Vor 100 Jahren, im Mai 1912, gaben Franz Marc und Wassily Kandinsky den Almanach Der Blaue Reiter heraus, der zu einem der wichtigsten Künstlermanifeste des 20. Jahrhunderts wurde. Aus diesem Anlass zeigt das Franz Marc Museum gleich zwei Ausstellungen rund um den „Blauen Reiter“.
Franz Marc – Katzen
Die Darstellung der Katzen spielt im Werk Franz Marcs eine zahlenmäßig untergeordnete Rolle. Dennoch ist die Katze als ein verspieltes, kindlich anschmiegsames, aber auch mysteriöses bis märchenhaftes Tier in der frühen Grafik, auf Skizzenbuchblättern und einigen wichtigen Gemälden präsent. Die Ausstellung Franz Marc – Katzen will zwei Perspektiven auf das Werk Franz Marcs zwischen 1908 und 1912 öffnen. Die erste gilt dem Katzenmotiv bei Marc: Es ist auffallend, dass Franz Marc seit seinem Umzug nach Sindelsdorf, 1908, und seit der Entscheidung, sein Leben mit Maria Franck zu teilen, immer wieder Katzen zeichnete – aus der spontanen Beobachtung heraus oder in dem Bemühen um abstrahierende Stilisierung. Die zweite Perspektive lässt sich vom zentralen Werk der Ausstellung, Mädchen mit Katze II, das 2010 als Dauerleihgabe ins Franz Marc Museum kam, ableiten: Die Darstellung Maria Marcs, die sich unter dem Blick des Malers wandelt – von der Geliebten und Frau zum Modell für seine Madonna als Weltenretterin. Hier nimmt die Katze die Stelle des Kindes ein. Traditionell gilt sie jedoch als Symbol der Wollust, der Leidenschaftlichkeit und der Liebe.
bis 12. August 2012
Else Lasker-Schüler – Gestirne und Orient. Die Künstlerin im Kreis des „Blauen Reiters“
Die Dichterin und Zeichnerin Else Lasker-Schüler gilt als herausragende Vertreterin der avantgardistischen Moderne und des Expressionismus. Unter dem Einfluss der zeitgenössischen Orientfaszination, die sie mit Künstlern wie Klee, Macke und Moillet, aber auch Münter und Kandinsky teilte, entwickelte Lasker-Schüler ein orientalisches Universum. Der realen Begegnung mit Franz Marc im Dezember 1912 folgte eine Korrespondenz, in welcher der Maler als „Blauer Reiter“ und die Dichterin als „Prinz Jussuf“ aufeinandertreffen und die im Zentrum der Ausstellung steht. Sie fällt mit dem Höhepunkt des bildkünstlerischen Schaffens der Dichterin zusammen und bringt die Doppelbegabung der expressionistischen Künstlerin sowie die gegenseitige Inspiration zum Ausdruck. Gerade die Korrespondenz macht einen entscheidenden Aspekt des bildkünstlerischen Schaffens Else Lasker-Schülers deutlich: Die Künstlerin entwickelte ihr zeichnerisches Werk in engem Zusammenhang mit ihrem literarischen Œuvre. Ihre ersten Bilder – Kuppeldächer, Gestirne, Köpfe – stehen zwischen den Schriftzeichen und ergänzen beziehungsweise ersetzen sie. Um diese besondere Entstehungsgeschichte deutlich werden zu lassen, werden Briefe und Manuskripte neben Zeichnungen, Karten und Gemälden präsentiert. Dies wird in der Ausstellung auch anschaulich vor dem Hintergrund der Beziehungen Else Lasker-Schülers zu an-deren Vertretern des „Blauen Reiters“, die bisher in der Wahrnehmung hinter die Freundschaft, die sie mit Marc verband, zurücktraten: zu Paul Klee, Wassily Kandinsky, August Macke und Gabriele Münter. Die Ausstellung wird ergänzt durch die Raum-Klang-Installation Else Lasker-Schüler, Jussuf, Prinz von Theben der zeitgenössischen Künstlerin Michaela Melián.
23. September 2012 bis 6. Januar 2013
Rahmenprogramm
Franz Marc – Katzen
„Katzenlesung“ mit Jovita Dermota im Franz Marc Museum
8. Juli 2012, 11.30 Uhr
Else Lasker-Schüler – Gestirne und Orient
Tagung in der evang. Akademie Tutzing
5. bis 7. Oktober 2012
Informationen
Franz Marc Museum
Franz-Marc-Park 8–10, D-82431 Kochel am See
Tel. +49 (0) 88 51/92 4 88-0
April bis Oktober: Di–So und Fei 10–18 Uhr
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