texten nacherlebbar. Arbeiten von Ben Patterson, Alison Knowles, Nam June Paik, Eric Andersen und vielen mehr geben Einblick in die Welt des Fluxus.
Das Plus im Namen des Museums steht als Öffnungsklausel für die Ausweitung des Konzepts auf zeitgleiche Entwicklungen, wie beispielsweise die „Nouveaux Réalistes“, Niki de Saint Phalle, Jean-Jacques Lebel, Ann Noël oder aktuelle Positionen zeitgenössischer Kunst mit Costantino Ciervo, Sebastian Heiner, Lutz Friedel und Hella de Santarossa.
Im September des Jahres 1962 trafen sich in Wiesbaden junge Künstler und Musiker zu einem Konzert neuester Musik und zerstörten hiebei unter anderem einen Konzertflügel. Entrüstung, Empörung, aber auch Begeisterung folgten dem Skandal. Ein neues Kunstverständnis entwickelte sich. Anlässlich dieses 50-Jahre-Fluxus-Jubiläums veranstaltet das museum FLUXUS+ viele Sonderveranstaltungen. Im Sommer wird die Prä-Fluxus-Künstlerin Mary Bauermeister aus Köln Arbeiten präsentieren. Im Herbst zeigt Birgit Hein aus Berlin unter dem Titel Fluxus und die Anfänge der Medienkunst, wie der Film als Ausdrucksmittel in der Kunst angekommen ist.
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