Im Herzen von Münster ist ein neues Haus für die Kunst entstanden. Ab 20. September 2014 öffnet das LWL-Museum für Kunst und Kultur nach gut fünfjähriger Bauzeit wieder seine Pforten. Neben der atemberaubenden Architektur – entworfen vom Architekturbüro Staab in Berlin – wird die hauseigene Sammlung mit Exponaten aus über 1000 Jahren Kunst- und Kulturgeschichte ganz neu in Szene gesetzt. Kurz nach der feierlichen Wiedereröffnung folgt der zweite Paukenschlag. Die erste große Sonderausstellung, „Das nackte Leben. Bacon, Freud, Hockney und andere. Malerei in London 1950–80”, eröffnet am 7. November 2014.
Urbane Neugestaltung des Westfälischen Landesmuseums
Seit 1908 befindet sich das zentrale Kunstmuseum Westfalens im Stadtzentrum auf dem Domplatz in Münster. 1971 wurde ein Neubau im damaligen Stil an das Gebäude angebaut, der aber mit den Jahren stark sanierungsbedürftig geworden war. Aufgrund der hohen Kosten für eine Sanierung entschied sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) für einen Neubau, der den Bedürfnissen einer überregional bedeutenden Sammlung mit derart vielfältigen Exponaten gerecht wird. Die Sammlung umfasst etwa 350 000 Objekte aus Kunst und Kultur vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Sammlungsschätze feiern Ausstellungspremiere
Auf 7500 Quadratmetern entfalten altbekannte Exponate ihre Pracht in der Neupräsentation, einige Schätze aus den Depots feiern ihre Ausstellungspremiere. Dank des sensiblen Umgangs von Architekt Volker Staab mit der Kunst entstanden 51 moderne Ausstellungsräume, die perfekt auf die Kunstwerke abgestimmt sind. Beeindruckend ist das mittelalterliche, dreieinhalb Meter hohe Triumphkreuz aus der Stiftskirche in Bockhorst, das im doppelgeschossigen Raum und mit perfekter Ausleuchtung ideal zur Geltung kommt. Die Verbindung des Neubaus mit dem Altbau von 1908 ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern erstmals einen inhaltlich geschlossenen Rundgang.
Ungeahnte Perspektiven und offene Passage
Schon von außen gewähren die sechs Meter hohen Fenster Einblicke in das Museum, die von innen weitläufige Ausblicke in den Stadtraum freigeben. Das gesamte Erdgeschoss ist als öffentliche Passage angelegt: Über eine Sequenz von vier Höfen – dem Vorplatz an der Rothenburg, dem offenen Patio, dem inneren Foyer mit gut 14 Meter Raumhöhe und dem Vorhof auf dem Domplatz – schafft die neue Architektur eine durchgehende Verbindung von Süden nach Norden. Mit den im Erdgeschoss angesiedelten Servicebereichen, wie dem Museumsshop von Walther König, dem Restaurant Lux mit Außenterrasse, dem Veranstaltungssaal und der Bibliothek, wird die Passage zu einem Ort öffentlichen Lebens und besonderer Veranstaltungen.
Kunst im Vorbeigehen
Kunst ist bereits im Vorbeigehen zu sehen: Otto Pienes leuchtende Kugeln der Installation Silberne Frequenz, die schon das Markenzeichen am alten Gebäude waren, erstrahlen wieder an der Südseite der Fassade, Josef Albers’ Strukturale Konstellation – Zwei Supraporten hat ebenfalls einen neuen Platz an der Sandsteinfassade bekommen. Neugier für die Kunst im Innern wecken das Schaufenster der Gegenwartskunst, das neben dem Westfälischen Kunstverein im Süden angesiedelt ist, und das Schaufenster für das Mittelalter im Norden.
Markant und weltgewandt
Mit der Eröffnung wird die größte Baumaßnahme des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe abgeschlossen sein. Der Um- und Neubau kostet rund 48 Millionen Euro, 9 Millionen Euro kommen als Zuschuss vom Land Nordrhein-Westfalen. Staab Architekten entwarfen ein weltgewandtes Gebäude für die Kunst. Das markante, spitz zulaufende und auf den Domplatz verweisende Gebäude hat das Potenzial, zum Markenzeichen für Münster zu werden.
Das Eröffnungswochenende vom 20. bis 21. September 2014 verspricht vielfältige Perspektiven und ein großartiges Veranstaltungsprogramm bei kostenfreiem Eintritt!
Ausstellung Das nackte Leben.
Bacon, Freud, Hockney und andere.
Malerei in London 1950–80
Die erste große Sonderausstellung, „Das nackte Leben. Bacon, Freud, Hockney und andere. Malerei in London 1950–80”, zeigt vom 8. November 2014 bis 22. Februar 2015 gegenständliche Malerei von Francis Bacon, Lucian Freud, David Hockney, Frank Auerbach, Euan Uglow, Richard Hamilton und 10 weiteren Künstlern. Etwa 130 Gemälde und Arbeiten auf Papier bilden in großem Umfang den künstlerischen Dialog ab, der in London ab den 1950er-Jahren begonnen hatte und über drei Jahrzehnte andauern sollte. In ihrer unabhängigen Bildsprache verpflichten sich die gezeigten Künstler fast bedingungslos der figürlichen Malerei und setzen sich so den aktuellen Kunstströmungen ihrer Zeit, wie der Abstraktion, entgegen.
Ihre malerischen Ausdrucksweisen sind dabei so individuell wie ihre Lebensläufe: Pastos aufgetragene Ölfarbe, zu Collagen zusammengefügte Ausschnitte aus Zeitschriften, Fotografien und Zitate aus Filmen zeichnen die innovativen und teils radikalen Arbeitsweisen aus. Ihre Kunst bezieht sowohl das alltägliche Leben als auch historische Erfahrungen wie den Wiederaufbau Londons nach dem Zweiten Weltkrieg ein. In den wiederentdeckten Gattungen des Porträts und der Aktdarstellung setzen sich die Künstler intensiv mit der menschlichen Figur auseinander.
Auf rund 1000 Quadratmetern wird die Ausstellung das Schaffen der Künstler aus den frühen Jahren an den Londoner Kunsthochschulen bis hin zu späteren Produktionen, die noch immer die heutige Kunst beeinflussen, zeigen. Porträts, Aktdarstellungen, Interieurs und Stadtansichten werden thematisch präsentiert, um so diese bemerkenswerte Neuerfindung gegenständlicher Kunst abzubilden.
8. November 2014 bis 22. Februar 2015
Informationen
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Domplatz 10, D-48143 Münster
Tel. +49 (0) 251/59 01-01
www.lwl-museum-kunst-kultur.de
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