Lisztomanie! Schon im 19. Jahrhundert wurde die Verehrung, die Franz Liszt, der Klaviervirtuose und Superstar der Romantik, auslöste, von seinem Zeitgenossen Heinrich Heine mit diesem Begriff beschrieben. Die Ausstellungen im Burgenland wollen diese Begeisterung, diese Verehrung spürbar machen und ein Leben nachzeichnen, das von frühen Höhenflügen, triumphalen Tourneen, spirituellen Krisen, schöpferischen Meisterleistungen und bewegten Liebesgeschichten geprägt war.
Dass die Ausstellungen im Liszt-Haus Raiding, dem Geburtshaus Liszts, ihren Ausgang nehmen, macht sie authentisch und einzigartig. Auch die Ausstellung in der Pfarrkirche Unterfrauenhaid zeichnet sich als unverwechselbarer Originalschauplatz aus, denn dort wurde Liszt getauft.
Vom Wunderkind zum Liebling der Pariser Salons
In Raiding – zu Liszts Geburt 1811 in Ungarn gelegen – geht die Ausstellung in seinem Geburtshaus der Frage nach, wie der Sohn eines Schäfereirechnungsführers sein großes Talent entfalten konnte und vom Mittelburgenland aus zu seinem Weltflug ansetzen konnte.
Liszt zeigte schon früh außergewöhnliches musikalisches Talent, nach ersten erfolgreichen Konzerten in Ödenburg und Pressburg galt er als Wunderkind. Sein Vater, Adam Liszt – selbst Amateurcellist am Hof der Esterházys –, ermöglichte ihm früh Musikunterricht bei Carl Czerny und Antonio Salieri in Wien. Die Salons, Bühnen und Adelshäuser in Paris und London eroberte der zwölfjährige Liszt bereits im Sturm.
Der Hexenmeister am Klavier
Das Ausstellungsmodul im Landesmuseum greift das Thema des Liszt-Jahrs mit Lisztomanie – Der Hexenmeister am Klavier auf. Liszt gilt als Revolutionär des Klavierspiels: Seine Solostücke und Konzerte waren virtuos, als Erster bestritt er einen Konzertabend allein als Pianist und prägte die Form des „Pianorezitals“. Im Dezember 1839 brach Franz Liszt zu einer fast sieben Jahre dauernden Konzerttournee durch Europa auf. Dabei absolvierte er in ungefähr 230 Städten fast 600 Konzertauftritte. In Budapest wurde er wie ein König empfangen, in Berlin absolvierte er einen dreiwöchigen Konzertmarathon. Das (weibliche) Publikum vergötterte ihn. Preziöse und originelle Leihgaben der berühmten Liszt-Stätten Budapest, Weimar und Paris repräsentieren Liszts Lebensweise in dieser Virtuosenzeit. Die Ausstellung visualisiert nicht nur seine Konzerttournee sondern stellt auch den Bezug zum modernen Popstarmythos her.
Haydn und Liszt – die Neutöner
Im Haydn-Haus Eisenstadt steht einleitend der Vergleich der beiden „Neutöner“ Joseph Haydn und Franz Liszt in ihrer Rolle als Hofkapellmeister. Beide nehmen in der Musikgeschichte ihres Jahrhunderts eine zentrale Rolle ein und prägen die Musik bis in die Gegenwart: Joseph Haydn als Erfinder des Streichquartetts, Franz Liszt revolutionierte die Klaviermusik mit seiner h-Moll-Sonate und gilt als Schöpfer der symphonischen Dichtung und somit als Wegbereiter der Moderne.
Im Diözesanmuseum Eisenstadt widmet man sich Liszts tiefer Religiosität und seiner sakralen Musik.
Das MUBA – Museum für Baukultur Neutal wird sich des Themas „Liszt als Freimaurer“ annehmen.
Und im Franz-Liszt-Konzerthaus Raiding wird eine historische Instrumentenausstellung, kuratiert von Martin Haselböck, das Thema ergänzen.
Liszt für Kids
Jedes Ausstellungsstück erzählt eine Geschichte. Erst diese Geschichte macht ein Exponat richtig lebendig. Um diese Geschichten auch für Kinder spannend zu erzählen, schlüpfen die Museums-Guides bei den Führungen in verschiedene Rollen. Das macht das Kinderkulturprogramm zu Lisztomania unterhaltsam, lehrreich und spannend zugleich.
