Geheimnisvolle Weltlandschaften, Stillleben, allegorische Figurenszenen, mythologische Tableaus, Heiligenbilder und Porträts, vollendet in altmeisterlicher Formensprache, offenbaren Visionen, die das reale Jetzt mit der Unendlichkeit des Gewesenen, des Göttlichen und Allgegenwärtigen verschmelzen lassen. Im Rückgriff auf die Mysterien der Vergangen-
heit entstehen fantastische, surreale Räume, die von menschlichen Leidenschaften, von heiligen und profanen Wundern, aber vor allem von Leid und Schmerz durchtränkt sind. „Tó páthei máthos – durch Leiden lernen“, bezeichnet das Credo des Künstlers.
Arrivabenes Kunst ist nicht nur entschieden autobiografisch zu verstehen, sondern gleichsam als eine Form von Katharsis, die überaus magische Bilder erbringt. Er selbst hat immer wieder betont, wie sehr sein Werk allein aus ihm und seinem Streben nach Sublimierung und innerer Erkenntnis von Ich und Welt geschöpft ist. Entsprechend häufig begegnet er uns als Protagonist seiner künstlerischen Tiefensicht auch im Selbstporträt. Sein gesamtes Werk wird von Selbstbildnissen durchzogen und akzentuiert. Er zeigt sich als jugendlicher Eros bei Nacht, eingebunden in den alten Dualismus von Sinnlichkeit und Geist, als reifer Meister vor goldenem Licht, als Leidender voll Schmerz und Verzweiflung, als Wesen ohne Sinne und Seher mit Leuchtkäfern in der Finsternis, als von Krankheit Gezeichneter in einer Bakterienwolke und schließlich gar als Erleuchteter in der Rolle des Christus Pantokrator, als Allesbeherrscher, Lebensspender und Erlöser.
Was der Künstler in seinem Œuvre, das prinzipiell gegenstandsbezogen und sinnbildhaft-figurativ ist, vor Augen führt, ist eine visuelle Prachtentfaltung von geradezu halluzinativer Bildmacht, die unversehens von einer traumatischen Ikonografie der Versuchung, des Schmerzes, der Klage, der Angst und des Todes gekontert wird und sich somit nicht selten einer genaueren Entschlüsselung durch den Betrachter entzieht.
Sein künstlerischer Werdegang resultiert aus einer ständigen intensiven Auseinandersetzung mit dem Tod, der Empfindung des Schmerzes und der Angst, die naturgemäß mit ihm verbunden ist, und aus dem Streben nach seiner hoffnungsvollen Überwindung. Ekstatische Vorstellungen von Entrückung und Vereinigung mit dem Göttlichen, die zum Quell seiner Kunst werden, bedeuten dabei zugleich auch ein Zu-sich-selber-Kommen, das heißt die Entdeckung seines Innersten, Immanenten, in dem sich unversehens der Widerschein eines Transzendenten offenbart, ein Ewig-Unendliches, das die Begrenztheit des Vergänglichen entschieden zu sprengen vermag. Die eigene Innensicht wird zu einer visionären Gottesschau, erfüllt von der Hoffnung auf eine neue Einheit, auf Wiedergeburt und Ewigkeit, auf ein Aufgehen in die Unendlichkeit.Text: Gerd Lindner
29. Juni bis 20. Oktober 2013
Informationen
Panorama Museum
Am Schlachtberg 9
D-06567 Bad Frankenhausen in Thüringen
Tel. +49 (0) 346 71/61 90
Di–So 10–18 Uhr
http://www.panorama-museum.de
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