Seit 2004 hat Weimar ein international attraktives Kunstfest. Nike Wagner hat es neu begründet und als Huldigung an Franz Liszt konzipiert. Musik steht im Vordergrund – alte, klassische, romantische, moderne, zeitgenössische. Tanz, neue Medien, Ausstellungen, Theater, Literatur und Diskussionen ergänzen den bunten Strauß an Veranstaltungen.
Das Motto des Kunstfests 2010 heißt „Irrlichter“ – nach einem Klavierstück von Franz Liszt. Irrlichter führen ab von gewohnten Wegen, tanzen aber auch voraus ins Traum- und Zauberreich der Kunst. In beiden Fällen tun sich andere Bewusstseinsräume auf. In der Irre verwandelt sich die Welt. Welche ist die wahre?
Zwei der namhaftesten Pianisten unserer Zeit werden Liszt spielen: Boris Berezovsky und Valery Afanassiev. Sie könnten gegensätzlicher nicht sein – der Virtuose und der Magier. Berezovsky spielt jenes „Bravourstück“, das zum Motto des siebten Kunstfestjahrs geworden ist: Feux follets – Irrlichter.
Mad Kings, Mondsüchtige und Narren, Winterreisende, Wahnsinnssoprane, Alleinunterhalter und Outsider der Liebe bevölkern die musikalische Szene. Ein Schlagzeuggewitter – Xenakis total mit Martin Grubinger – wirft Schlaglichter. Die Bezüge zwischen Kunst und Wahn erkundet eine Ausstellung aus der berühmten Art-brut-Sammlung in Gugging. Über „Kunst, Krankheit, Gesellschaft“ diskutieren Künstler und Wissenschaftler in der Nietzsche-Gedächtnishalle. Von Irr-Wegen und Irr-Sinn erzählen die Texte großer Autoren in zwei Literaturnächten.
Spektakuläres bietet der Schwerpunkt Tanz
Die legendäre Merce Cunningham Dance Company – zum letzten Mal auf Welttournee – kommt mit zwei deutschen Erstaufführungen zum Kunstfest. Merce Cunningham gilt als einer der bedeutendsten Choreografen der Moderne. 2009 starb er in New York. Die Zukunft seiner Company hatte er genau geplant: Zwei Jahre noch würden seine Stücke in einer „Legacy-Tour“ gezeigt, dann müsste sich die Company endgültig auflösen. Das Kunstfest präsentiert das einzige Deutschlandgastspiel 2010 im Rahmen dieser Abschiedstournee.
Zwei weitere Tanzproduktionen widmen sich ganz dem Rhythmus. Die mitreißenden Performances des Tony-Award-Preisträgers Savion Glover bringen den Stepptanz mit Jazz, Funk und karibischen Beats zusammen. „Das ist der Stepptanz des 21. Jahrhunderts“, urteilte der Daily Telegraph. Aus Andalusien kommt der „Nijinski des Flamenco“, Israel Galván. In seinen Choreografien kombiniert er die expressive Sprache des Flamenco mit Tanzstilen aus aller Welt, vom klassischen Ballett bis zum japanischen Butoh.
Ein Artist-in-Residence kommt manchmal zu zweit – 2010 sind die Geschwister Widmann Artists-in-Residence: die vielfach preisgekrönte Geigerin Carolin Widmann und der begnadete Klarinettist und Komponist Jörg Widmann. Sie haben ein kammermusikalisches Programm entworfen, das Schubert, Schumann und Brahms einschließt, aber auch Berg, Bartók, Boulez – und Jörg Widmann. Zum Abschluss führt ein großes Orchesterkonzert unter der Leitung von Sylvain Cambreling Bruder und Schwester, Klarinette und Violine, auf einem Podium harmonisch zusammen.
Informationen
20. August bis 12. September 2010
Kunstfest Weimar GmbH
Am Palais 3, D-99423 Weimar
Tel. (+49-36 43) 81 14-0
[email protected]
www.kunstfest-weimar.de
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