Anke Doberauer widmet sich den klassischen Themen Porträt, Landschaft und Stillleben. „Kunst entsteht immer aus Kunst“, lautet ihr Credo, und so führt sie einen Dialog mit Kompositionen der Kunstgeschichte. Besonders wichtig ist ihr die „spanische“ Linie der Malerei, die sie von Velázquez und Goya über Manet und van Gogh zu Barnett Newman und Francis Bacon zieht. In Velázquez’ Bildern sieht Anke Doberauer „Ikonen der conditio humana“, sie bewundert in ihnen eine intensive Gegenwart der dargestellten Personen, die ebenso für ihre Malerei zentrale Bedeutung hat.
Männer waren lange Zeit das Hauptmotiv ihrer lebensgroßen Figurenbilder. Sie zeigen den Mann als komplexes und verletzliches, aber auch sehr begehrenswertes Wesen. Für die verblüffende Wirkung ihrer Gemälde ist der Maßstab von wesentlicher Bedeutung. Vorzugsweise arbeitet die Malerin eins zu eins, denn sie bezieht den Betrachter mit ein. Aus ihrer Sicht hat eine farbige gemalte Fläche von zwei mal einem Meter „eine enorme Präsenz, selbst ohne eine gemalte menschliche Figur“. Schließlich evoziert diese – allein schon durch das Format – menschliche Anwesenheit.
Neben den frühen Männerbildern entwickelte die Künstlerin weitere Bildformen. Sie porträtierte Gegenstände, Blumen, Tiere, Menschen und schließlich Landschaften. Diese sind immer plein-air gemalt und oft als mehrteilige Panoramen konzipiert. Ihre Arbeit an der Erzeugung größtmöglicher Gegenwart und Intensität von Farbe, Licht und dargestellten Personen führte Doberauer schließlich zur Wandmalerei und zu monumentalen Panoramabildern.
Anke Doberauer geht es primär um die Erscheinung und Wesenhaftigkeit ihres jeweiligen Gegenübers. Sie schildert ihre Vorgehensweise: „Der Anfangspunkt eines Bildes ist die weiße Leinwand, die Wand. Danach fügt man Bestandteile hinzu. Ich habe eine farbige Atmosphäre, ein spezifisches Licht und eine Person mit ihrer Aura hinzugefügt. Ich habe mich immer gegen den Terminus Realismus gewehrt. Nicht das Erzählerische, sondern die Präsenz interessiert mich. Oder die Absenz, was dasselbe ist. Das Geheimnis. Ich erkläre nichts.“
Die Malerin analysiert und wertet ihr Medium und seine Abbildqualitäten, gerade auch im Hinblick auf das fotografische Porträt: „Was gemalt ist, wurde es durch meine Entscheidung und nicht weil es zufällig da war … Dazu kommt die haptische Qualität der Malerei. Sie ist immateriell gemachte Materie, Farbe und Licht. Man kann durch Malerei einen dreidimensionalen Effekt erzeugen, eine Raumillusion. Das geschieht auf subtile Weise, denn es bleibt Illusion. Malerei ist auch das sinnlichste der Medien. Haut oder Stoffe können so wiedergegeben werden, dass man fast glaubt, sie zu berühren.“ Nach ihrer Einschätzung zeigt Malerei Gegenwart und hat zudem „die Aura des Einzigartigen, worauf die Fotografie als reproduzierbares Medium par excellence nie Anspruch erheben könnte“.
Soeben zurückgekehrt von einem längeren Studienaufenthalt in Argentinien und Brasilien, zeigt die Malerin in Offenburg neue Arbeiten, aber auch eine Reihe von Werken aus früheren Jahren.
7. Juli bis 7. Oktober 2012
Informationen
Städtische Galerie Offenburg
Amand-Goegg-Straße 2, Kulturforum
D-77654 Offenburg
Tel. +49 (0) 781/82 20 40
Di, Do, Fr 13–17 Uhr, Mi 13–20 Uhr
Sa, So 11–17 Uhr
Eintritt frei
www.museum-offenburg.de
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