Weltraum spiegelt in 50 künstlerischen Positionen aus fünf Jahrzehnten die ästhetischen, metaphorischen und politischen Dimensionen, die sich mit der Vorstellung vom All verknüpfen, wider. Die Ausstellung findet in der Kunsthalle wien und ergänzend in Räumen des Naturhistorischen Museums Wien statt.
Das Weltall ist nicht nur eine physikalische Ausdehnung, sondern auch ein symbolischer Raum: Seit Jahrhunderten drehen sich Träume und Visionen der Menschen darum, die „extraterrestrische Zone“ zu erobern, Welten jenseits der Erde kennenzulernen und vielleicht sogar andere Planeten zu kolonisieren.
Seit im 20. Jahrhundert durch die Produktion von Raketen erstmals die technischen Möglichkeiten gegeben waren, um tatsächlich die „High Frontier“ (= die hohe Grenze) in Angriff nehmen zu können, wurde der Weltraum zu einem emotional aufgeladenen Schauplatz geopolitischer Strategie: Nach dem „Sputnik-Schock“ im Jahr 1957 und dem ersten bemannten Weltraumflug durch den Kosmonauten Juri Gagarin im Jahr 1961 – das 50-Jahre-Jubiläum dieses Ereignisses ist der Anlass zur Ausstellung – investierten die Amerikaner ungeheure Summen in das Projekt, Menschen auf den Mond zu befördern, was im Jahr 1969 gelang und zu einem der größten Medienereignisse des 20. Jahrhunderts wurde.
Die Ausstellung spiegelt die Vielzahl der ästhetischen, metaphorischen und politischen Dimensionen, die sich mit der Vorstellung „Weltraum“ verknüpfen – gebrochen durch das Prisma der Kunst –, wider. Das All als Sehnsuchtsort und Projektionsfläche für Utopien, die im Anderen Möglichkeiten alternativer Lebensformen jenseits planetarer Beschränkungen sehen wollen, aber auch als Ort der Bedrohung und der Angst vor dem Unbekannten, von drohenden Meteoriteneinschlägen bis hin zu Invasionen außerirdischer Wesen.
Die Schau zeigt mehr als 50 künstlerische Positionen aus 18 Nationen und 5 Jahrzehnten mit Schwerpunkt auf der Kunst der Gegenwart. Der Heterogenität des Themenfelds entsprechen die unterschiedlichen verwendeten Medien: von Malerei, 16-Millimeter-Video- und Animationsfilm über Zeichnung und Druckgrafik bis hin zu Fotografie und Multimediainstallation. Robert Rauschenberg gehörte 1969, wie später Lena Lapschina und Jane & Louise Wilson, zu den privilegierten Künstler(inne)n, die einen Raketenstart live erleben konnten und diese Erfahrung in ihre Arbeit einfließen ließen. Andrei Sokolov wiederum war enger Freund des Kosmonauten Alexei Leonow (1965 erster „Weltraumspaziergänger“) und machte diesen biografischen Hintergrund für seine Malerei 1966 produktiv.
Weltraum. Die Kunst und ein Traum präsentiert neben rund 80 Werken von etablierten Malern wie dem Turner-Prize-Gewinner Keith Tyson und dem Preisträger des Vincent van Gogh Biennial Award Wilhelm Sasnal, neben Filmemachern wie Aleksandra Mir, William Kentridge und Michael Snow sowie Installationskünstlern wie Björn Dahlem und Interventionskünstlern wie Gianni Motti, Tom Sachs und Rirkrit Tiravanija viele überraschende Positionen einer jüngeren Generation wie Julieta Aranda, Loris Gréaud, Jen Liu, Amalia Pica und Virginie Yassef.
Das Gesamtbild vermittelt sich dem Betrachter über einen Live-Stream, der in den Meteoritensaal des Naturhistorischen Museums blicken lässt. Eine Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien ermöglicht es zudem, in der Nachbarinstitution drei raumgreifende Arbeiten der Künstler Artsat, Pipilotti Rist und Sylvie Fleury in der Eingangshalle sowie im berühmten Meteoritensaal zu bewundern, wo eine der weltweit ältesten und größten Schausammlungen ihrer Art beherbergt ist. Zudem findet dort auch die Ausstellung Wind me up, Scotty! mit außergewöhnlichen Spacetoys aus der Sammlung Andreas Karl statt.
bis 15. August 2011
Informationen
Kunsthalle wien
Museumsplatz 1, A-1070 Wien
täglich 10–19 Uhr, Do 10–21 Uhr
www.kunsthallewien.at
Naturhistorisches Museum
Burgring 7, A-1010 Wien
Do–Mo 9–18.30 Uhr, Mi 9–21 Uhr
www.nhm-wien.ac.at
Leserkommentare
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.