Die Gemäldegalerie der Wiener Akademie der bildenden Künste konzentriert sich in ihrer aktuellen Ausstellung auf ihre selten gezeigten Bestände an frühen Tafelbildern. Präsentiert wird diese exklusive Zusammenstellung in den soeben neu adaptierten Ausstellungsräumen im ersten Stock des Akademiegebäudes auf dem Schillerplatz – denn die angestammten Museumsräumlichkeiten werden zurzeit modernisiert und sind geschlossen. Tizian, Rubens, Rembrandt und Co und sollen ab Frühjahr 2010 im klima- und sicherheitstechnisch aktualisierten Museumsambiente wieder zu sehen sein.
Die Ausstellung Himmel und Hölle zeigt Werke aus den altniederländischen, altdeutschen und italienischen Schulen, der Bogen spannt sich von der Spätgotik bis in die Renaissance. Inhaltlich befassen sich die Bilder vor allem mit häufig noch in der spätmittelalterlichen Vorstellungswelt verwurzelten Darstellungen von ewiger Glückseligkeit und Verdammnis, himmlischen Sphären und irdischem Leid.
Im Zentrum der Ausstellung steht eines der bedeutendsten Kunstwerke der Sammlung, das Jüngste Gericht von Hieronymus Bosch. Der Betrachter des dreiteiligen Flügelaltars wird von phantasmagorischen Visionen vom Schicksal einer Menschheit in Bann gezogen, die zur Gänze ihren Lastern verfallen ist und vor dem Hintergrund feurig leuchtender Höllenlandschaften zur Strafe für ihre Sünden von Teufelswesen und Monstern gequält wird. Dem himmlischen Paradies als möglichem Ort des ewigen Glücks gibt Hieronymus Bosch in seiner pessimistischen Sicht der Menschheit allerdings nur sehr wenig Raum.
Umso mehr himmlisches Licht vermitteln die schimmernden Goldgründe der Madonnenbilder aus dem Florenz des 15. Jahrhunderts, von denen die Gemäldegalerie als einzige unter den Wiener Sammlungen einige rare Beispiele besitzt. In himmlische Sphären entführt auch die Marienkrönung von Hand des aus der – heute belgischen – Stadt Löwen stammenden Dierc Bouts. Das um 1450 entstandene Bild zählt zu den Hauptwerken der flämischen Malerei des 15. Jahrhunderts. Die Dierc Bouts und seinen Zeitgenossen eigene Virtuosität in der realistischen Darstellung der Gegenstandswelt manifestiert sich hier etwa in der gekonnten Wiedergabe des reinen, durchscheinenden Bergkristalls der Weltkugel in der Hand Gottes ebenso wie in den Filigranspitzen der Goldkrone der Jungfrau und in den feinst gefiederten bunten Schwingen der Engelschöre.
Die gegen 1500 zunehmende Einbindung der Heilsgeschichte in die irdischen Sphären und in die Erlebniswelt der Gläubigen zeigen Werke wie Die Heilige Familie im Grünen von Hans Baldung Grien, Die Heilige Familie von Jost van Cleve oder Marientod von Ambrosius Holbein.
Ergänzt werden die Tafelbilder sakralen Inhalts durch eine Reihe von Gemälden mit profaner Thematik, wie sie die grazile Lucretia darstellt, eines der bekanntesten Werke aus dem beachtlichen Bestand an Bildern von Lucas Cranach dem Älteren in der Gemäldegalerie, sowie durch bürgerliche und aristokratische Renaissanceporträts.
bis 31. Juli 2009, Di–So 10–18 Uhr
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