Sie läuft, drängt, verstreicht und zieht sich. Wir gehen mit ihr, verlieren und gewinnen sie, vertreiben sie, schinden sie, (ver)missen sie und (ver)messen sie – die Zeit. Im Besucherzentrum Arche Nebra am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra im Süden Sachsen-Anhalts dreht sich in diesem Jahr alles um dieses Thema. Denn die Himmelsscheibe – bronzezeitliche Anleitung für die Berechnung eines Himmelskalenders – beweist es: Schon vor 3600 Jahren war Zeitmessung aktuell.
Was ist Zeit? Unterschiedliche Lesarten und Wissenswertes rund um die Zeit sind in der neuen Präsentation zu entdecken. Philosophische Fragen und hoch komplizierte Zusammenhänge, wie etwa Albert Einsteins Relativitätstheorie, die Theorie vom Urknall, die Entstehung der Zeitzonen der Erde, die Zeitrechnung unterschiedlicher Kulturen und vieles mehr, werden mit einer Prise Humor serviert.
Sowohl die „objektive“ Zeitmessung – mit Uhren und Kalendern – als auch das subjektive Zeitempfinden (wie lange dauert was?) sind Gegenstand der Sonderpräsentation, die 2008 bereits mit großem Erfolg im Espace des Inventions in Lausanne und im Musée d’Histoire des Sciences in Genf gezeigt wurde.
Die heute in zivilisierten Gesellschaften überwiegend genutzten Zeitmaße sind astronomischen Ursprungs. Die sich aus der Beobachtung der Sonne und des Mondes ergebenden Zeiteinteilungen in Tage, Monate und Jahre setzte der Mensch im Lauf der Zeit in verschiedene Systeme zur Zeitmessung um. So entstanden zum Beispiel das Sonnenobservatorium von Goseck in der Jungsteinzeit, die Himmelsscheibe von Nebra in der frühen Bronzezeit und später Sonnenuhren, Sanduhren, mechanische Uhren bis hin zur Atomuhr. Anhand von historischen Originalobjekten, die von Museen und wissenschaftlichen Einrichtungen als Leihgaben zur Verfügung gestellt werden, stellt die Präsentation unterschiedliche kulturelle Lösungen für die Zeiteinteilung vor – vom Astrolabium des 13./14. Jahrhunderts über Sextant und Marinechronometer bis hin zur Dezimaluhr der Französischen Revolution.
Zeit wird aber nicht nur gemessen, sondern jeder einzelne Mensch erlebt, erfährt und fühlt sie. Wie lange braucht zum Beispiel das menschliche Herz, um das Blut durch den gesamten Kreislauf zu pumpen? Wie lange braucht eine Radiowelle, um von der Erde zum Mars und zurück zu gelangen? Wie lange träumt der Mensch nachts? Damit die Zeit auch in der Sonderpräsentation erlebbar ist, ist der Besucher zum Mitmachen eingeladen: Nicht nur Sehen und Lesen, sondern Anfassen und Ausprobieren stehen bei verschiedenen Experimentierstationen auf dem Programm.
Workshops, Gruppenführungen und Aktionsprogramme sind buchbar. Hinzu kommt ein umfangreiches Begleitprogramm mit öffentlichen Führungen, Vorträgen, Workshops und einem Filmabend. Informationen dazu gibt es auf www.himmelsscheibe-erleben.de.
Informationen
bis 31. Oktober 2010, täglich 10–18 Uhr
Arche Nebra
Die Himmelsscheibe erleben
An der Steinklöbe 16, D-06642 Wangen
Tel. (+49-344 61) 25 5 20
[email protected]
www.himmelsscheibe-erleben.de
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