Das Wilhelm Tell-Projekt
Am Freitag, dem 4. September 2009, wird Schillers Wilhelm Tell in der Regie von Matthias Brenner im Großen Haus seine Premiere erleben.
Tell, der Mythos des Freiheitskampfs, der Terrorist, der die Gründung der Schweizer Nation überhaupt erst möglich machte, steht dann im Zentrum des Geschehens. Ebenso zentral für dieses Drama ist die Frage nach dem Widerspruch von Freiheit, Nationalismus und Gewalt. Argwöhnisch betrachtet von den Mächtigen, wurde es sowohl im nationalsozialistischen Deutschland wie in der DDR nur äußerst selten gespielt.
Im Oktober folgt Gioacchino Rossinis Bearbeitung dieses Stoffs. Die Premiere der Oper Wilhelm Tell (Guglielmo Tell) findet am 2. Oktober statt. Rossini stellt nicht den Unabhängigkeitskampf der Eidgenossen ins Zentrum seiner Betrachtungen, vielmehr geht es ihm um die Beziehungen der handelnden Personen. Und hiefür komponierte er eine faszinierende Musik; hervorzuheben ist beispielsweise die Arie des Arnold, die dem Sänger wegen ihrer vielen hohen C einiges abverlangt.
Beide Interpretationen des Tell-Stoffs werden auch an Wochenenden gemeinsam angeboten, sodass sich die Reise nach Meiningen doppelt lohnt. „Schillernde Opern“ heißt es ab Oktober, wenn sich unter der Leitung von Operndirektor Dr. Klaus Rak das Ensemble des Meininger Theaters verschiedener Arien und Szenen aus Opern nach Dramen Friedrich Schillers annehmen wird.
Auch Schillers persönlichen Beziehungen zu Meiningen trägt das Programm des Südthüringischen Staatstheaters Rechnung. Die Schwester des Dichters lebte in Meiningen, und er selbst fand nach seiner Vertreibung aus Stuttgart Asyl im zwölf Kilometer entfernten Bauerbach. Dort schrieb er seine Luise Millerin – besser bekannt als Kabale und Liebe – und die ursprüngliche Fassung des Dom Karlos. Diese beiden „Meiningen“-Stücke sind ebenfalls Bestandteil des Spielplans im Schiller-Jahr. Mit dem Dom Karlos gelang es dem Meininger Theater einmal mehr, einen klassischen Stoff für unsere Gegenwart aufzuschließen, ohne ihn zerbrechen zu müssen.
Mit Kabale und Liebe gastieren die Meininger am 10. und 11. November im Shanghai Oriental Center, am 12. und 13. November in Peking.
Aber das Schiller-Jahr wird nicht mit dem 31. Dezember 2009 enden. In Koproduktion mit dem Landestheater Eisenach produziert das Meininger Theater Schillers Bearbeitung des Egmont von Johann Wolfgang von Goethe. Dieses 1804 uraufgeführte Freiheitsdrama wird in der Inszenierung von Rudolf Frey und mit der von Ludwig van Beethoven 1809 für das Wiener Burgtheater komponierten Musik gezeigt. Die Premiere findet am 30. Januar 2010 im Landestheater Eisenach statt. Ab 24. April 2010 ist Egmont dann auch in Meiningen zu sehen.
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