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Der Naumburger Meister – Bildhauer und ­Architekt im Europa der Kathedralen

Um die Mitte des 13. Jahrhunderts schuf ein genialer Bildhauer in Naumburg Skulpturenkunst von Weltrang. Seine zwölf Stifterfiguren im Westchor des Doms sind Höhepunkte der mittelalterlichen Plastik Europas. Ab 29. Juni ist dem ­unbekannten Künstler in Naumburg erstmals eine große Ausstellung gewidmet.

Domplatz 16/17, D-06618 Naumburg

Kühl und distanziert blickt Uta in die Ferne, während Reglindis dem Betrachter ein freundliches Lächeln schenkt; der Blick des Markgrafen Ekkehard ist gebieterisch, sein Bruder Hermann schaut zweifelnd – vier Gemütszustände, die der Naumburger Meister so lebensecht in Stein meißelte, dass man meint, die hohen Herrschaften würden jeden Moment von ihren Podesten herabsteigen.

Der Naumburger Westchor mit den berühmten Stifterfiguren und die Passions­reliefs des Westlettners mit den Darstellungen der Leidensgeschichte Christi sind ohne Zweifel das Hauptwerk jenes Künstlers, der seinen Notnamen nach der Saalestadt in Mitteldeutschland erhielt. Von der Kathedralbaukunst in Reims inspiriert, gelangte der Meister mit seiner Werkstatt über verschiedene Stationen in Frankreich und Lothringen nach Mainz und schließlich nach Naumburg, um dort den Westchor des seit 1210 im Bau befindlichen spätromanischen Doms zu vollenden. Die Ausstellung zeichnet diesen Weg anhand von Kunstwerken, Video- und 3-D-Installationen nach und vermittelt dabei einzigartige Einblicke in den Kultur- und Kunstaustausch des europäischen Hochmittelalters.

Dank des großzügigen Ent­gegenkommens internationaler Leihgeber können die histo­rischen, theologischen und künstlerischen Voraussetzungen für das einzigartige Werk des Naumburger Meisters in Naumburg umfassend dargelegt werden. Zirka 300 hochrangige Kunstwerke der Bildhauerei, Glas- und Buch­malerei aus ganz Europa und den USA werden an mehreren Ausstellungsorten in Naumburg präsentiert. Thematische Schwerpunkte bilden zum Beispiel das Skulpturenprogramm der Kathedrale von Reims mit seinen europaweiten Auswirkungen, der Wissenschaftsbegriff der Zeit, das Verhältnis von Kunst und Natur und die Blüte ritterlicher Kultur. Nicht zuletzt wird die eindrucksvolle Rezeptionsgeschichte der Naumburger Stifterfiguren – allen voran der Markgräfin Uta – lebendig veranschaulicht.

Reizvoll ist ein Spaziergang durch den rekultivierten Naumburger Domgarten, der mit der Landesausstellung seine Pforten öffnet. Er präsentiert alte Teichanlagen, Bastionen der mittelalterlichen Immunitätsmauer und Gärten der ehemaligen Domherrenhäuser. Im „Garten des Naumburger Meisters“ finden sich jene Pflanzen wieder, die dem Bildhauer einst als Vorlage für seine Kapitelle im Naumburger Dom dienten. Ein funktionstüchtiger Tretradkran, der eigens für die Ausstellung nachgebaut wurde, kann von kleinen und großen Baumeistern ausprobiert werden. Auch die Spielewerkstatt der KinderDomBauhütte bietet Besuchern vielfältige Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Das kulturelle Rahmenprogramm mit Konzerten, Theateraufführungen, Lesungen, Gottesdiensten und Sonderführungen rundet den Besuch der Landesausstellung ab.

29. Juni bis 2. November 2011, Naumburg/Saale

Informationen

Besucherservice Landesausstellung
Domplatz 16/17, D-06618 Naumburg

Tel. +49 (0) 34 45/23 01-120

täglich 10–19 Uhr, Fr 10–22 Uhr

fu[email protected]

www.naumburgermeister.eu

Wir empfehlen die Anreise nach Naumburg mit dem Kultur-Ticket-Spezial der Deutschen Bahn. www.bahn.de/kultur

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