Ein lang ersehnter Lift wird die Besucher direkt zum Museumseingang bringen, wo sie ein neues, großzügiges Foyer mit Garderobe und Museumsshop erwartet. Die Umgestaltung der Sammlungsräume unterstreicht die beeindruckend weitläufige Struktur von Theophil Hansens historistischem Architekturkonzept. Neuhängung und Präsentation der Gemälde akzentuieren in konzentrierter Form die Meisterwerke der europäischen Malerei vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert.
Dem Besucher der Akademiegalerie präsentiert sich, etwas abseits vom breiten Touristenstrom, ein Sammlungsjuwel, das mit seinen Beständen einen hochkarätigen Querschnitt durch die Malereigeschichte Europas bietet. Der Kenner und Liebhaber findet hier allen voran das Weltgerichtstriptychon des Hieronymus Bosch mit seinen erschreckenden Visionen vom Schicksal der Menschheit, des Weiteren Tafelbilder der altniederländischen und altdeutschen Schulen von Dirc Bouts bis Lucas Cranach dem Älteren und Gemälde von italienischen Meistern wie Botticelli, Tizian, Tiepolo und Guardi. Die speziellen Schwerpunkte der Sammlung liegen aber in der facettenreichen bürgerlichen Malerei des holländischen 17. Jahrhunderts mit Gemälden von Rembrandt, Ruisdael oder Asselijn sowie in einer Reihe von Hauptwerken von Peter Paul Rubens – unter denen seine faszinierenden Ölskizzen hervorzuheben sind. Aus der Tradition der Wiener Schule hingegen ist besonders die Malerei des Klassizismus an der Akademie um 1800 mit Werken von Füger, Abel oder Petter hervorragend vertreten.
In ihrer über 300-jährigen Geschichte sind Gemäldegalerie und Akademie untrennbar miteinander verbunden. Der Grundstock der Sammlung entsteht aus den jährlich prämierten Preisstücken und den Aufnahmewerken der Akademiemitglieder. Die eigentliche Geburtsstunde der Galerie schlägt aber 1822, als Graf Lamberg-Sprinzenstein seine berühmte Gemäldesammlung an die Akademie stiftet – unter der Bedingung, sie für jedermann zugänglich zu machen. Damit entsteht auch das erste Kunstmuseum in Wien.
Seit 1877 befindet sich die Gemäldegalerie in eigens für sie konzipierten Räumen im ersten Stock des prunkvollen Ringstraßenpalais, das Theophil Hansen für seinen historistischen Akademieneubau auf dem Schillerplatz entwarf.
Ihrem Wesen nach ist die Sammlung der Wiener Akademie auch nach wie vor die „Gräflich Lamberg’sche Gemäldegalerie an der Akademie der schönen bildenden Künste“, wie sie in den Akten des 19. Jahrhunderts tituliert wurde – und eine der kostbarsten Sammlungen europäischer Malerei in Österreich.
Gleichzeitig gehört sie aber ebenso untrennbar zum Profil der Akademie: Sie befindet sich heute noch im räumlichen Verband mit der Kunstuniversität selbst, also inmitten der Unterrichtsräume, der Künstlerateliers und der Malklassen. An die Sammlungsräume der Gemäldegalerie angeschlossen finden sich heute die neu konzipierten Ausstellungsräume für das Kupferstichkabinett der Akademie und für zeitgenössische Kunst, in denen zur Eröffnung ein Kuratorenprojekt von Sören Grammel mit Matts Leiderstam und vier Studentenarbeiten gezeigt wird. So sind in der Wiener Akademie in einzigartiger Kombination das Alte, die Gemäldegalerie, und das Neue, die Kunstschule unserer Tage, unter einem Dach vereint.
Wiedereröffnung: 23. September 2010
Informationen
Gemäldegalerie der Akademie der
bildenden Künste Wien
Di–So und Fei 10–18 Uhr
Schillerplatz 3, A-1010 Wien
Tel. (+43-1) 588 16-2222
[email protected]
www.akademiegalerie.at
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