Bild: Hunting roomBild: Mark Dion

Mark Dion: Über die Jagd/Concerning Hunting

Hochstände, Jagdhütten, Schießscheiben, Jagdfotos, Jagdembleme und Jagdkostüme – ein Szenario wie aus einem naturkundlichen oder historischen Museum. Doch hier sind dies genau jene Requisiten, die als künstlerische Objekte Bestandteile der parkübergreifenden Installation des 1961 in New Bedford geborenen und in New York und Pennsylvania lebenden amerikanischen Künstlers Mark Dion sind.
Brachenfelder Straße 69, D-24536 Neumünster

Mark Dion gehört zu den Klassifikatoren unter den Künstlern. Ihn interessieren sozialhistorische Analysen, er arbeitet mit Naturwissenschaftlern und Kunstinstitutionen zusammen, um selbst wie ein Alchemist die Naturgeschichte als Typologie menschlichen Kulturwillens neu zu beschreiben und – wo nötig – mit Ironie neu zu erschaffen. Im Herbert-Gerisch-Skulpturenpark in Neumünster hat Mark Dion sechs Hochstände mit unterschiedlicher Ausstattung aufgestellt, die auf sechs Jägertypen schließen lassen. Neben der Hundehütte Kennel und The Ruin, dem zerstörten Hochsitz, gibt es ein Jagdversteck, das dem „Dandy-Rococo“ zugeordnet werden kann, eines, das unverkennbar auf The Slob (den „Schlampigen“) verweist, The Glutton charakterisiert den „Schlemmer“ und The Librarian den jagdfreudigen Bibliothekar. Neben den Installationen im Park gibt es eine Ausstellung in der Gerisch-Galerie und der Villa Wachholtz sowie eine Intervention im Jagdzimmer des Stifters Herbert Gerisch.
Die Ästhetik des Nebeneinanders von Kunst- und anderen Sammelobjekten, die der in New York und Pennsylvania lebende Künstler für diese kritische Weltsicht entwickelt, ist ausgefeilt und subtil wie in einer Kunst- und Wunderkammer der Renaissance. Das künstlerische Konzept von Mark Dion zielt auf Serialität ab und bemüht die altehrwürdige Wissenschaftstradition der Enzyklopädie. Mark Dion ist aber auch Psychologe, der den Besucher dazu bringt, über sich selbst als Typ nachzudenken. Schließlich ist jeder Mensch ein Jäger. Wie ein roter Faden zieht sich die künstlerische Untersuchung des Themas „Natur“ durch das Werk dieses außergewöhnlichen Künstlers. Seine Arbeiten erforschen die Ordnungsprinzipien des Kreatürlichen und lassen auch den Betrachter zum Sammler, Forscher und Abenteurer werden.
Charakteristisch für die künstlerische Arbeitsweise von Mark Dion sind die Überschneidungen von Fiktion und Realität, Kunst und Dokumentation. Mit der Ausstellung Concerning Hunting in der Gerisch-Stiftung in Neumünster setzt Dion seine Reihe der künstlerischen Eingriffe an vorgefundenen Situationen fort, welche die Grenzbereiche von Natur und Kultur, Wissenschaft und musealer Dokumentation analysieren. Wichtige Referenzkonzepte hat der amerikanische Künstler beispielsweise für das Naturhistorische Museum Maastricht, das Musée de la Chasse et de la Nature in Paris und das Château de Chambord (Loireregion) entwickelt. Der Gerisch-Skulpturenpark wurde im September 2007 in Neumünster eröffnet und wird in den nächsten Jahren als Naturpark entlang der Schwale erweitert. Die Ausstellung des international bekannten Künstlers ist ein besonderer Beitrag zu dem Rahmenthema des Skulpturenparks, das der künstlerische Leiter, Dr. Martin Henatsch, mit der Frage „Wo liegt Arkadien heute?“ formuliert hat und mit dem die kulturell geprägten Sichtweisen auf Natur im Spiegel der Kunst untersucht werden sollen.

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