GLÜCKSFALL bedeutet das unvermutet Zufallende, das Märchenhafte, Idyllische, Unerhörte. Auf den Spuren jener Three Princes of Serendip, nach einem persischen Märchen aus dem 13. Jahrhundert, erklingen unzählige exotische Reisesouvenirs von Komponisten und Komponistinnen aus über 600 Jahren. Uralte Pilgergesänge, Werke der Glückskinder Mozart und Mendelssohn, Transkriptionen mit plötzlichem Mehrwert, orientalisch-verwirrende Düfte, Wagner im Salon, ein Wunschkonzert und das Preisträgerkonzert in Zusammenarbeit mit dem Concours Ernst Haefliger sind ein paar Andeutungen für die Reiseroute zwischen dem 3. und dem 17. August 2013.
Einmal mehr tauchen wir in die kompositorischen Wellengänge der Komponisten ein: Was hat die Impressionisten bewogen, fernöstliche Poesie oder Klangmuster aufzunehmen? Entdeckten sie etwa ein neues Ich dank der Begegnung mit Dingen, die sich außerhalb von Paris abspielten? Was haben Transkriptionen – etwa vom 100-jährigen Sacre du printemps mit seinem Jahrhundertskandal, ebenfalls in Paris – an Mehrwert zu bieten? Und was für Eulenspiegeleien haben die Komponisten der Groupe de Six zu ebenso witzigen wie wahnwitzigen Experimenten verführt? Kann man sich bei Wunderkindern à la Mozart und Mendelssohn leibhaftig vorstellen, wie ihnen die Themen glücksfallhaft zufielen, anschließend aber eine meisterhafte Verarbeitung folgte? Welche unvermuteten unterbewussten Entdeckungen halten improvisatorische Elemente in der Musik für uns bereit? Wie haben sich im Mittelalter kulturelle Entdeckungsreisen musikalisch niedergeschlagen?
Die beiden Preisträger des Prix Credit Suisse Jeune Soliste 2013, Laura Schmid und Pablo Barragán Hernández, werden zu Gast sein sowie die speziell für Lied ausgezeichnete junge Sopranistin Julia Westendorp, die am Concours Ernst Haefliger brillierte. Wir werden den jungen Pianisten Benyamin Nuss in einem ebenso klassischen wie unklassischen Rezital hören, den jungen schweizerisch-französischen Cellisten Christophe Croisé, die polnische Geigerin Agnieszka Kulowska, zum zweiten Mal das Pianoduo Françoise-Green, das Barockensemble Daimonion und viele andere Young Artists.
Selbstverständlich wird es einen WagnerAbend geben und ein Konzert, das dem Composer-in-Residence, dem Schweizer Balz Trümpy, gewidmet sein soll. Seine Werke atmen immer einen Hauch antiken Charmes, er ist Mystiker und urbaner moderner Geist in einem, obwohl er aus Glarus stammt.
Auf Initiative von Michael Haefliger, dem heutigen Intendanten des Lucerne Festivals, wurde im Jahr 1986 das Davos Festival als Plattform für junge, hochbegabte Musiker aus aller Welt gegründet. Die jungen Stars kommen seither aus allen Erdteilen und verwandeln Davos jeweils während zweier Wochen im August in ein Mekka der Kammermusik. Binnen weniger Jahre wuchs das Davos Festival – young artists in concert zu einem Anlass mit über 20 Veranstaltungen, der große Beachtung in der Musikerwelt findet.
3. bis 17. August 2013
http://www.davosfestival.ch
*„serendipity“: zufällige Beobachtung oder Entdeckung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem. Beispiele: Amerika, Nylonstrümpfe, Sekundenkleber, Teebeutel, LSD und der Serendipaceratops, ein Vogelbeckensaurier.
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