Der Birdland-Stil, diese ganz spezielle Mischung aus Stil, Konstanz, Entdeckergeist und einem nahezu konkurrenzlosen Ambiente, hat den Club zu einer der ersten Adressen für Musiker und Fans reifen lassen.
Streng genommen dürfte es eine Einrichtung wie den Birdland-Jazzclub im bayerischen Neuburg an der Donau überhaupt nicht mehr geben. Er passt genauso wenig in die schrille, bunte Gegenwartskultur wie ein Plattenspieler oder ein Petticoat. Ein Anachronismus aus einer Zeit, als es noch keinen Pop, keinen Hip-Hop oder kein Internet gab. Seit 1958 kämpft das Birdland wider den Trend. Und das ziemlich erfolgreich. Wie so etwas funktionieren kann? Mit dem oft zitierten Idealismus, einer Portion Glück und Ausdauer. Der Hofapothekenkeller in der Neuburger Altstadt offeriert einen ebenso vielfältigen wie repräsentativen Querschnitt des Jazz im 21. Jahrhundert, dessen swingende Attitüde aus den Gründerjahren allenfalls eine von mehreren Facetten neben zeitgemäßer World Music, Blues, Rockjazz, Funk oder Avantgarde darstellt.
Zum Endspurt der Frühjahrssaison 2011 werden sie deshalb wieder in Scharen in die Mitte Bayerns pilgern. Denn die musikalische Speisekarte bietet im April und Mai für jeden Geschmack etwas, ohne dabei den Verdacht aufkommen zu lassen, den Leuten billiges Fast Food unterjubeln zu wollen. Mit dem Gastspiel des langjährigen Miles-Davis-Drummers Al Foster (1. April) sowie von Mary Halvorson, der originellsten und sperrigsten Jazzgitarristin der Gegenwart (2. April), beginnt der bunte stilistische Reigen. Jazzlegende Paul Kuhn stellt die Sängerin Gaby Goldberg vor (8. April), und der holländische Swingsaxofonist/Klarinettist Frank Roberscheuten präsentiert seine Gruppe Three Wise Men. Mit explosivem Funk-Soul-Jazz will der Hamburger Keyboarder Nils Gessinger die Luft im Kellergewölbe zum Brennen bringen (15. April), während die charmante und vielseitige amerikanische Pianistin/Sängerin Dena DeRose eine besondere Lesart des Pianotrios kredenzt (16. April). Mit dem energiegeladenen Quartett Les Doigts de l’Homme (die Finger des Menschen) wartet am 29. April ein Leckerbissen auf die Fans Django Reinhardts. Einen Tag später (30. April) restaurieren die Clayton Brothers, die vielleicht wichtigste Jazzfamilie der Gegenwart, einige längst vergessene Tanzstile.
Bevor es in die Sommerpause geht, wartet im Mai noch ein prall gefüllter Veranstaltungskalender mit dem Gastspiel der 16-köpfigen Concert Jazz Band der Schweizer Jazzinstanz George Gruntz (5. Mai), einem Wiedersehen mit dem sagenhaften israelischen Joshua-Redman-Pianisten Aaron Goldberg (7. Mai) oder dem amerikanisch-italienisch-schweizerischen Jazzgipfel mit dem Vibrafonisten Joe Locke, dem Altsaxofonisten Rosario Giuliani und dem Pianisten Dado Moroni (13. Mai). Die wunderbare englische Vokalistin Jenny Evans lädt mit ihrem Programm The Four Seasons Of Love ins Land der Träume (20. Mai), während die vitale Combo Echos of Swing den Echos vergangener Tage nachlauscht und dabei gleichzeitig ihren Blick in die Zukunft richtet (27. Mai). Den stilvollen „Rausschmeißer“ gibt dann tags darauf, am 28. Mai, der Schweizer Altsaxofonist George Robert mit einem phänomenalen Tribut an Stan Getz.
Informationen
Birdland-Jazzclub
Tel. (+49-84 31) 41 2 33
Alle Konzerte beginnen jeweils um 20.30 Uhr
www.birdland.de
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