In MARIO MERZ | ARNULF RAINER – TIEFE WEITE [FRAGMENTE] treffen großformatige Gemälde von Arnulf Rai-ner auf raumgreifende Installationen und Bildobjekte des italienischen Arte-povera-Künstlers Mario Merz. Die rund 70 Werke umfassende Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Fondazione Merz (Turin) ist bis 27. Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr im Arnulf Rainer Museum im ehemaligen Frauenbad zu sehen.
„Beide Künstler traten in den 1950er-Jahren hervor, in dem weiten und tiefgründigen Feld der suggestiv als Informel bezeichneten Kunstrichtung. Bei der documenta teilten sie sich einen Raum, und dies nicht aus Zufall. Wir spürten eine spirituelle Verwandtschaft in der Art, wie sie Formen aus grundlegend flüchtigen, fließenden Strukturen und Farben zum Vorschein brachten. In diesem wechselhaften Werk sind alle Gestaltungen von Natur aus unvollständig und fragmentarisch“, so der niederländische Kurator Rudi Fuchs.
Als künstlerischer Leiter der Kunstausstellung documenta 7 im Jahr 1982 verfolgte Rudi Fuchs das Prinzip der schlichten und erhabenen Präsentation der Werke. Bewusst konfrontativ sollten Dialoge zwischen Kunstwerken unterschiedlichsten Stils entstehen sowie deren Wechselbeziehung offengelegt werden. So traf Malerei auf Skulptur: Arnulf Rainers Fingerfarbenfest aus seiner Werkphase der Hand- und Fingermalerei wurde gemeinsam mit Mario Merz’ begehbarer, halbhoher Spirale aus Sandsteinplatten mit Reisigbüscheln ausgestellt. In TIEFE WEITE [FRAGMENTE] führt Kurator Rudi Fuchs dieses Ausstellungskonzept nun fort.
Von Arnulf Rainer (geboren 1929) sind Gemälde und Tafelbilder aus den 1990er-Jahren ausgestellt, die vorrangig das Motiv des Kreuzes zeigen. Diese T-förmigen, von Rainer zum Teil „Engel-Bilder“ genannten Werke symbolisieren fern jeglicher religiöser Bedeutung die Kleidung von Engeln. Im Gegensatz zu den Hand- und Fingermalereien, die in schweren, dunklen Farben dick mit Hand oder Pinsel aufgetragen wurden, wirken die „Engel-Bilder“ durch den dünnflüssigen Farbauftrag fragil und leicht.
Als Gegenüberstellung präsentiert die Ausstellung einen Iglu aus Steinplatten mit drei Meter Durchmesser sowie einen raumgreifenden Spiraltisch von Mario Merz (1925 bis 2003). Der italienische Künstler schuf mit seinen Iglus aus Lehm, Glas, Stahl, Stein oder Reisig Ikonen der Kunst des 20. Jahrhunderts. Durch den Einsatz einfacher Mittel sowie die Verwendung von alltäglichen, naturnahen Materialien zählt er zu den Hauptvertretern der Arte-povera-Bewegung, die in den 1960ern in Italien entstand.
Auch Gemälde, Zeichnungen und Bildobjekte mit charakteristischen Elemen-
ten werden gezeigt, die sich immer wieder in Merz’ Werk finden: Fibonacci-Zahlen, Neonröhren, Spiralen sowie archetypische, prähistorische Tiere. Die Arbeiten stammen aus den frühen 1980er-Jahren und sind als Leihgaben der Fondazione Merz sowie aus Privatsammlungen größtenteils zum ersten Mal in Österreich zu sehen.
Im Rahmen der Ausstellung werden Konzerte, Performances sowie Führungen angeboten. Kinder und Jugendliche können die Kunst von Mario Merz und Arnulf Rainer in Workshops und speziellen „Führungen am Abend“ kennenlernen.
Informationen
ARNULF RAINER MUSEUM
Josefsplatz 5, A-2500 Baden
Tel. +43 (0) 22 52/20 91 96
www.arnulf-rainer-museum.at
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