Im Zentrum von Helge Leibergs Arbeit steht die menschliche Figur in Bewegung. Durch den spontanen Pinselstrich, Charakteristikum seiner Malerei und Zeichnung, fängt er diese mit scheinbarer Leichtigkeit und einprägsam wie eine Chiffre ein. In der impulsiven Strichführung bilden Form und Ausdruck eine kraftvolle Einheit. Der menschliche Körper wird durch tänzerische Posen und spirituelle Aufladung zum Sinnbild für den Fluss des Lebens und seine wiederkehrenden Grundsituationen. Stets in Aktion ist Leibergs Figur. Durchdrungen von (Über-)Lebenswillen und niemals zur Ruhe kommend, scheint sie sich gegen jegliche Erstarrung aufzulehnen. Eros ist ein wichtiger Impulsgeber für den Tanz des Lebens, der immer auch ein Tanz des Todes ist.
Die Tuttlinger Ausstellung zeigt ausschließlich neu entstandene Bilder zur „Göttlichen Komödie”, dem Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265–1321), das in seiner bildreichen Sprache und durch seine existenzielle Sinndimension seit Jahrhunderten Künstler zur Auseinandersetzung herausgefordert hat. Wie die meisten bisherigen Illustratoren der „Göttlichen Komödie”, zu denen unter anderen Sandro Botticelli, Eugène Delacroix, Gustave Doré, Auguste Rodin, Salvador Dalí und Robert Rauschenberg gehören, befasst sich auch Leiberg vor allem mit dem Teil des Infernos.
Helge Leiberg (Jahrgang 1954) studierte zwischen 1973 und 1978 bei Gerhard Kettner an der Hochschule für bildende Künste Dresden. Seit seinem Studium beschäftigt er sich mit dem intermedialen Zusammenspiel von Malerei, Film, Musik, Literatur und Tanz. Mit Michael Freudenberg und A. R. Penck gründete er 1979 eine Malerband und begann die bis heute währende Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Lothar Fiedler. Leiberg bemalte auch Super-8-Filme, die später bei Performances auf Tanzende projiziert wurden. 1984 zog Helge Leiberg von der DDR in die Bundesrepublik Deutschland, wo er auch durch seine Kunstbücher und durch Buchillustrationen für die Büchergilde Gutenberg bekannt wurde. Vielfältig sind die literarischen Stoffe seiner bekannten und in Liebhaberkreisen gesuchten Künstlerbücher. Mit Shakespeares Sonetten, mit altjapanischen Haikus, dem Gilgameschepos, mit Poesie von Hannah Höch, mehrfach auch mit Texten von Christa Wolf und vielen mehr hat er sich bislang befasst.
Helge Leibergs Bilder zu „Dantes Inferno” zeichnen sich durch Nähe zum mittelalterlichen Text sowie gleichzeitig Interpretation der zeitlosen Eigenschaften des Menschlichen aus zeitgenössischer Warte aus. Einen für den heutigen Leser nicht einfach zu lesenden Text übersetzt er in eine eingängige bildliche Sprache, welche die bei Dante beschriebenen ewigen Herausforderungen des Menschen mit Leidenschaft nachempfindet.
26. Juli bis 8. September 2013
Veranstaltungen zur Ausstellung
Liveperformance
mit Malerei (Helge Leiberg), Musik (Lothar Fiedler) und Tanz (Cornelia Widmer) am Abend der Vernissage
26. Juli 2013, 21.30 Uhr
Eureka!
Sommerkreativwoche für Kinder
5 bis 9. August 2013, jeweils 9–12 Uhr
Tuttlinger NachtKultour
Programm: Forum Tanz VS-Schwenningen
7. September 2013, 19–1 Uhr
Informationen
GALERIE DER STADT TUTTLINGEN
Rathausstraße 7, D-78532 Tuttlingen
Tel. +49 (0) 74 61/15 5 51 oder 99 3 18
Di–So und Fei 11–18 Uhr
http://www.galerie-tuttlingen.de
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