Gegenstand der Jubiläumsschau ist Tübkes Monumentalwerk, das sich im Inneren des Museums befindet. Die Ausstellung widmet sich ganz der künstlerischen Entstehung des Bildes von den Anfängen bis zur Vollendung und präsentiert neben ausgewählten Gemälden aus der eigenen Sammlung 50 Zeichnungen und 20 Lithografien des Künstlers, die zur Vorbereitung oder im Umfeld entstanden, aber auch kaum bekannte Werkstattarbeiten anderer am Projekt Beteiligter, Installationen zur technologischen Umsetzung, dazu zeitgeschichtliche Fotodokumente sowie noch unveröffentlichtes Archivmaterial zu Auftrag und Ausführung des gesamten Vorhabens.
Werner Tübke übernahm im Jahr 1976 den Auftrag der Regierung der DDR zur Schaffung eines Panoramabilds, das ursprünglich dem Deutschen Bauernkrieg gewidmet sein sollte. Entstanden ist indes ein geschichtsträchtiges „theatrum mundi“ (Welttheater) von höchster Verallgemeinerungskraft.
Die Einarbeitungsphase in die Thematik währte von 1976 bis 1979. Nachdem er grundlegende Gestaltungsfragen geklärt hatte, konnte Werner Tübke, aus dem zwischenzeitlich entstandenen reichen Konvolut von 10 Gemälden, 142 Zeichnungen und 13 Lithografien schöpfend, mit der Arbeit an der 1:10-Modellfassung (1979–1981) beginnen, die sich heute in der Berliner Nationalgalerie befindet.
Die malerische Ausführung in Bad Frankenhausen und somit dritte Phase begann am 16. August 1983. Bis Jahresende allein arbeitend, setzte Werner Tübke für die nachfolgenden und ihn unterstützenden Künstlerkollegen den malerischen Maßstab. Die Abschlusssignatur unter das 1722 Quadratmeter große Werk, von dem Werner Tübke knapp die Hälfte eigenhändig ausführte, setzte er am 16. Oktober 1987.
Neben der ersten Phase der Einarbeitung in den Auftrag wird in der Exposition die dritte Phase der Ausführung einen Schwerpunkt bilden. Erstmalig werden großformatige Werkstattarbeiten der Mitarbeiter Tübkes aus dem Fundus des Panorama Museums gezeigt, die bis auf den Punkt genau Ausschnitte des Urbilds „hochmalen“ mussten, um das Panoramagemälde nach alter Bauhüttengesinnung wie aus einer Hand gemalt erscheinen zu lassen. Ein akribisch geführtes Tagebuch Tübkes ermöglicht außerdem die genaue Zuordnung der von den acht Helfern ausgeführten Bildsequenzen im Urgemälde. Aber auch die rein technischen Prozesse finden Eingang in die Exposition. So wird die Übertragung der 1:10-Fassung auf die Leinwand im Bildsaal simuliert. Dies beinhaltet sowohl die Durchzeichnung des Urbilds auf eine darübergelegte Klarsichtfolie als auch das Projizieren dieser auf Fotos reproduzierten Linearzeichnung auf die Leinwand. Von besonderem Interesse dürfte dabei für die Besucher sein, dass sie aktiv in die Ausstellung eingreifen dürfen, indem sie auf einem Gerüst selbst das Konturenzeichnen probieren können.
Leserkommentare
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.