Das MUSEUM GIERSCH präsentiert im Rahmen des Kooperationsprojekts Phänomen Expressionismus des Kulturfonds Frankfurt RheinMain erstmals einen umfassenden Überblick zum Expressionismus im Rhein-Main-Gebiet.
Mit 138 Exponaten von 59 Künstlern und Künstlerinnen aus öffentlichem und privatem Besitz zeigt die Schau eine repräsentative Auswahl an Malerei, Grafik und Skulptur. Ein Schwerpunktthema der facettenreichen Schau bildet neben Leben und Werk der Künstler die Rolle des Kunsthandels, der Sammler, Museen und Künstlervereinigungen bei der Vermittlung expressionistischer Kunst.
Zu den bekanntesten Expressionisten, die in der Rhein-Main-Region wirkten, zählen Ernst Ludwig Kirchner, der sich 1915/16 mehrfach in einem Sanatorium in Königstein im Taunus aufhielt, Max Beckmann, der von 1915 bis 1933 in Frankfurt ansässig war, und Alexej von Jawlensky, der sich 1921 in Wiesbaden niederließ. Die Ausstellung bietet zudem viele Entdeckungen: Werke weniger erforschter Künstler aus der Region spiegeln mit ihrer emotionalen Ausdruckskraft und vitalen Sinnlichkeit die Erschütterung durch den Ersten Weltkrieg ebenso wie die Aufbruchseuphorie der frühen Weimarer Republik. Die Porträts, Szenen von Menschen in der Natur und in der Stadt sowie neue religiöse Bilder von Carl Gunschmann und Hermann Keil aus Darmstadt, Franz Karl Delavilla und Alexander Soldenhoff aus Frankfurt, Reinhold Ewald aus Hanau oder Heinrich Fischer aus Aschaffenburg vermitteln einen Eindruck von den unterschiedlichen Gestaltungsweisen des Expressionismus.
Im frühen 20. Jahrhundert war Frankfurt am Main ein bedeutendes Zentrum des Kunsthandels. Der Kunstsalon Ludwig Schames ragte besonders heraus und strahlte mit seinem anspruchsvollen Programm weit über das Rhein-Main-Gebiet aus. Zu den kleineren Kunsthandlungen gehörten die Frankfurter Galerie von Peter Zingler, der sich ab 1919 ganz auf die zeitgenössische Kunst konzentrierte und wie sein Darmstädter Kollege Hans Theodor Joel unter anderem Druckgrafik verlegte. Der Frankfurter Galerist Herbert Cramer war mit den Malern Emil Betzler, Gottfried Diehl und Hanns L. Katz Teil der Gruppe „Ghat“, die auf genossenschaftlicher Basis einen ökonomischen Neuansatz im Kunstbetrieb versuchte. In Wiesbaden organisierte der Nassauische Kunstverein engagierte Ausstellungen moderner Kunst.
In Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt existierten um 1920 erstklassige Privatsammlungen expressionistischer Kunst, die zu den bedeutendsten ihrer Art in Deutschland zählten. Werke aus diesen Kollektionen gehören inzwischen zu den Glanzlichtern von Museen in aller Welt. Viele der Sammler standen mit den Künstlern in persönlichem Kontakt und erwarben ihre Werke sowohl in den Ateliers als auch in den Kunsthandlungen. Schon damals gaben sie ihre Schätze als Leihgaben in die Ausstellungen von Kunstvereinen und Museen. Die Schau ermöglicht Einblicke in die reiche Sammlerszene und präsentiert Werke, die sich ehemals in berühmten Sammlungen von Carl Hagemann in Frankfurt, Hanna Bekker vom Rath in Hofheim, Heinrich Kirchhoff in Wiesbaden und Alexander Koch in Darmstadt befanden. Andere Arbeiten erinnern an die bedeutenden Kollektionen von Ludwig und Rosy Fischer, Pauline Kowarzik und Walter Müller-Wulckow in Frankfurt. Der Verfemung des Expressionismus durch die Nationalsozialisten sowie den künstlerischen Reaktionen im Verborgenen der Ateliers oder im Exil widmet sich ein eigener Ausstellungsbereich.
3. April bis 17. Juli 2011
Informationen
MUSEUM GIERSCH
Regionale Kunst mit überregionaler Bedeutung
Schaumainkai 83, D-60596 Frankfurt am Main
Tel. (+49-69) 63 3 04-128
Di–Do 12–19 Uhr, Fr 12–17 Uhr,
Sa und So 11–17 Uhr
22. 4. 12–17 Uhr, 24. 4. 11–17 Uhr, 25. 4. 12–19 Uhr,
1. 5. 11–17 Uhr, 2. 6. 12–19 Uhr, 12. 6. 11–17 Uhr, 13. 6., 14. 6. und 23. 6. 12–19 Uhr
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