Der 1957 geborene Stephan Balkenhol gehört zu den bekanntesten Bildhauern
in Deutschland. Als Student von Ulrich Rückriem experimentierte er zunächst mit einer minimalistischen Formensprache, bevor er in den 1980er-Jahren als einer der wenigen Künstler seiner Generation den roten Faden der figurativen Skulptur konsequent wieder aufnahm.
Durch die beiden Weltkriege war das Menschenbild in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwertet worden und die menschliche Figur bis Ende der 1970er-Jahre fast vollständig aus der Kunst verschwunden. Mit der Aufnahme eines an der Antike orientierten, heilen Menschenbilds brachte Balkenhol in den 1980er-Jahren den Körper wieder als Zentrum der individuellen Wahrnehmung ins Spiel. In den letzten drei Jahrzehnten entstand neben Reliefs und Zeichnungen ein ganzes Volk von Menschen- und Tierfiguren – zumeist aus unterschiedlichen Holzarten oder auch aus Bronze.
Die unmittelbare und unverfälschte Geste der Expressionisten liegt dem Künstler fern. Still, in sich ruhend und unbeeinflusst von emotionalen Befindlichkeiten, sind Balkenhols häufig aus einem Holzstamm gehauene Männer- und Frauenfiguren wesenhafte Abbilder einer überzeitlichen Lebenswirklichkeit und trotzdem gegenwärtig. Geprägt von den konzeptuellen Ansätzen der 1970er-Jahre, zielen Balkenhols Arbeiten nicht zuletzt auch auf die Wahrnehmung des Betrachters. Sie werfen uns auf unsere eigene Körperlichkeit zurück und nehmen einem Spiegel gleich unsere Projektionen auf, über die wir im besten Fall zu reflektieren beginnen. Ihre autonome Existenz provoziert damit nicht zuletzt auch die Frage, wohin wir unser Denken und Handeln lenken wollen.
Stephan Balkenhols Skulpturen sind aufgrund ihrer allgemeingültigen sinnlichen Ausdruckskraft jenseits des Zeitgeschmacks in zahlreichen Städten zu Wahrzeichen geworden und im öffentlichen Raum präsent. In der Ravensburger Ausstellung zeigt Stephan Balkenhol neben älteren Arbeiten hauptsächlich neue Werke.
bis 24. August 2014
Selinka Classics
Unter dem Format Selinka Classics zeigt das Kunstmuseum Ravensburg jeweils Teile der hochklassigen Privatsammlung Peter und Gudrun Selinka in immer neuen Zusammenstellungen. Im Mittelpunkt von Selinka Classics 03 stehen diesmal das Porträt und die Figur. In der aktuellen Präsentation ist auch wieder das Spanische Mädchen von Alexej von Jawlensky zu sehen, das in der Eröffnungsausstellung Appassionata zu den Publikumslieblingen gehörte.
bis 24. August 2014
Otto Mueller – Gegenwelten
Otto Mueller (1874–1930) gilt als einer der wichtigsten Künstler des deutschen Expressionismus. Bewegt von der Sehnsucht nach Freiheit und Harmonie, entwirft er Landschaften und Akte – malerische Gegenräume zur eigenen persönlichen und gesellschaftlichen Wirklichkeit. Ergänzt werden diese durch Darstellungen aus dem Leben der Sinti und Roma, deren Lebensräume er in mehreren Balkanreisen erforscht. Die Zigeuner-Mappe, die 1927 fertiggestellt wurde, bildet Höhepunkt und Essenz dieser Begegnung.
Anhand von über 60 Werken gibt die Schau einen konzentrierten Einblick in das Werk Otto Muellers und stellt seinen Sinti- und Roma-Darstellungen historische Dokumentarfotografien der Sinti und Roma von Ferdinand Schmutzer, Ludwig Angerer und anderen Fotografen aus der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien gegenüber. Hauptleihgeber der Ausstellung ist das Brücke-Museum, Berlin. Ergänzt werden diese durch Werke der Sammlung Selinka und ausgewählte private und öffentliche Leihgaben.
13. September 2014 bis 25. Januar 2015
Informationen
Kunstmuseum Ravensburg
Burgstraße 9, D-88212 Ravensburg
Tel. +49 (0) 751/82 8 10
geöffnet Di–So 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr,
geschlossen bei Ausstellungsumbau
25. August bis 12. September 2014
www.kunstmuseum-ravensburg.de
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