Der aus Straßburg stammende Künstler und Kinderbuchautor Tomi Ungerer feiert am 28. November dieses Jahres seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass zeigt das Museum im Ritterhaus rund 200 Postkarten aus der Sammlung des Museums Tomi Ungerer in Straßburg.
Die grafische Produktion von Tomi Ungerer ist enorm: Der Künstler selbst schätzt den Umfang seines Werks auf ungefähr 30 000 Zeichnungen aus fast einem halben Jahrhundert Tätigkeit. Seine Ausdrucksformen sind vielfältig: Plakate, Illustrationen, Kinderbuchzeichnungen, Cartoons.
Die Ausstellung ist eine originelle Art, das grafische Werk des vielseitigen Künstlers en miniature kennenzulernen. Man begegnet Werbeplakaten, so zum Beispiel dem Plakat für die amerikanische Boutiquenkette Truc, Plakaten für die deutsche Agentur Robert Pütz oder Motiven der vom ehemaligen Kultusminister Jack Lang georderten Werbekampagne für das französische Musikfest „La fête de la musique“. Es sind politische Plakate dabei, etwa die berühmte Zeichnung Black Power/White Power gegen die Rassentrennung in Amerika, die Plakate gegen den Vietnamkrieg und für das deutsch-französische und europäische Engagement des Künstlers. In satirischen Zeichnungen nimmt Ungerer Stellung zu verschiedenen Themen, wie etwa der Beziehung zwischen Mann und Frau, der Entmenschlichung der Gesellschaft, der Industrialisierung oder der Zerstörung der Umwelt.
Gezeigt werden auch Zeichnungen nach der Natur, wie die Landschaften Kanadas, wo Tomi Ungerer viele Jahre lebte, oder Darstellungen aus der Tierwelt, die für ihn seit seiner Jugend ein wichtiges Thema ist. Schließlich runden Kinderbuchzeichnungen für den Zauberlehrling, den Mondmann, die berühmten Drei Räuber, Zeraldas Riesen und Allumette die Schau ab.
Bei allen unterschiedlichen Erscheinungsformen des Werks gibt es doch Schwerpunkte. Ungerers bevorzugtes Beobachtungsfeld ist stets die menschliche Gesellschaft. Mit seinem Beobachtungssinn und der Nüchternheit seines Strichs, mit seiner Neigung zum Absurden und seiner Spottlust, die das Werk wesentlich kennzeichnen, reiht er sich direkt in die Linie seiner Vorgänger der satirischen Zeichnung ein – Wilhelm Busch, Gustave Doré, Honoré Daumier, um nur einige zu nennen. Sein Stift beziehungsweise seine Feder verschlingt das Papier geradezu, äußerst flink, voller Spontaneität und ohne Zögern: Sein Ziel ist eine flüssige und leichte Linie. Horst Janssen schrieb über ihn: „Geschickte Zeichner gibt’s viele. Wahre Artisten des Zeichenstifts gibt es Unmengen. Zeich-ner sind wenige. Ungerer ist einer dieser wenigen.“
bis 30. September 2011
Räuber, Menschenfresser & Co
2007 wurde in Straßburg das Museum Tomi Ungerer, Zentrum für internationale Zeichnung eröffnet, in dem seine großzügigen Schenkungen an die Stadt ausgestellt werden. Anlässlich des runden Geburtstags ist dort bis 7. August 2011 unter dem Titel Räuber, Menschenfresser & Co die erste Retrospektive seiner Kinderbuchzeichnungen zu sehen.
Informationen
Museum im Ritterhaus
Ritterstraße 10, D-77652 Offenburg
Tel. +49 (0) 781/82 25 77
Di–So 10–17 Uhr,
Mo und 1. Juli 2011 geschlossen
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