Die Stadthalle Balingen präsentiert 2013 mit Erich Heckel wieder eine große Sommer-Kunstausstellung. Damit findet zugleich nach 30 Jahren erstmals wieder eine große Ausstellung zum Werk von Erich Heckel in Süddeutschland satt. Dieser Region war der 1883 in Sachsen geborene Künstler auf besondere Weise verbunden. Durch seinen Freund Walter Kaesbach, der sich am Bodensee niedergelassen hatte, lernte er diese Gegend und das Voralpenland kennen, aber auch Schwarzwald, Rhön und die Pfalz waren ihm durch zahlreiche Reisen vertraut und sind immer wieder Gegenstand seiner Landschaftsdarstellung. Von 1944 bis zu seinem Tod im Jahr 1970 lebte Erich Heckel in Nachbarschaft zu Otto Dix in Hemmenhofen am Bodensee.
Mit 35 Gemälden, 65 Aquarellen und Zeichnungen und 80 zum Teil farbigen Druckgrafiken präsentiert Balingens Sommerausstellung 2013 vom 29. Juni bis 29. September 2013 Erich Heckels expressionistisches Schaffen in Dresden und Berlin vor dem Ersten Weltkrieg bis hin zu seinem Wirken an der Karlsruher Kunstakademie nach dem Zweiten Weltkrieg.
Angefangen beim immer noch wenig bekannten Frühwerk, das die Einflüsse van Goghs und des Jugendstils erkennen lässt, zeigt die Schau in zwei Häusern (Stadthalle und Zehntscheuer) die spannende stilistische Entwicklung des „ganzen Heckel“, dessen Leben und Werk ihn ab den 20er-Jahren eng mit der Bodenseeregion und dem Südwesten Deutschlands verbindet und der hier die Motive für einige seiner schönsten Landschaftsbilder findet.
Heckels Wirken liegt ein Leben zugrunde, das einschneidende Stationen der Geschichte, vielfältige Zeitströmungen und Literatur in seinem künstlerischen Schaffen subtil spiegelt. Dazu gehören Nietzsches Zarathustra ebenso wie die spirituellen Einflüsse des Stefan-George-Kreises, die romantische Auseinandersetzung mit Licht und Transzendenz sowie dem Stil der Neuen Sachlichkeit und nicht zuletzt das Erlebnis zweier Weltkriege.
Heckels internationale Bekanntheit geht auf die epochemachende Künstlergruppe „Die Brücke“ zurück, die er 1905 zusammen mit Ernst Ludwig Kirchner und weiteren Kollegen gründete und damit fortan den deutschen Expressionismus als Avantgardestil verankerte. Unbeschwerte Aktdarstellungen in leuchtenden Farben an den Moritzburger Teichen und Stränden der Ostsee beschreiben das neue Lebensgefühl der Künstlergruppe, die „unverfälscht und unmittelbar“ wiedergab, „was sie zum Schaffen drängt“, genauso wie ihr Experimentiergeist mit Drucktechniken und die gemeinsame Vermarktung ihrer Kunst. Mit einzelnen bedeutenden Gemälden seiner berühmten Künstlerkollegen Kirchner, Schmidt-Rottluff, Pechstein und Nolde aus der Zeit von 1905 bis 1913, als sich die Gruppe wieder auflöste, zeigt die Balinger Ausstellung den engen Bezug der Künstler untereinander.
Heckel bleibt den typisch expressionistischen Themen treu. Spannend erschließt sich dem Betrachter der Badenden, Akte, Tänzer, Artisten, Soldaten, Stillleben, Selbstporträts und Landschaften seine künstlerische Neuinterpretation während mehrerer Jahrzehnte.
Sämtliche Werke dieser Ausstellung kommen aus dem Brücke-Museum Berlin, das heute die größte Sammlung der Kunst Heckels besitzt. Der Künstler selbst hat mit umfangreichen Schenkungen zum Aufbau des 1967 eröffneten Museums beigetragen.
29. Juni bis 29. September 2013
Informationen
Stadthalle + Zehntscheuer Balingen
Hirschbergstraße 38, D-72336 Balingen
Tel. +49 (0) 74 33/90 08-413
täglich 10–19 Uhr, Fr 10–21 Uhr
http://www.stadthalle.balingen.de http://www.facebook.com/Heckel2013
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