Sprintschuhe der beiden Konkurrentinnen der 4-mal-100-Meter-Staffel der Frauen von 1972: Renate Stecher (links) und Heide RosendOral-Turinabol: das am häufigsten verwendete Dopingmittel im DDR-Leistungssport Endspielball der Fußballweltmeisterschaft, 1954 © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland/CDS Gromke

Wir gegen uns. Sport im geteilten ­Deutschland

Neue Wechselausstellung im Haus der Geschichte, Bonn.
Museumsmeile, Willy-Brandt-Allee 14, D-53113 Bonn

Das legendäre Tor von Jürgen Sparwasser bei der Fußballweltmeisterschaft 1974, der Zieleinlauf von Heide Rosendahl und Renate Stecher bei den Olympischen Spielen 1972 in München – Ereignisse, die sinnbildlich für deutsch-deutsche Sportgeschichte stehen. Die neue Ausstellung Wir gegen uns. Sport im geteilten Deutschland beschreibt mit mehr als 1000 Exponaten die unterschiedliche Entwicklung des Sports in der Bundesrepublik und der DDR und fragt nach dessen Bedeutung im deutsch-deutschen Wettstreit der Systeme. Gleichzeitig veranschaulicht die Ausstellung die Faszination des Sports, seine Strahlkraft auf den Einzelnen und die Gesellschaft, indem sie an fest im kollektiven Gedächtnis der Deutschen ver­ankerte glanzvolle Höhepunkte, an Wettkämpfe, Siege und Rekorde erinnert.

In der DDR betont die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) die politische Bedeutung des Sports. Er soll beim Aufbau der neuen Gesellschaft helfen und die Bevölkerung für den neuen Staat begeistern. Seine Organisationen, vor allem der 1957 gegründete Deutsche Turn- und Sportbund (DTSB), werden von der SED-Diktatur gelenkt. In der Bundesrepublik sind die Sportverbände demokratisch verfasst und legen Wert auf ihre politische Unabhängigkeit. Der 1950 gegründete Deutsche Sportbund (DSB) unterstützt die Bundesregierung gleichwohl in ihrem Anspruch, die alleinige Vertretung Deutschlands zu sein.

Der Kalte Krieg zwischen Ost und West prägt auch die deutsch-deutschen Sportbeziehungen. Beide Seiten begegnen einander mit großem Misstrauen, betonen aber auch die Bedeutung des Austauschs.

Ab Mitte der 1960er-Jahre verstärkt die DDR die Förderung des Leistungssports. Talente werden schon im Kindesalter trainiert und einzelne Sportarten besonders unterstützt. Medaillen bei Olympischen Spielen gelten als Prestigegewinn für die DDR. Staatlich gelenktes Zwangsdoping erhöht die Leistungsfähigkeit der DDR-Athleten. Technische Innovationen und neue Trainingsmethoden führen vor allem in den 1980er-Jahren zu einer schier unglaublichen Erfolgsserie. Das SED-Regime räumt den Spitzensportlern besondere Vergünstigungen ein, setzt sie gleichzeitig aber unter starken politischen Druck und treibt viele in die Flucht.

Auch die Bundesrepublik geht seit Mitte der 1960er-Jahre neue Wege in der Nachwuchsförderung im Sport. Ziel ist ein gutes Abschneiden bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Gemeinsam sorgen Politik und Wirtschaft für eine bessere Ausstattung des Leistungssports. Die Orientierung am „Sportwunderland DDR“ macht selbst vor der Anwendung von Doping nicht halt.

Die Ausstellung schließt mit einer Betrachtung der Entwicklung seit der Wiedervereinigung. Sie erinnert an die Freude über neu gewonnene Möglichkeiten und erste gemeinsame Erfolge – etwa bei den Olympischen Spielen in Albertville und Barcelona 1992 –, sie zeigt aber auch die Probleme beim Zusammenwachsen von Ost und West. Der 1990 einsetzende Streit um das DDR-Erbe im Sport hält bis in die Gegenwart an.

Informationen
12. Mai bis 10. Oktober 2010
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Museumsmeile
Willy-Brandt-Allee 14, D-53113 Bonn
Tel. (+49-228) 91 65-0
Di–So 9–19 Uhr
Eintritt frei
www.hdg.de

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