Theodor Kober und die Flugzeugbau Friedrichshafen GmbH.
Wasserflug und Bodensee – seit 100 Jahren gehören sie untrennbar zusammen. Es ist kaum bekannt, dass der Konstrukteur Theodor Kober in Friedrichshafen ab 1912 die erste Serienproduktion von Wasserflugzeugen aufbaute. Deshalb geht die Sommerausstellung 2012 des Zeppelin Museums auf Spurensuche nach Theodor Kober und seinem Pionierunternehmen Flugzeugbau Friedrichshafen GmbH (FF). Der talentierte Flugzeugbauer und umtriebige Industrielle baute am Bodensee ein Unternehmen auf, das 1918 mit
3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten deutschen Flugzeugfirmen gehörte. Zu diesem Zeitpunkt stammten 40 Prozent der Schwimmerflugzeuge der deutschen Marine in Nord- und Ostsee aus der FF-Produktion.
Die Ausstellung zeichnet nicht nur den Lebensweg Kobers nach, sie führt auch in die Geschichte und die Arbeitsprozesse eines regionalen Großunternehmens ein. Anhand der Bauprojekte des Flugzeugbaus Friedrichshafen wird gezeigt, mit welcher irrsinnigen Geschwindigkeit die Flugzeugentwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts stattfand. Aus ersten Versuchen, überhaupt ein Flugzeug zum Abheben zu bringen, wurde innerhalb weniger Jahre eine Hightechindustrie ihrer Zeit.
Die Ausstellung verdeutlicht auch, wie risikoreich der Einsatz der FF-Flugzeuge auf Schiffen und an den Seeflugstationen während des Ersten Weltkriegs war.
Von 1892 bis 1894 war Theodor Kober Ingenieur bei Graf Zeppelins Luftschiffprojekt. Doch sowohl Kober als auch Graf Zeppelin erkannten frühzeitig die vielfältigen Möglichkeiten des Flugzeugs. Deshalb unterstützte Graf Zeppelin den hoch geschätzten Mitarbeiter 1912 durch private Finanzmittel bei der Gründung eines eigenen Unternehmens. Er überließ die Manzeller Anlagen des Zeppelin-Luftschiffbaus dem Flugzeugbau Friedrichshafen. Noch im selben Jahr startete ein amerikani-
sches Wasserflugzeug zum ersten Mal am Bodensee. Kober hatte es als Vorbild für eigene Konstruktionen gekauft. FF spezialisierte sich in der Folge als erste Flugzeugfirma in Deutschland auf Wasserflugzeuge.
Die Konstruktion von Wasserflugzeugen war kompliziert. Einerseits mussten die Flugzeuge besonders stabil, gleichzeitig aber leicht sein, um Seefestigkeit mit guten Flugleistungen zu verbinden. Um die Hochseefähigkeit besser erproben zu können, gründete die FF 1917 eine Zweigniederlassung an der Ostsee in Warnemünde. Bereits 1916 begann FF zusätzlich mit dem Bau von Landflugzeugen. Hauptsächlich zweimotorige Bomber wurden in großen Stückzahlen gefertigt, deren besonders stabile Bauweise von den Fliegern geschätzt wurde.
Nach der Niederlage Deutschlands versuchte Kober, das im Krieg groß gewordene Unternehmen auf eine Zivilproduktion umzustellen. Bereits in der Vorkriegszeit hatten sich Kober und Zeppelin erste Gedanken zur Zivilluftfahrt gemacht und welche besondere Rolle Wasserflugzeuge dabei spielen könnten.
Aufbauend auf den technischen Innovationen der Kriegszeit, unter anderem im Bereich der Aerodynamik und des Metallbaus, entstanden zukunftsweisende Projekte, die allerdings nicht mehr umgesetzt werden konnten. Einige noch zu Kriegszeiten gebaute FF-Flugzeuge wurden zum Passagiertransport umgerüstet und flogen zum Teil bis in die Mitte der 1920er-Jahre für kleine Luftfahrtunternehmen an der Küste. Andere wurden besonders in skandinavischen Ländern Bestandteil der Luftstreitkräfte.
Die Geschichte der Flugzeugbau Friedrichshafen GmbH endet mit der Übernahme der Manzeller Fabrikationsanlagen durch die Firma Dornier im Jahr 1925 – doch die Tradition des Baus von Wasserflugzeugen am Bodensee wurde dadurch fortgesetzt. Zeitgleich wurde die ehemalige FF-Werft in Warnemünde der Grundstock für die Flugzeugproduktion von Arado.
bis 9. September 2012
Informationen
Zeppelin Museum Friedrichshafen
Seestraße 22, D-88045 Friedrichshafen
Tel. +49 (0) 75 41/38 01-24
www.zeppelin-museum.de
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