Wilhelm II. (1792–1849), ab 1840 König der Niederlande und in Personalunion auch Großherzog von Luxemburg, war ein wahrer „Kunstkönig“. Zusammen mit seiner Gattin, der Zarentochter und Königin Anna Pawlowna (1795–1865), stellte er eine bedeutende Kunstsammlung zusammen, die nach seinem Tod versteigert und in alle Winde zerstreut wurde. Meisterwerke aus diesem repräsentativen Bestand werden nacheinander an drei Orten gezeigt, die sämtlich mit der Geschichte des Königspaars und seiner Sammlung in Verbindung stehen: die Eremitage in Sankt Petersburg, der Heimatstadt Anna Pawlownas, wohin ein großer Teil der königlichen Sammlung zurückkehrte; das Dordrechts Museum in den Niederlanden und die Villa Vauban in Luxemburg, ehemals Teil des niederländischen Königreichs und Heimat eines der Sammler, die Werke aus dem königlichen Bilderschatz erwarben.
Die Ausstellung führt diverse Kunstwerke aus der königlichen Sammlung wieder zusammen, darunter flämische und niederländische Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts (unter anderen Quentin Massys, Jan Gossaert, Bernard van Orley, Rembrandt-Werkstatt, Jan Steen, Peter Paul Rubens), italienische Renaissance- und Barockmalerei (unter anderen Francesco Melzi, Agnolo Bronzino, Giovanni Francesco Barbieri), spanischer Barock (Bartolomé Esteban Murillo, Velázquez-Werkstatt) sowie romantische Gemälde des 19. Jahrhunderts.
Tragisches Ende einer Kunstsammlung
Kurz nach dem Tod Wilhelms 1849 stellte sich heraus, dass die königliche Sammlung mit hohen Schulden belastet war. Der König hatte unmittelbar vor seinem Ableben einen geheimen Kredit über eine Million Gulden bei seinem Schwager, dem Zaren Nikolaus I., aufgenommen. Die Gemäldesammlung diente dabei als Sicherheit. Prinz Frederik, Bruder des Verstorbenen, entschied sich für einen Verkauf der Sammlung. Die Versteigerung fand 1850 statt und zog europaweit wichtige Sammler, darunter den luxemburgisch-französischen Bankier Jean-Pierre Pescatore, sowie verschiedene Museen an. Die größte Kunstsammlung der Niederlande wurde aufgelöst. Teile davon befinden sich heute in Museen auf der ganzen Welt.
Oranien und die Romanows
Ein weiterer Schwerpunkt der Schau ist das Königspaar Wilhelm und Anna. Durch die Heirat 1816 mit Anna Pawlowna bekam das Haus Oranien eine Verbindung zur russischen Dynastie der Romanows. Anna war die Tochter des Zaren Paul I. und Schwester seiner Nachfolger Alexander I. und Nikolaus I. Aus den königlich-niederländischen Sammlungen in Den Haag zeigt die Ausstellung Porträtgemälde, kostbare Hochzeitsgeschenke, zahlreiche kunstvolle Möbel aus verschiedenen königlichen Residenzen und reich verzierte private Gegenstände Wilhelms und Annas. Die junge Prinzessin und spätere Königin brachte einen prachtvollen Brautschatz mit und sorgte dafür, dass das calvinistisch geprägte Königtum etwas vom Glanz des Zarenhofs erhielt, was seinen Ausdruck in Form von opulenten Interieurs und einem „glamourösen“ Hofleben fand. Für die Kunstsammlung ließ Wilhelm II. auf dem Gelände seines Palasts Kneuterdijk in Den Haag ein neogotisches Hallengebäude nach eigenen Entwürfen errichten.
Die Ausstellung Königliche Sammellust bietet dem Besucher faszinierende Einblicke in Leben und Leidenschaften eines europäischen Fürstenpaars des 19. Jahrhunderts, das nicht zuletzt durch sein Engagement für die Kunst weit über die Grenzen seines Herrschaftsbereichs hinaus Spuren hinterlassen hat.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Staatlichen Museum Eremitage in Sankt Petersburg, dem Dordrechts Museum, den Königlichen Sammlungen der Niederlande in Den Haag und der Villa Vauban – Kunstmuseum der Stadt Luxemburg.
12. Juli bis 12. Oktober 2014
Informationen
Villa Vauban – Kunstmuseum der
Stadt Luxemburg
18, avenue Émile Reuter, L-2420 Luxemburg
Tel +352/4796 4900
www.villavauban.lu
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