Im Liszt-Haus Raiding erzählt Liszts Volksschullehrer von dessen Kindheit als Sohn eines Schäfereirechnungsführers und was man als Wunderkind erlebt hat. Im Landesmuseum Burgenland berichtet Liszts Sekretär von der monumentalen Konzerttournee, die er mit Liszt in der Pferdekutsche quer durch Europa absolviert hat, und im Haydn-Haus Eisenstadt weiß ein Klavierschüler Franz Liszts – der natürlich auch Joseph Haydns Musik üben musste – vom Leben und der Musik Liszts und seiner Gefährtin Carolyne Sayn-Wittgenstein in der Altenburg in Weimar zu erzählen.
Für die kleinen Museumsbesucher(innen) verstehen es die Guides natürlich, diese Geschichten für jedes Alter im richtigen Tonfall zu erzählen. Viele interaktive Elemente, Rätsel und Spiele machen den Museumsbesuch spannend und lehrreich zugleich.
Im Landesmuseum kann man Liszts Konzerttournee mit einem großen Würfelspiel nachspielen, bei „Pinselstrich & Tastenschlag“ wird zu Musik gemalt, und „Das Geheimnis der 13“ begibt sich auf die Suche nach des Rätsels Ton. Mitmachführungen und Kreativ-Workshops ergänzen sich. Und der Gesangs-Workshop „We will rock you“ mit Trainer(inne)n der Stimmfabrik Wien lockt im Sommer den Popstar aus den Kids.
Salon, Kulturfrühstück & andere Lisztomanien
Rund um die Lisztomania-Ausstellungen gibt es ein reiches Angebot an Führungen, Spezialführungen und Kulturveranstaltungen, welche die Besucher(innen) in die Welt der Lisztomanie eintauchen lassen.
Für diejenigen, die das Museum individuell besuchen wollen, gibt es Audioguides – gesprochen von den charismatischen Intendanten Eduard und Johannes Kutrowatz und Mercedes Echerer – und Begleittexte in verschiedenen Sprachen. Führungen in den einzelnen Museen gibt es für Individualgäste zu fixen Terminen, für Gruppen sind sie jederzeit buchbar. Und die ganz Eiligen können auch alle drei Ausstellungen in Eisenstadt mit einem Kombiticket im „Grand Galop“ besuchen.
Internationale Liszt-Experten
Wer ganz besonders an den wissenschaftlichen Hintergründen der Liszt-Forschung interessiert ist, ist in den Kuratorenführungen gut aufgehoben. Auch „Kunst im Gespräch“ gibt Liszt-Fans Gelegenheiten, mit namhaften Expert(inn)en wie Dr. Sven Friedrich (Richard-Wagner-Museum, Bayreuth), Prof. Detlef Altenburg (Hochschule für Musik Franz Liszt, Weimar), der Musikwissenschaftlerin Dr. Klara Hamburger und den Intendanten Kutrowatz.
Kulturfrühstück und „Liszts Salon“
Genießerisch kann man den Sonntag beim Kulturfrühstück im Museumscafé in Eisenstadt angehen lassen: Studierende des Haydn-Konservatoriums geben Livekonzerte, im Preis ist eine Eintrittskarte für das gegenüberliegende Landesmuseum Burgenland inkludiert.
„Liszts Salon“ lässt die Stimmung der musikalisch-literarischen Salons des 19. Jahrhundert im Museumscafé wieder aufleben und lädt die Künstler Bernd Macheiner und Thomas Freudensprung ein, Musik und Texte von Liszt zu interpretieren. Dazu werden die kleinen Laster Liszts serviert: Cognac und edle Zigarren.
Lisztomania-Ausstellungen
bis 11. November 2011
Le petit Litz – Wurzeln eines Genies
Liszt-Haus Raiding
Franz Liszt. The Weimar Sound
Lisztzentrum Raiding
Wunderkind Liszt – Taufe und Weissagung
Pfarrkirche Unterfrauenhaid
Lisztomanie – Der Hexenmeister am Klavier
Landesmuseum Burgenland
Neutöner Liszt – Hofkapellmeister in
außerordentlichen Diensten
Haydn-Haus Eisenstadt
Abbé Liszt – Mensch und Musik
im Spannungsfeld des Glaubens
Diözesanmuseum Eisenstadt
6. Mai bis 31. Oktober 2011
Frei-Maurer-Arbeit. Von Liszt bis Sinowatz
MUBA – Museum für Baukultur Neutal
Informationen
KSB – Kultur-Service Burgenland GmbH
Glorietteallee 1, A-7000 Eisenstadt
Tel. (+43-26 82) 719-3000
www.kultur-burgenland.at
www.lisztomania.at
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