Josef Engelhart, Loge im Sophiensaal, 1903, Öl auf Leinwand, 100 x 95 cm, Wien Museum © VBK, Wien 2009Josef Engelhart, Ball auf der Hängstatt, 1890, Öl auf Leinwand, 100,8 x 150,5 cm, Wien Museum © VBK, Wien 2009William Klein, Gun 1, New York, 1955 © William Klein, mit freundlicher Genehmigung der Howard Greenberg Gallery

Von den Straßen New Yorks bis Wien-Erdberg

Das Wien Museum zeigt im Haupthaus auf dem Karlsplatz Fotos aus New York und in der Hermesvilla das facettenreiche Werk von Josef Engelhart.
Karlsplatz, A-1040 Wien

Dynamisch, in Bewegung und die Kamera immer schussbereit – die Stadt und ihre Menschen im Fokus: Diese fotografische Praxis entstand im Wesentlichen in den 1940er-Jahren in den USA. Hier entfaltete sich die Street Photography auch in den folgenden drei Jahrzehnten zur vollen Blüte. Insbesondere New York erwies sich als außerordentliches Versuchsfeld. In dieser Stadt bündelten und verstärkten sich zu jener Zeit alle Aspekte des Urbanen, und hier versammelten sich die kreativen Kräfte des Landes: Kunstschaffende, Magazine, Verlage und Kulturinstitutionen.
Die Vertreter der amerikanischen Street Photography dokumentierten im Lauf der Jahrzehnte die unglaubliche und sich ständig wandelnde Vielfalt der „Big City“ New York: ihre Dramen und Komödien, ihre Vergnügungen und Verbrechen. Hier entstand eine neue urbane Poesie, hier fanden Fotografen wie Walker Evans oder Lee Friedlander eine ganz eigenständige Bildsprache, die mit den visuellen Erfordernissen der modernen Großstadt mithalten konnte. Ihre Werke passten sich dem Rhythmus und dem Pulsschlag des „Big Apple“ an, begleiteten New Yorks Veränderungen, erfanden das Bild der Metropole neu, spiegelten aber auch die soziale Wirklichkeit.
Erstmals in Österreich: breiter Überblick zur Street Photography
Die Ausstellung Big City. New York Street Photography (noch bis 24. Mai 2009), eine Eigenproduktion des Wien Museums, umfasst die große Zeit der Street Photography von den 1940er- bis in die frühen 1980er-Jahre und bietet – erstmals in Österreich – einen breiten Überblick mit Arbeiten fast aller wichtigen Vertreter der amerikanischen Street Photography. Zu sehen sind rund 150 Bilder unter anderem von Diane Arbus, Ted Croner, Walker Evans, Robert Frank, Lee Friedlander, Helen Levitt, Weegee und Garry Winogrand.
Ein Malerstar aus Erdberg
Um einen Malerstar aus Wien um 1900 geht es in der Hermesvilla: Josef Engelhart (1854–1941) war ein grandioser Kolorist, dessen sinnliche und effektvolle Malerei das Wiener Publikum begeisterte, heute ist er ein weitgehend Unbekannter – und das, obwohl er gemeinsam mit Gustav Klimt, Carl Moll und Koloman Moser Gründer der Wiener Secession war, deren internationale Ausrichtung er wesentlich vorantrieb.
Der Sohn eines Fleischhauers aus Erdberg studierte in Wien und München, ehe er sich 1891/92 in Paris mit der aktuellen französischen Kunst auseinandersetzte. Nach dieser kurzen Phase des Experiments kehrte der kompromisslose Verfechter des Naturalismus in seine Heimatstadt zurück, um sich in drastisch-realistischen Bildern dem ärmlichen Leben in den Vorstädten zu widmen. Mit unverwechselbaren „Wiener Typen“ – Strizzis, Marktweibern, Wäschermädeln – wurde Engelhart zum populären Chronisten eines verschwindenden Wiener Alltags. Wolfgang Kos, Direktor des Wien Museums: „Wir haben es hier mit einem Künstler zu tun, dessen Werk zwischen Hochkultur und populärkultureller Sphäre changiert, zwischen Affirmation und Sozialkritik, zwischen Opulenz und Lumpenproletariat, zwischen Beletage und Parterre.“
Erste umfassende Werkschau
Die erste umfassende Werkschau mit dem Titel Josef Engelhart. Vorstadt und Salon konzentriert sich auf Engelharts große Zeit zwischen 1883 und 1919. Das Wien Museum besitzt aus dem Nachlass Engelharts zahlreiche Hauptwerke dieser schillernden Künstlerpersönlichkeit. Es gilt, ein vielfältiges Œuvre neu zu entdecken!

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