Bild:  Robert Delaunay, Fenêtre sur la Ville / Fenster zur Stadt, 1914, Wachsmalerei auf PappeBild: Franz Marc Museum

Kunst im 20. Jahrhundert

Das neue Museum im Voralpenland entwickelte sich in seinem ersten Jahr zu einem Besuchermagneten und begrüßte im Juni 2009 seinen 125000. Besucher.
Franz Marc Park 8-10, D-82431 Kochel am See

Ein Jahr ist seit der Eröffnung des neuen Franz-Marc-Museums im Juni 2008 vergangen. Auf über 700 Quadratmetern präsentiert sich die hinzugewonnene Sammlung Etta und Otto Stangl mit Werken des „Blauen Reiters“, der „Brücke“-Künstler und der Künstlergruppe „Zen 49“, die sich auf die geistigen Prinzipien des „Blauen Reiters“ beruft. Franz Marc und sein Werk stehen weiterhin im Zentrum des musealen Konzepts. Der moderne Erweiterungsbau der Architekten Diethelm & Spillmann, Zürich, erhielt inzwischen mehr als eine Auszeichnung: Das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt (DAM) kürt das neue Franz-Marc-Museum zu einem der 26 besten Bauten in und aus Deutschland 2009/10. Das Haus mit herrlichem Blick auf den Kochelsee vereint hochkarätigen Kulturgenuss inmitten herrlicher Natur mit qualitativ hochwertiger Gastronomie und lädt so zum Verweilen ein. Ein umfangreiches Angebot an Kursen, Workshops und ein wachsendes Rahmenprogramm bieten den Bewohnern und Gästen der Region ein zusätzliches interessantes Freizeitprogramm.
Auf den Tag genau ein Jahr nach Eröffnung des neuen Franz-Marc-Museums wird die bisher umfassendste Sonderausstellung präsentiert:

Der Große Widerspruch. Franz Marc zwischen Delaunay und Rousseau
Im Kreis des „Blauen Reiters“, der deutschen Avantgardebewegung um Franz Marc und Wassily Kandinsky, ist das Interesse für Frankreich groß: Man reist nach Paris, trifft dort französische Malerkollegen und setzt sich mit aktuellen Tendenzen auseinander. Franz Marc lernte Robert Delaunay 1912 in Paris kennen und war fasziniert von den „Fensterbildern“, die er in seinem Atelier bewundern konnte. Delaunay inspirierte auch die Freunde Marcs vom „Blauen Reiter“, was auch im gleichnamigen Almanach von 1912 zum Ausdruck kam.
Bei der Suche nach Grundlagen für eine „neue“ Kunst erweckte der große Naive Henri Rousseau ebenso tiefe Bewunderung und Faszination. Stand Robert Delaunay im Almanach Der Blaue Reiter für die große Abstraktion, so repräsentierte Rousseau die große Realistik.
Der Spannungsbogen zwischen diesen beiden Polen ist Thema der Ausstellung, die sich damit auch einer wichtigen Episode des deutsch-französischen Dialogs im 20. Jahrhundert widmet.
Die Ausstellung will diese zwei unterschiedlichen – scheinbar widersprüchlichen – Perspektiven ins Auge fassen, die den „Blauen Reiter“ geprägt haben: die Faszination für die „große Abstraktion“, vertreten durch den französischen Kubisten Robert Delaunay, und die Begeisterung für die „große Realistik“, die im Werk des genialen Naiven Henri Rousseau verehrt wird.
Schlaglichtartig wird die Ausstellung Aspekte einer Kunst beleuchten, die bei aller Modernität auf eine hinter der Zivilisation und der gesellschaftlichen Konvention liegende Ursprünglichkeit zurückgreifen will. In diesem Bestreben werden den Künstlern des „Blauen Reiters“ außereuropäische Kunstwerke zum Vorbild, ebenso wie bayerische Volkskunst, Kinderzeichnungen, die französische Avantgarde oder mittelalterliche Madonnen.
Diese Vielfalt schlägt sich im Almanach Der Blaue Reiter nieder, der 1912 von Franz Marc und Wassily Kandinsky herausgegeben wird. Sie zeigt sich auch im Künstlerkreis des „Blauen Reiters“, den kein stilistischer Gleichklang verbindet. Jeder Künstler geht seinen eigenen Weg in der Überzeugung, dass der „innere Klang“ des Werks seine äußere Form bestimmt.
Dies führt die Ausstellung an exemplarischen Werkgruppen von Marc, August Macke, Kandinsky, Paul Klee, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky, Arnold Schönberg, Delaunay und Rousseau vor Augen, wobei bedeutende Leihgaben aus deutschen und internationalen Sammlungen den eigenen Bestand erweitern.
Ergänzend zur Ausstellung findet ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Lesungen, Filmen und Workshops statt.

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