Eine Liebe zu töten ist leicht. Sogar für den Mord an einer großen Liebe, die alle Sehnsucht zu wecken, alle Träume zu beflügeln und jeden Alltag zu verzaubern vermag, braucht man keinen Dolch, keine Pistole, keine Kraft in Händen und Armen für einen Würgegriff, sondern nur ein Wort, ein einziges treffendes Wort. Davon erzählt Franz Molnár in seiner Komödie Olympia, die das Salzburger Straßentheater vom 24. Juli bis 13. August bei freiem Eintritt aufführen wird. Wie seit fast 40 Jahren wird auch heuer wieder der Thespiskarren, meist gezogen von Pferden der Stiegl-Brauerei, auf Plätzen und in Parks anhalten sowie durch die Vororte und übers bayerische und Salzburger Land tingeln.
Fürstin Eugenie Plata-Ettin will ihre Tochter Olympia vor einer Liebe retten, von der sie meint, sie passe nicht zu Ansprüchen und Stand ihrer Familie. Nachdem sich Olympia in den feschen Rittmeister Barna verschaut hat, erläutert ihr die Mutter den Vorgang der Tötung einer Liebe so: „Einen Mann darf man nie quälen. Human sein heißt töten! Oft genügt ein einziges Wort, aber mitten ins Herz!“ Das brave Töchterchen folgt. Erst erklärt sie dem in sie verliebten ungarischen Rittmeister, sie als Fürstentochter sei „ein höherer Mensch“. Dann beschimpft sie ihn mit „armer Bauer!“. Könnte man einen jungen verliebten Feschak, der noch dazu stolzer Ungar und als Husar ein ehrbewusster Soldat der k. u. k. Monarchie ist, ärger verletzen? In Molnárs Stück steckt eine doppelte Pikanterie. Olympia trifft als Verletzende – anders, als die Mutter meint – nicht den Mann, sondern nur seine Liebe. Zudem wird deutlich, dass Olympia nur deshalb so präzise zu treffen vermag, weil sie Barnas Verletzlichkeit kennt. Und die kennt sie nur, weil sie ihn liebt. Im Rachespiel findet aber auch der Gedemütigte einen Weg, sie mitten ins Herz zu treffen.
„Es gibt kein Happy End“, sagt Regisseur Klaus Gmeiner, der Olympia für seine 25. – also silberne – Inszenierung für das Straßentheater ausgewählt hat und mit Friedrich Torberg einer Meinung ist, dass es sich hier um keinen „billigen Schwank“ handelt, sondern um eine klassische Komödie voll schlagfertiger, witziger, geistreicher und pointierter Dialoge mit einer noch heute passenden Gesellschaftskritik. Nach Ausflügen zum Fundus klassischer Komödien von William Shakespeare, Molière, Goldoni, Goethe und Kleist setzte Gmeiner in seinem Spielplan neuerdings auf populäre Konversationsstücke diver-ser Nationen, wie Ein Glas Wasser von Eugène Scribe, Helden von George Bernard Shaw, Ein idealer Gatte von Oscar Wilde und im vergangenen Sommer auf Hermann Bahrs Konzert. In diesem Lustspielreigen durfte Franz Molnárs Meisterstück aus Ungarn natürlich nicht fehlen.
Informationen
24. Juli bis 13. August 2009
freier Eintritt
Orte und Termine im Internet:
www.kulturvereinigung.com/strassentheater
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