Georg Pezolt (1810-1878) und Salzburg
Nach einer ersten Ausbildung und ersten Aufträgen in Salzburg ging Pezolt 1828/30 nach Italien. Im Umkreis des Schweizer Malers Léopold Robert entstanden Genreszenen und Landschaften, darunter sehr schöne Ansichten Venedigs.
Von 1837 bis 1839 hielt er sich wieder in Salzburg auf und veröffentlichte eine Serie von 144 Ansichten: Die interessantesten Punkte von Salzburg, Tyrol und Salzkammergut. Sie wurden ein großer Erfolg. Weil seine Gemälde aber weniger Anklang fanden, ging Pezolt zurück nach Italien, um sich weiterzubilden.
In Rom begegnete er dem Salzburger Erzbischof Friedrich Schwarzenberg. Mit ihm reiste er nach Sizilien und folgte ihm 1842, in der Hoffnung auf Aufträge, nach Salzburg. Noch im gleichen Jahr gestaltete Pezolt für Schwarzenberg eine Kapelle in der Residenz; von 1846 bis 1848 entwarf er die Kapelle des neu gegründeten Knabenseminars, beide im Stil des Historismus.
Zur gleichen Zeit entstand eine zweite Serie von Lithografien, Salzburg und seine Angraenzungen. Neben Ansichten umfasste sie auch Darstellungen mittelalterlicher Kunst aus Salzburg. Pezolts Interessen verlagerten sich allmählich von der Malerei und Grafik zur Kunstgeschichte und Denkmalpflege.
Seit etwa 1850 war Pezolt als Zeichenlehrer tätig. Von 1852 bis 1873 leitete er die Schule des Salzburger Gewerbevereins, wurde jedoch nach der Neugründung der Schule wegen fehlender Qualifikationen abgelehnt. Von 1859 bis 1871 unterrichtete er Kunstgeschichte am Knabenseminar. Aus seinen Vorträgen ging ein Buch hervor, das vielleicht zu seinen besten Werken gehört.
Als engagierter Bürger war Pezolt in die gesellschaftlichen Entwicklungen Salzburgs um die Mitte des 19. Jahrhunderts stark involviert. 1844 war er Gründungsmitglied des Kunstvereins, 1860 der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. In zahlreichen Zeitungsartikeln seit 1850 nahm er zu denkmalpflegerischen und städtebaulichen Fragen Stellung.
Nach dem Weggang Schwarzenbergs erhielt Pezolt nur noch wenige kirchliche Aufträge. 1865 gestaltete er die Kapelle im neu erworbenen erzbischöflichen Palais. 1864/65 restaurierte er die Margarethenkapelle und die Katakomben im Friedhof von Sankt Peter. Der Zuschlag für die Neugestaltung des Turms der Franziskanerkirche ging jedoch nicht an ihn, weil er kein ausgebildeter Architekt war. 1868 wurde er zum ehrenamtlichen Konservator des Landes Salzburg ernannt.
Pezolt stammte aus einfachen Verhältnissen und erhielt keine Ausbildung an einer Akademie oder Universität. Er erreichte nie eine gesicherte Position. Dennoch bezog er Stellung zur Entwicklung seiner Stadt und fand späte Anerkennung für sein Wirken.
bis 26. Oktober 2011
Informationen
Dommuseum zu Salzburg
Domplatz 1a (Domvorhalle) A-5010 Salzburg
Tel. +43 (0) 662/80 47-1860 oder -1870
Mo−Sa 10−17 Uhr, So und Fei 11−18 Uhr
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