Olivia TrummerSidi Larbi Cherkaoui Babel

Ludwigsburger Schlossfestspiele 2010

Das Fest der Interpreten - „Es gibt keine Fakten, nur Interpretationen.“ Friedrich Nietzsches Satz steht wie ein Motto über den 78. Ludwigsburger Schlossfestspielen. In über 70 Veranstaltungen wird ein neuer Blick auf Musik, Tanz, Schauspiel und Literatur gewagt.
Marstallstraße 5, D-71634 Ludwigsburg

„Es wäre ein Traum, wenn wir Musik, die wir durch und durch zu kennen meinen, noch einmal ganz neu hören könnten!“ Diese Vision hat der neue Festspielleiter Thomas Wördehoff für sein Festival. Darum haben er und sein ­Stellvertreter, Uwe Schmitz-Gielsdorf, Künstler eingeladen, „die uns anregen, die unsere Neugier wecken. Künstler, die zusammen mit uns scheinbar vertraute Werke großer Komponisten und Autoren neu entdecken.“
Das führt zu ganz unterschiedlichen, stets faszinierenden Konzepten. So überrascht die Tiroler Musicbanda Franui mit der Interpretation von Liedern Gustav Mahlers auf Volksmusikinstrumenten, Sven-Eric Bechtolf – der künftige Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele – versteht Shakespeares Richard II. als großen Monolog, und Gitarrist Marc Ribot nähert sich schließlich mit Klängen schwarzer Funk-Musik dem amerikanischen Musikavantgardisten John Cage.

Im Eröffnungskonzert von Chor und Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele mit Chefdirigent Michael Hofstetter erklingen nicht nur Klassiker von Gustav Mahler und Béla Bartók, sondern auch die Uraufführung von Wolfgang Mitterers Vokalwerk Der Traum vom Sein. In ­einem weiteren Konzert wird Koan, das neue Werk Richard van Schoors, in Spannung zu Wolfgang Amadeus Mozarts ­Requiem gesetzt, das in seiner Fragmentfassung gespielt wird.

Auch in diesem Jahr sind mit Diana Damrau, Christine Schäfer, Vesselina Kasarova, Angelika Kirchschlager, Nuria ­Rial, Dominique Visse, Michael Maniaci und Bo Skovhus wieder hochkarätige Gesangsstars in Ludwigsburg zu Gast.

Einen künstlerischen Schwerpunkt bilden die drei Konzerte von Christina Pluhar und L’Arpeggiata. Die 14-köpfige, vor Experimentierfreude und Musizierlust schier überschäumende Truppe beweist, wie frisch und zeitlos „Alte Musik“ klingen kann. Das jüngst mit dem renommierten „Echo Klassik“ ausgezeichnete Ensemble zeigt erstmals die Barockgala Notte d’amore – eine Eigenproduktion der Schlossfestspiele.

In seiner neuesten Choreografie Out of Context – for Pina verneigt sich der belgische Tanzmagier Alain Platel vor der großen, im letzten Jahr verstorbenen Erneuerin des Tanzes, Pina Bausch. Mit Babel [Words] wird der dritte Teil der Tanztheatertrilogie des gefeierten flämisch-marokkanischen Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui vorgestellt, die erstmals komplett in Deutschland zu sehen ist.

Die Vielzahl neuer Ansätze, neuer Werke, spannender Verbindungen von Genres und Künstlern – kurzum: neuer Interpretationen – wird durch neue Reihen ergänzt, die in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden: „Solitudine“ mit jeweils einem Soloinstrumentalisten, eine Literaturporträtserie mit großen Schauspielern sowie „Song Conversa­tion“, musikalische Dialoge unterschiedlicher Stile und Musikerpersönlichkeiten.

Im spektakulären Klassik Open Air & Feuerwerk zünden bereits George Gershwins unwiderstehliche Rhythmen, bevor ein feierliches Feuerwerk den Nachthimmel erhellen wird. Mit der Filmmusikgala zu Ehren von Irmin Schmidt steht am Ende des Festivals wieder ein Beginn: Denn auch Filmmusik soll künftig einen festen Platz bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen haben.

Informationen
Ludwigsburger Schlossfestspiele
3. Juni bis 31. Juli 2010
Karten & Infos:
Tel. (+49-71 41) 93 96 36
www.schlossfestspiele.de

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